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Das Quartett Fattigfolket weist einige Besonderheiten auf – es fängt mit der „Länderkonstellation“ der Bandmitglieder an: Zwei Musiker stammen aus Norwegen und zwei aus Schweden. Und zum gemeinsamen Musikmachen zusammengefunden haben sie sich im Jahre 2000 in Dänemarks Hauptstadt Kopenhagen. In der Besetzung Trompete (Gunnar Halle), Saxophon/Klarinette (Hallvard Godal), Bass (Putte Johander) und Drums (Ole Morten Sommer) spielen die vier dann auch noch einen Jazz, der manchmal eher folkig als jazzig klingt. Kurz: Fattigfolket machen Musik, die sich aus Quellen innerhalb und außerhalb der Genregrenzen des Jazz speist. Eine Musik, die äußerst lebendig, bewegt und bewegend daherkommt. JazzZeitung: Im kommenden Jahr, 2012, werdet ihr auf eine zwölfjährige Geschichte von Fattigfolket zurückblicken. Hättet ihr bei der Gründung der Band geglaubt, dass ihr so lange zusammenbleiben würdet? Fattigfolket: Hätten wir sicher nicht – wenn wir damals darüber
nachgedacht hätten! Wir hatten aber gar keine Erwartungen an die
Zukunft, als es losging. Ich erinnere mich an unser erstes Konzert mit
selbstkomponierter Musik. Das war ja ganz hübsch, dachten wir bei
uns. Lasst uns das nochmal machen! Tja, und das taten wir... Fattigfolket: Es fühlt sich immer noch frisch an. Sogar bei den Konzerten, die wir kürzlich hatten, passierte immer etwas Unvermutetes, etwas Neues! Es gibt also gemeinsam noch viel zu entdecken. JazzZeitung: In all den Jahren ist „Park“ erst euer drittes Album. Sonderlich produktiv wirkt das gerade nicht... Fattigfolket: Die ersten beiden Alben folgten kurz aufeinander, weil wir ja den „Tremplin Jazz d‘Avignon“ European Jazz Contest gewonnen hatten, kurz nachdem unser Debüt erschienen war. Eine CD-Aufnahme war aber nun mal Teil des Preises, also mussten wir gleich wieder ran. Die Stücke, die wir dann aufnahmen, waren durch die Bank brandneu. Dieses Mal wollten wir nur Songs aufnehmen, die zur Genüge erprobt sind. Das zog sich hin. JazzZeitung: Kommen wir mal zur CD und ihrem Titel. Ein „Park“ repräsentiert ja eine gezähmte Form der Natur, im Gegensatz zur „ungezähmten“ Natur in Norwegen oder Schweden. Wolltet ihr etwas in dieser Richtung ausdrücken? Fattigfolket: Auf eine Art, ja. Wenn wir Musik komponieren oder improvisieren, dann holen und „zähmen“ wir Elemente wie Rhythmen, Töne, Klänge und Formen, die wir der „wilden“ Umgebung des musikalischen Universums entreißen. Und dann domestizieren wir sie, inszenieren sie gemäß unserer Vorstellungen. Hmm, schönes Bild! (lacht) JazzZeitung: Parks als Freiräume zur Entspannung. Nutzt ihr die auf diese Weise, wenn ihr auf Tour seid? Sozusagen als „Natur light“? Fattigfolket: Naja, außer zu entspannen, kann man sich in einem Park auch prima fokussieren. Und in der Nähe eines Parks findet sich häufig auch ein guter Platz zum Essengehen und möglicherweise auch eine Location für ein Konzert... Natürlich liebe ich auch die „richtige“ Natur. Ich stehe aber nicht darauf, wochenlang bei strömendem Regen in den Bergen zu wandern, im Zelt zu schlafen – alles ist nass, brr! Essen aus der Dose... Manche Norweger aber lieben das geradezu. JazzZeitung: Stichwort Skandinavien – da hört man ja deutliche Einflüsse von skandinavischem Folk in der Musik auf „Park“. Ist das etwas wie ein gemeinsamer Nenner von euch vier? Fattigfolket: Ja, dazu haben wir schon alle einen Bezug. In letzter Zeit habe ich aber auch die traditionelle Musik anderer Länder und Weltgegenden studiert. Speziell die aus Mosambik, Simbabwe und Mali. Die ist nämlich wunderschön und hat eine ungeheure Tiefe! Im Jahr 2008 lebte und arbeitete ich in Maputo, in Mosambik, und kam dabei mit phantastischen Musikern zusammen. Kurz danach auch mit Musikern aus Simbabwe, deren Musik eine solche Kraft und Offenheit besitzt, dass sie eine gewaltige Anziehungskraft auf mich entwickelt hat. JazzZeitung: Euer Bandname kann in etwa übersetzt werden mit „Das arme Volk“, und eure Website erzählt von eurer Philosophie des Teilens, wie ihr es aus der Zeit eurer Großeltern kennen würdet. Was meinst du, was läuft falsch in der Welt und könnt ihr als Band vielleicht etwas daran ändern? Fattigfolket: Ich habe das Gefühl, dass man in der Gesellschaft nicht mehr teilt, sondern sich miteinander vergleicht. Und es gibt viele neue Dinge, die aber nicht hergestellt werden, weil man sie benö-tigt. Sondern für die, im Gegenteil, ein Bedürfnis künstlich erzeugt wird. Ich glaube, dass das gerade in dieser Kombination sehr schlecht für uns alle ist. Auf kurze, wie auf längerer Sicht. Für die Menschen und für die Umwelt. Aber die Kultur kann Richtungen, Werte aufzeigen. Wie das Teilen miteinander. Es wäre schön, wenn jemand diese Idee in unserer Musik hört. Aber wir sind nun mal nur ein winzig kleines Rädchen im Räderwerk. Interview: Carina Prange CD-Tipp Fattigfolket: Park |
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