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Damit hätte wohl niemand gerechnet. Am Mittleren Ring, Ecke Lerchenauer Straße in der bayerischen Landeshauptstadt München öffnete man vor knapp drei Jahren erstmals die Pforten für den BMW Welt Jazz Award. Und die Leute stürmten an diesem eiskalten Sonntagmorgen in den imposanten Doppelkegel hinein wie Schnäppchen-Süchtige in ein Kaufhaus am ersten Sommerschlussverkaufstag. Die Hausherren und ihre engagierten Mitarbeiter staunten nicht schlecht, als nach ein paar Minuten klar war, dass der geräumige Gebäudeteil längst nicht all die Menschen würde fassen können, die Einlass begehrten. Also entschloss man sich, die Premiere auch auf eine Videoleinwand im Auditorium der BMW Welt zu übertragen. Über drei Monate und sechs Einzelkonzerte immer das gleiche Bild: übervolle Hütte, erwartungsvolle Gesichter, frenetischer Jubel. So war es dann auch in den beiden Folgejahren, mit dem kleinen Unterschied, dass immer mehr Menschen schon früh anstanden und ungeduldig darauf warteten, dass sich die Türen auftaten.
Die ersten drei Durchgänge des BMW Welt Jazz Awards brachten durchaus einen großen Erkenntnisgewinn. 1: Jazz muss nicht immer ein Nischendasein fristen und 2: man sollte die Urteilskraft, die Geschmackssicherheit und Offenheit des nicht unbedingt fachkundigen Publikums nicht unterschätzen – gerade in Zeiten, in denen viele Medien ihre Konsumenten für blöde verkaufen. Von den bislang 18 Bands, die sich den eigens geschaffenen Pokal und € 10.000 Preisgeld zu erspielen versuchten, bot keine einzige allzu Gefälliges oder suchte den Weg des geringsten musikalischen Widerstands – dank der klugen Vorauswahl der fünfköpfigen Jury und ihres Vorsitzenden Oliver Hochkeppel von der Süddeutschen Zeitung. Und es sprach für die Zuhörer, dass sie etwa der anspruchsvollsten Gruppe des ersten Jahrgangs, dem Trio [em] um den Pianisten Michael Wollny den Publikumspreis zugestanden. Jedes Jahr haben sich die Macher des BMW Welt Jazz Awards ein neues Wettbewerbsthema ausgedacht. 2009 durften sich Piano Trios miteinander messen. 2010 holten diverse Stimmkünstler Verblüffendes aus ihren Kehlen. Und 2011 stand unter dem Motto „Two Horns and More“. Wenn es im kommenden Januar wieder los geht, gehen sechs Bands an den Start, die die Metropolen, aus denen sie stammen, bestes repräsentieren: aus Paris reist das Eric Truffaz Quartet an, aus Barcelona macht sich das Augusti Fernandez Aurora Trio auf den Weg nach München. Aus Tokyo jettet Hoppy Kamiyama in die weißblaue Austragungsstadt. Brooklyn ist die Heimat des Dan Tepfer Trios und Mathias Eick ist in Oslo zuhause. Aus Wien kommt schließlich der letzte freundliche Kombatant: der Gitarrist Wolfgang Muthspiel. Über die Leistungen der einzelnen Gruppen befindet eine heuer erstmalig umbesetzte Jury. Nach wie vor dabei sind Oliver Hochkeppel, Roland Spiegel (BR) und Andreas Kolb (Jazzzeitung, Neue Musikzeitung). Neu dazu kommen Christiane Böhnke-Geisse (Programmchefin der Münchner Unterfahrt) und Heike Lies (vom Kulturreferat) – sie ersetzen Jason Seizer und Fee Schlennstedt. Wir wünschen diesen Fünf ein sicheres Händchen und den Künstlern bestes Gelingen. Ssirus W. Pakzad
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