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Will Friedwald: A Biographical Guide to the Great Jazz and Pop Singers, Pantheon Books, New York, 812 Seiten Keine Frage: dies ist ein Standardwerk und zugleich das Magnum Opus des wohl besten Kenners des Jazz- und Popgesangs. Will Friedwald hat dabei einen ungewöhnlichen, aber sinnvollen Ansatz gewählt: er schreibt über alle bedeutenden Sänger und Sängerinnen, die ausschließlich, überwiegend oder gelegentlich Songs aus dem Great American Songbook gesungen haben, gleich in welcher Stilistik. So finden wir hier die frühen Broadwaystars (Al Jolson, Eddie Cantor, Sophie Tucker u.a.) ebenso wie all die Bandsänger und -Sängerinnen der 30er- und 40er-Jahre (und später), Cabaretsängerinnen (Mabel Mercer u.a.), Singing Songwriters (Hoagy Carmichael, Harold Arlen, Johnny Mercer),Hollywood Divas (Alice Faye, Dorothy Lamour, Shirley Temple, Betty Hutton) und viele mehr (auch jüngere, die sich heute mit diesem Repertoire beschäftigen), dazu unter “Extras” auch Bob Dylan, Mahalia Jackson, Elvis Presley, Bessie Smith und Hank Williams — insgesamt 205 Namen, darunter auch einige aus Europa und sogar einen aus Deutschland: Marlene Dietrich. Manche mögen überraschen, wie Woody Herman, aber Friedwald nennt in jedem Fall genügend Gründe für seine Wahl. Aber warum fehlen Marlena Shaw, Ethel Ennis und Mose Allison? Der Autor schrieb zehn (!) Jahre an diesem Buch. Wer die 812 engbedruckten Seiten durchgearbeitet hat, leistete eine Menge Arbeit, wird aber reich belohnt mit eine schier unermessliche Fülle von Fakten, zahlreichen Querverweisen, vielen Plattenempfehlungen, Darlegungen von Zusammenhängen, überraschenden Erkenntnissen, witzigen Formulierungen und treffenden Bemerkungen. Auch die Interpretation von Textstellen wird immer wieder analysiert — das Great American Songbook besteht ja nicht nur aus Melodien. Immer spannend, zugleich unterhaltsam, bisweilen polemisch, ist diese Arbeit höchst empfehlenswert. Adam Machado: Hear me howling! Blues, Ballads & Beyond as recorded by Chris Strachwitz in the 1960s, mit vier CDs und zahlreichen Fotos, ARHOOLIE RECORDS, El Cerrito, USA, 136 Seiten Chris Strachwitz wurde am 1. Juli 1931 in Groß Reichenau (Niederschlesien) geboren. Als Flüchtling kam er 1945 nach Braunschweig. 1947 emigrierte die Familie in die USA (er hatte auch amerikanische Vorfahren: zwei davon waren Senatoren von Nevada gewesen). In Kalifornien besuchte er die High School, wurde amerikanischer Staatsbürger und kam 1954 als Soldat nach Salzburg. Nach Abschluss eines Ingenieurstudiums gründete er 1960 ARHOOLIE RECORDS, das er mit viel Musikverständnis zu einem der bedeutendsten Blueslabels der Welt machte. Sein musikalisches Credo drückte er so aus: „Rhythm is what drove me - rhythm and raw emotions“, (S. 16). Das brachte ihn auch in Kontakt mit anderen Musikformen wie Gospel, Country, Zydeco, Folk, Jazz (New Orleans, Avantgarde) und ganz besonders mit mexikanischer Musik. Manche älteren Musiker verdanken ihm ihre (Wieder) Entdeckung, viele jüngere die Begegnung mit jenen. Der Autor beschreibt zunächst die kalifornische Folk- und Bluesszene jener Jahre und geht dann ausführlich auf die 72 Titel (von 39 Solisten bzw. Gruppen) auf den beiliegenden CDs ein, viele von ihnen unveröffentlicht oder noch nie auf CD erschienen. Von Jesse Fuller (1955 aufgenommen) bis Sonny Simmons (1970) gibt es ein buntes Spektrum an Musik, darunter auch bei uns kaum bekannte, aber sehr bemerkenswerte Künstler wie The Joy Of Cooking (die Gruppe heißt wirklich so!), Perry Lederman, Stanley Willis und Smiley Winters. Text und Musik werden noch ergänzt durch eine Vielzahl von sehr gut reproduzierten ausdrucksstarken Fotos. Maximilian Hendler: Syncopated Music: Frühgeschichte des Jazz, Akademische Druck- und Verlagsanstalt, Graz, 270 Seiten In diesem sehr zum Nach- und Weiterdenken anregenden Buch, einer Fortsetzung der „Vorgeschichte des Jazz“ vom gleichen Autor, fasst Maximilian Hendler Coon Song, Cakewalk und Ragtime unter dem Begriff „Syncopated Music“ zusammen und untersucht sie anhand zahlreicher Aufnahmen und Notenbeispielen. Das führt zu vielen Überlegungen und G danken, die ihrerseits zu neuen Fragen Anlass geben. Nachdem das Buch im Untertitel „Frühgeschichte des Jazz“ heißt, muss da nicht auch die Brass Band Musik in New Orleans mit einbezogen werden und (möglicherweise) auch die Frühgeschichte des Harlem Stride Piano? Das Swingen ist das rhythmische Grundprinzip des Jazz bis in Latin Jazz, Free Jazz und Rock Jazz hinein. Wo, wann und durch wen ist es entstanden? Was ist das Wesentliche daran? Die übliche Triolenerklärung reicht nicht aus. Sie ist viel zu oberflächlich. Es geht um eine Überlagerung von Bewegungsmomenten (daher die Unmöglichkeit einer genauen Fixierung mit unserer Notenschrift). Dies wird von synkopischen Wirkungen begleitet, die aber nicht den Kern des Ganzen darstellen. Dann gibt es da – wie immer – eine Qualitätsfrage. Sind die Aufnahmen von Coon Song, Cakewalk und Ragtime alle von hoher musikalischer Qualität? Was sind deren Merkmale? Joe Viera |
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