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Manchmal trägt der Jazz ein intensives Blau, durchzogen von wild gezackten, dunklen Linien. In schwarzen, an den Rändern auslaufenden Streifen fließt der Blues dahin. Hubert Berke, documenta-Künstler und Mitglied der Gruppe ZEN 49, fand im Jazz der 50er-Jahre eine Entsprechung zu seiner eigenen Malerei. Für Erscheinungen wie die Improvisation, rhythmische Verschachtelungen und Texturen aus übereinander geschichteten Melodielinien fand er einen bildlichen Ausdruck. Der 1979 verstorbene Berke war einer der Schüler Paul Klees, bevor dieser 1933 von seinem Lehrstuhl an der Kunstakademie Düsseldorf vertrieben wurde. Zu Klees Meisterschülern gehörten auch der Fotograf und abstrakte Maler Eugen Batz, die Schweizer Malerin Petra Petitpierre oder der experimentell orientierte Künstler August Preusse. Maxi Sickerts umfangreicher Kunstband beleuchtet das Schaffen von sechs Düsseldorfer Meisterschülern Paul Klees und ihren Einfluss auf die deutsche Nachkriegskunst. Jazzaffin waren sie allesamt. Keiner von ihnen ließ sich jedoch in seiner Kunst so intensiv auf die neuen Klänge ein wie Hubert Berke. JazzbilderSeine Serie von „Jazzbildern“ beginnt 1952 nach einem Konzert von Louis Armstrong in Köln. In der Musik des Trompeters entdeckt Berke eine Parallele zu seiner eigenen Herangehensweise an die Malerei; er malt Farbflächen, aus denen sich die Konturen von Instrumenten und Noten herauslösen. Vom Jazz beeinflusst entstehen Papierarbeiten sowie Ölbilder mit Titeln wie „Negro Spiritual“, „Back Water Blues“ und „Improvisation“. Berke, der die Musiker bei Proben und Konzerten beobachtete, malt eine Musik, die neu und frei ist. Mal aufregend und rasant, dann wieder melancholisch und einsam. Die Publikation ist mit ihren 350 Seiten besten Papiers nicht nur im übertragenen Sinne ein Schwergewicht. Die deutsch-englischen Hintergrundtexte und Interviews gehen in die Tiefe; rund zwei Drittel des Bandes sind farblich bebildert. Im Kapitel über Berke wird die erstaunliche, zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changierende Vielseitigkeit dieses Künstlers offenbar: von den heimlichen abstrakten Bildern aus den Dreißigern über Nagelplastiken und bewegliche Skulpturen bis hin zu schlichten Porträts und Stillleben. Die Originale sind in der Berliner Galerie Zellermayer zu sehen. Antje Rößler Buch-TippMaxi Sickert: „Aus der Form geboren. Über die Schüler von Paul Klee an der Kunstakademie Düsseldorf und ihr Einfluss auf die deutsche Kunst nach 1945“, 352 Seiten, ISBN 978-3-938763-31-5, Broecking Verlag Berlin 2011, € 120.-
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