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Jazzzeitung

2011/05  ::: seite 17

rezensionen

 

Inhalt 2011/05

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Michel Petrucciani no chaser: Feuilleton!

TITEL - Musik am Rand?
Zum 12. Darmstädter Jazzforum

DOSSIER - The Best Die Young
Ungelebte Lebensläufe · Von Hans-Jürgen Schaal

Berichte
Leipziger Jazztage // „Jazz auf Reisen“-Jubiläum mit Dusko Goykovich im Neuburger Birdland // Jazzfestival Saalfelden 2011 // Jazz Festival Viersen 2011 // Willisau Jazz Festival 2011

Portraits
Eddie „Lockjaw“ Davis // Pianist Stefano Battaglia // Quartett Fattigfolket // Sängerin Yara Linss // Nürnbergs Jazz-Szene // Matthias Winckelmann // Walter Bittners Zakedy Music

Jazz heute und Education
Die neue Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik in Freiburg // Der BMW Welt Jazz Award im dritten Jahr // Unter der Lupe: das Bayerische Jazzinstitut in Regensburg // Abgehört: Im Zick-Zack aus der Stadt
John Scofields Solo über „Out Of The City“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

 

Improvisation mit Pinsel

Manchmal trägt der Jazz ein intensives Blau, durchzogen von wild gezackten, dunklen Linien. In schwarzen, an den Rändern auslaufenden Streifen fließt der Blues dahin. Hubert Berke, documenta-Künstler und Mitglied der Gruppe ZEN 49, fand im Jazz der 50er-Jahre eine Entsprechung zu seiner eigenen Malerei. Für Erscheinungen wie die Improvisation, rhythmische Verschachtelungen und Texturen aus übereinander geschichteten Melodielinien fand er einen bildlichen Ausdruck.

Der 1979 verstorbene Berke war einer der Schüler Paul Klees, bevor dieser 1933 von seinem Lehrstuhl an der Kunstakademie Düsseldorf vertrieben wurde. Zu Klees Meisterschülern gehörten auch der Fotograf und abstrakte Maler Eugen Batz, die Schweizer Malerin Petra Petitpierre oder der experimentell orientierte Künstler August Preusse.

Maxi Sickerts umfangreicher Kunstband beleuchtet das Schaffen von sechs Düsseldorfer Meisterschülern Paul Klees und ihren Einfluss auf die deutsche Nachkriegskunst. Jazzaffin waren sie allesamt. Keiner von ihnen ließ sich jedoch in seiner Kunst so intensiv auf die neuen Klänge ein wie Hubert Berke.

Jazzbilder

Seine Serie von „Jazzbildern“ beginnt 1952 nach einem Konzert von Louis Armstrong in Köln. In der Musik des Trompeters entdeckt Berke eine Parallele zu seiner eigenen Herangehensweise an die Malerei; er malt Farbflächen, aus denen sich die Konturen von Instrumenten und Noten herauslösen. Vom Jazz beeinflusst entstehen Papierarbeiten sowie Ölbilder mit Titeln wie „Negro Spiritual“, „Back Water Blues“ und „Improvisation“. Berke, der die Musiker bei Proben und Konzerten beobachtete, malt eine Musik, die neu und frei ist. Mal aufregend und rasant, dann wieder melancholisch und einsam.

Die Publikation ist mit ihren 350 Seiten besten Papiers nicht nur im übertragenen Sinne ein Schwergewicht.

Die deutsch-englischen Hintergrundtexte und Interviews gehen in die Tiefe; rund zwei Drittel des Bandes sind farblich bebildert. Im Kapitel über Berke wird die erstaunliche, zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit changierende Vielseitigkeit dieses Künstlers offenbar: von den heimlichen abstrakten Bildern aus den Dreißigern über Nagelplastiken und bewegliche Skulpturen bis hin zu schlichten Porträts und Stillleben.

Die Originale sind in der Berliner Galerie Zellermayer zu sehen.

Antje Rößler

Buch-Tipp

Maxi Sickert: „Aus der Form geboren. Über die Schüler von Paul Klee an der Kunstakademie Düsseldorf und ihr Einfluss auf die deutsche Kunst nach 1945“, 352 Seiten, ISBN 978-3-938763-31-5, Broecking Verlag Berlin 2011, € 120.-

Zellermayer Galerie
Ludwigkirchstrasse 6,
10719 Berlin

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