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Tick-e-tack-e, vier, fünf Kadenzen, tonale Testballons: Viel näher kann man der Quintessenz des Funk nicht kommen. Nils Wülker lässt seine Rhythmusgruppe abrupt und radikal auf fast null herunterfahren, um mit seiner Trompete den Raum zwischen dem Nichts und dem reinen Groove auszuloten. „Threesomething“ heißt das Stück, das der 33-jährige Bonner und seine Nils Wülker Group, erweitert um den Gitarristen Arne Jansen, Ende März in der Hamburger Fabrik präsentieren. Der Vorgeschmack des taufrischen Albums „6“ hält sich quasi idealtypisch an das Credo der Funksaxophonlegende Pee Wee Ellis: „Funk is, what you don’t play“ – das Wesen des Funk besteht in der Auslassung.
Ungefähr in der Mitte des neunminütigen Stücks wird Wülkers Solo zum Solo im wörtlichen Sinne, bevor das Sextett wieder ihren Groove-Zug losrauschen lässt. Dampf machen Edward Maclean mit sublim gezupftem oder knackig geslapptem E-Bass und Jens Dohle, der seine Snaredrum wie Gleise rattern lässt. Um das Getriebe kümmert sich Arne Jansen per schnörkellosem E-Gitarren-Antrieb. Lars Duppler kleidet den Fahrgastraum mit wabernden Klangteppichen seines Fender Rhodes E-Pianos aus. Erst klingt das alles wie gut gemachter, für Loungeclubs tauglicher Acid-Jazz, ein moderner geschmeidiger Doo-Bop nach Art des Meisters Miles Davis, Funk, der am Hardbop kratzt, Horace Silver im modernen Gewand. Bis zum Auftritt der Hörner. Jan von Klewitz reißt aus, lässt sein Altosax raunzen und rülpsen, jauchzen und röhren, während der Begleitzug zwischendurch immer wieder gekonnt ins Stocken gerät. Dann Wülkers erwähntes Solo, gespickt mit hippen, kraftvollen Harmonizer-Passagen, dann ein Chorus, die Reprise – und die Nils Wülker Group lässt ihre Fahrt gemütlich dorthin ausklingen, wo sie begonnen hat: im Nichts. Markus Klohr
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