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Jazzzeitung

2010/01  ::: seite 11

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Inhalt 2010/01

Inhaltsverzeichnis

STANDARDS

Editorial / break / Nachrichten aus der Jazzszene / kurz, aber wichtig Jazzlexikon: Leonard Gaskin Farewell: Gigi Campi


TITEL -
Metamorphosen
Zum 100. Geburtstag von Django Reinhardt


Berichte

Chiemgauer Band LaBrassBanda // Dresdens Jazztage 2009 // Nachklänge vom JazzFest Berlin 2009 // Preview: „Annual Arbors Records Party“ in Florida, Teil 1 // Fritz Rau wird 80 und geht auf Tour


Portraits

Klaus Kugels und Albrecht Maurers Label NEMU Records // Markus Geiselhart // Bratschistin, Komponistin und Sängerin Katrin Mickiewicz // Solveig Slettahjell // Boris Vian


Jazz heute und Education
Die Kulturhauptstadt Europas und der Jazz // VOC COLOGNE – Impulsgeber für junge A-cappella-Ensembles // Abgehört: Keith Jarretts Solo über „What Is This Thing Called Love“

Rezensionen und mehr im Inhaltsverzeichnis

Und kein bisschen müde...

Fritz Rau wird 80 und geht auf Tour

Am Anfang war der Blues, zumindest in der musikhistorischen Logik. In Fritz Raus Leben als Musikveranstalter allerdings kam der Jazz früher vor: Als Hörer, Veranstalter und nicht zuletzt auch als Freund von Musikern kam Rau in den frühen fünfziger Jahren mit dem deutschen Jazz in Berührung; das hat er dem Jazz und den Musikern nie vergessen: Der Jazz, sagt er, habe aus dem Hitlerjungen Fritz Rau einen Demokraten gemacht und ihn an Körper, Geist und Seele entnazifiziert. Auch war Jazz das musikalische Medium, das ihm die Bekanntschaft mit Horst Lippmann vermittelte.

Das erste Mal, als er sich in ein von Lippmann veranstaltetes Konzert mit Kurt Edelhagen und Caterina Valente einschlich und erwischt wurde; das zweite Mal, als er selbst ein Konzert mit Albert Mangelsdorff in der Heidelberger Stadthalle veranstaltete. Horst Lippmann, der wichtigste Impresario, Anreger und Veranstalter des deutschen Jazz, lud ihn zur Zusammenarbeit ein. So entstand das überaus haltbare Duo Lippmann + Rau, das seine Kooperation zu einer der bedeutenden Marken im internationalen Konzertbetrieb entwickelte und mit internationalen Veranstaltungen wie dem American Folk Blues Festival der innovativste und vermutlich folgenreichste europäische Konzertveranstalter nach dem Zweiten Weltkrieg war.

Fritz Rau spielt seinen Anteil daran gern herunter: Er sei ja nur, sagt er dann, ein einfacher Kartenverkäufer gewesen, manchmal nennt er sich auch Lippmanns Kofferträger. Daraus spricht keine falsche Bescheidenheit, sondern ein realistischer Blick in die Welt. In der Tat waren die Ideen und Visionen, die konzeptionelle Arbeit und das künstlerische Engagement der Anteil, den Lippmann in diese produktive Beziehung eingebracht hat. Rau war, in seiner eigenen Darstellung, in dem Duo derjenige, der auf Ordnung, auf Zahlen, Zahlungen und Verträge achtete und für das alltägliche Funktionieren der zentralen Vorgänge verantwortlich war.

„Buchhalter der Träume“ nennt er seine Existenz- und Arbeitsweise rückblickend, und er vergisst nicht, darauf hinzuweisen, dass ohne eine ordentliche Buchhaltung kaum einer seiner Träume hätte verwirklicht werden können.

Wer Fritz Rau begegnet, mag diese Selbstcharakterisierung dennoch nicht recht glauben. Rau ist kein kühler Rechner und Rechthaber. Er ist aufbrausend, raumfüllend, voller Wärme und Verschrobenheit, stolz und auftrumpfend, freundlich und sentimental, oft zugleich anmaßend und bescheiden, und er glüht immer noch vor Verehrung für die Künstler, die er im Laufe seines langen Backstage-Lebens kennen gelernt und betreut hat. Dabei sind ihm deutsche Jazzmusiker genau so nahe wie die zahlreichen Künstler aus der Pop-Branche, mit denen er gearbeitet hat, von Peter Maffay über Bob Dylan und Joan Baez bis zu Udo Lindenberg und Udo Jürgens. Rau liebt Musik, nicht einzelne Stile und Sparten; und er liebt Künstler, die sich ernsthaft mit ihrer Arbeit befassen. In seiner Bad Homburger Wohnung finden sich Andenken und Erinnerungsstücke mannigfacher Art, ohne ordnende Hierarchie nebeneinander addiert und immer sorgfältig abgestaubt, alle mit dem gleichen Stolz betrachtet und mit der gleichen emotionalen Intensität der eigenen Geschichte zugeordnet. Genau wie all die Anekdoten, mit denen er seine Memoiren „50 Jahre Backstage. Erinnerungen eines Konzertveranstalters“ (Palmyra Verlag, Heidelberg, 2005) bestreitet. Besonders gern erzählt er immer noch mal die Geschichten mit Frank Zappa, mit Jimi Hendrix, mit Marlene Dietrich, nicht zu vergessen die Begegnungen mit Mick Jagger und den Stones, die ihm ein schweres Silber-Service zugeeignet haben.

Rau hat das Organisieren von Konzerten zwar in finanzieller Verantwortlichkeit betrieben, aber nicht des Geldes wegen, betont er. Die neueren Geschäftspraktiken im Konzertbetrieb, die die Kartenpreise in ehedem nicht für akzeptabel gehaltene Höhen treiben, hält er für moralisch und politisch verwerflich, da ist er früh ausgestiegen. Außer dem Konzertveranstalter gab es stets auch den politischen Menschen Fritz Rau, der mit den Achtundsechzigern behutsam sympathisierte, obwohl sie seine Konzerte zu stürmen pflegten, der recht früh Mitglied der Grünen war und als Wahlwerbungs-Veranstaltung 1983 die „Grüne Raupe“ organisierte. Danach allerdings trat er aus der Partei aus, in der Überzeugung, dass Politik und Kultur deutlich voneinander geschiedene Bereiche des gesellschaftlichen Lebens seien und nie deckungsgleich gemacht werden könnten. Am 9. März wird Fritz Rau 80 Jahre alt.

Hans-Jürgen Linke

Festkonzert „FRITZ RAU 80“

Samstag, 20.3.2010, 19 Uhr, Alte Oper Frankfurt, Großer Saal
mit vielen großen Künstlern des Jazz-Gospel-Pop-Chanson-Rock: Emil Mangelsdorff, Peter Maffay, Barrelhouse Jazzband, Udo Lindenberg, Heinz Sauer, Nana Mouskouri, The Jackson Singers, Inga Rumpf, Ulla Meinecke, der HR-Bigband u.a. Der Erlös geht an die Kinderstiftung TABALUGA.

 

 

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