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Am Sonntag Abend verwandelte ein groovendes, mitsingendes und klatschendes Publikum den Konzertsaal der Hochschule für Musik und Tanz Köln in einen gigantischen Klangkörper. Rund 800 Zuschauer zählte das Abschlusskonzert der diesjährigen Voc Cologne, dem diesjährig zum dritten Mal stattfindenden Festival für Populäre Vokalmusik.
Unter dem Dach der Hochschule trafen sich vom 8. bis 10. Januar 2010 verschiedene Vokalensembles in Workshops, um ihr Repertoire zu perfektionieren. Höhepunkt war ein Auftritt auf der Konzertbühne als Vorprogramm der derzeit in der Bundesrepublik beliebtesten A-cappella-Band Wise Guys. Auch am Abend zuvor war der Saal gefüllt und die Stimmung mitreißend. Das Programm für das live vom WDR3 mitgeschnittene Konzert unter dem Motto „Windmills Of My Mind“ gestalteten die A-cappella-Ensembles sam:klang und JuiceBox zusammen mit dem Jazztrompeter Frederik Köster und Vocal Journey, dem Jazz/Pop-Chor der HfMT (Köln). sam:klang bedeutet auf Schwedisch soviel wie Zusammenklang, Einklang und lässt sich als Hinweis auf die Farbenvielfalt der drei Frauen- und drei Männerstimmen der 2006 gegründeten Kölner Band verstehen, die sich trotz ihrer Unterschiede harmonisch zusammenfügen, sei es im Pop, Jazz, Soul, in der Folklore oder Klassik. Ihr Repertoire an Cover-Versionen ergänzen Eigenkompositionen. Bei JuiceBox aus Hannover entspringen alle Songs der eigenen Feder. Stilistisch decken auch sie eine große Bandbreite ab. Die zwei Frauen- und vier Männerstimmen füllen vom Beat über Hip Hop und Techno alle Songs mit einem eigenen Sound. Der annähernd fünfzig Mitglieder zählende hochschuleigene Chor Vocal Journey füllte die Bühne nicht nur zahlenmäßig, sondern auch durch seine breite Klangpalette. Jazz-, Pop- und Gospel-Sounds verbinden sich bei den SängernInnen mit klassischer Erfahrung. Außerdem begeisterten einige Mitglieder das Publikum als Gesangssolisten, Instrumentalisten oder auch stimmliche Nachahmer von Instrumenten. Der Chor setzt sich ausschließlich aus Studierenden der Schulmusik zusammen und wurde 2006 von Professor Stephan Görg (Schulpraktisches Klavierspiel/Improvisation) gegründet. Stephan Görg hat in seiner vielseitigen Musikerlaufbahn fünf Jahre an einer Schule Musik unterrichtet, und diese praxisnahe Erfahrung kann er ebenso in den Workshops einbringen, wie bei der Leitung des Chores Vocal Journey. Gerade für Schulmusiker ist eine musikalische Bandbreite ein Muss. „Ich weiß, wie wichtig, Fertigkeiten in der Populären Musik sind.“ Und gerade im Pop ist viel kommerzialisiert, „doch gibt es Qualitätsunterschiede“ und an sie heranzuführen, sieht er als eine der Aufgaben von Musikpädagogen. So hat er vor vier Jahren den Chor gegründet und hat heute, obwohl alles auf rein freiwilliger Basis läuft, mehr Bewerber unter den Studenten, als er aufnehmen kann. Viele der anspruchsvollen Arrangements schreibt er selbst. Seit dem WS 09/10 teilt er sich die Chorleitung mit Erik Sohn. Wer den Chor einmal gehört hat, ist schnell überzeugt, dass auch in einem aus Schulmusikern bestehenden Pop- und Jazzchor künstlerische Arbeit geleistet werden kann. Im letzten Jahr hatte er beispielsweise eine Einladung zum Vocal Jazz Summit Mainz und dieses Jahr im Mai wird er am Bundeschorwettbewerb in Dortmund teilnehmen. – Was kann man sich besseres an den Schulen vorstellen, als Lehrer, die selbst Spaß an der Musik haben. Den Chor Vocal Journey kann man auch als Initialfunken für die Entstehung des Festivals für Populäre Vokalmusik begreifen, das Erik Sohn, Konzert-, Lied und Oratoriensänger, Dozent an der HfMT und Coach der Wise Guys, zusammen mit Chorgründer Stephan Görg ins Leben gerufen hat. Erik Sohn hatte die Idee zur Gründung eines Vokal-Festivals und der Chor spiegelte das Bedürfnis nach kreativer Stimmkunst. Gemeinsam entwickelten die beiden Profimusiker das Konzept. Aus den diesjährigen Bewerbern wurden fünf Gruppen ausgewählt: einKlang, Who’s that, Tinnitus, MundArt und High Five. Wie jedes Jahr brachten alle Bands nicht nur ihre eigenen Stücke mit, sondern auch eine Vielfalt an unterschiedlichen Voraussetzungen. Nicht alle haben Musik studiert, manche sind Autodidakten, unterschiedlich sind ihre Stilausrichtung, ihre Erfahrungen des gemeinsamen Singens, auf der Bühne oder mit dem Mikrophon. Ziel ist es, einen eigenen Klang zu finden. „Es macht Spaß, ihnen dabei zu helfen, und selbst als Coach kann man davon profitieren“, so Erik Sohn. In den von Erik Sohn, Stephan Görg sowie den Gast-Coaches Martin
Carbow und der Gruppe Wise Guys geleiteten Workshops, wurde in einem öffentlichen
Unterricht an Intonation, Interpretation, Bühnenpräsenz und
dem Ensembleklang gearbeitet. Die Öffentlichkeit erfordert von den
Teilnehmern einen gewissen Mut, sich vor Publikum kritisieren zu lassen,
simuliert aber gleichzeitig eine Konzertsituation, sodass sich die Publikumswirkung
gleich testen lässt. „So ist es ein Tipp, der eigentlich für
alle Gruppen gilt, den Ton, die Spannung bis ganz zum Schluss zu halten,
bis applaudiert wird“, so Erik Sohn. – Nicht nur beim Essen
gilt, man hört mit den Augen mit! – Ziel ist es, die SägerInnen
für das, was sie tun zu sensibilisieren, zum reflektieren anzuregen. „Im
Mittelpunkt steht der Song und wie sich die Idee, das Thema des Songs
umsetzen lässt, ohne, dass es aufgesetzt wirkt“, erklärt
Stephan Görg. Für ihn bedeutet Coaching, „durch geschicktes
Fragen den Standpunkt des anderen herauszukitzeln“. Anne Kotzan |
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