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Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette: „Whisper Not“ Eine halbe Seite dieser Zeitung widmet sich seit Jahren der notenschriftlichen Konservierung flüchtiger improvisierter Ideen auf verschiedenen Instrumenten. Zumeist hat das Klavier in einem Punkt das Nachsehen: Linke und rechte Hand stellen im Grunde zwei Instrumente dar, doch würde das Abdrucken beider Notensysteme zu wenig Raum für die Darstellung der melodischen Entwicklung lassen. Deutlich wird die Unabhängig- und Bedeutsamkeit beider Hände, wenn etwa Brad Mehldau gleichberechtigte polyphone Improvisationslinien spielt. Jarrett wiederum ließ bereits in seinen frühen Solokonzerten seiner Vorliebe für virtuose, ostinate (Begleit-)Figuren freien Lauf. Besonders erwähnt sei in diesem Zusammenhang die Zugabe bei einem veröffentlichten Auftritt in Bremen (Juli 1973, ECM 1035/37). Das Fragende im Titel des hier vorliegenden alten Broadway-Songs findet seine Entsprechung in einer Spannung zwischen der rhythmisch absolut präzisen und gleichförmigen linken Hand, über die Jarrett „Outside“ improvisiert, also außerhalb der komponierten Harmonik. Dass die vermeintlich „falschen“ Töne und Skalen (z.B. Des über C in T.2; B, As und Des über G7 in T.13; Cm aeolisch über G7 in T.23-24) vom Zuhörer trotzdem als „richtig“ bzw. „gekonnt gewollt“ aufgenommen werden, mag man eben der nie wankenden, starken Struktur in der linken Hand zuschreiben, die für eine klare Absicht steht. Ron Cherian |
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