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Dass Diplomarbeiten von Universitätsabgängern nicht nur für große Wirtschaftsunternehmen interessant sind, konnte man am 25. September im Jazzclub „Leerer Beutel“ in Regensburg sehen. Dort stellte Beate Kohnhäuser ihre Arbeit vor, in deren Rahmen sie der Imagewirkung und Servicequalität des Regensburger Jazzclubs nachging. Dazu befragte die Studentin des Lehrstuhls für Marketing der Universität Regensburg Mitglieder des Jazzclubs und Besucher bei mehreren Konzerten. Neben der Ermittlung persönlicher Daten der Befragten, sammelte Beate Kohnhäuser vor allem Informationen über die Zufriedenheit von Mitgliedern und Besuchern mit dem Jazzclub und deren Einschätzung zur Stellung des Jazzclubs als Teil des örtlichen Kulturangebots.
In seiner Zielsetzung und Struktur ähnelt der Regensburger Jazzclub durchaus auch anderen deutschen Jazzclubs. Die Zusammensetzung und Motivation seiner Mitglieder ist demnach auch repräsentativ für das Jazzleben in anderen deutschen Städten. Überraschend ist die Tatsache, dass sich die Altersstruktur der Mitglieder deutlich von der Altersstruktur der Konzertbesucher unterscheidet. Danach sind im Jazzclub im wesentlichen Verheiratete über 40 Jahren mit überdurchschnittlicher Bildung organisiert, der durchschnittliche Konzertbesucher zeigt sich dagegen schon im jungen Erwachsenenalter als Jazzfan und ist dementsprechend weniger häufig familiär gebunden. Die Hauptmotivation für das ehrenamtliche Engagement in einem Jazzclub ist, wie Beate Kohnhäuser herausfand, neben der Liebe zum Jazz vor allem das Bewusstsein, sich an einem wichtigen Teil des kulturellen Lebens einer Region zu beteiligen. Dafür stehen viele gerne unentgeltlich an der Theke des Clubs und zapfen Bier oder zahlen freudig ihren Mitgliedsbeitrag, obwohl sie nur selten auch Konzerte besuchen. Darüber hinaus zeigt sich die Mitgliedschaft im Jazzclub in der Regel als langfristiges Engagement, denn der überwiegende Teil der Jazzfans ist bereits seit mehr als fünf Jahren mit dabei, viele sogar mehr als fünfzehn. Gute Bewertungen erhält der Club in Fragen der Serviceleistungen wie Programmgestaltung, Information der Mitglieder und besonders der Atmosphäre bei den Veranstaltungen. Lediglich bei den örtlichen Gegebenheiten gibt es Abzüge. Leidiges Thema, weil seit Jahren bekannt und kaum zu lösen, ist die Struktur des Saals. Mitten im stimmungsvollen gotischen Gewölbe stehen die vier tragenden Säulen, die den Blick auf die Bühne aus den hinteren Reihen stark beschränken. Da ist der Vorstand des Clubs allerdings ebenso machtlos wie bei der angespannten Parkplatzsituation in der Regensburger Altstadt, die vor allem am Wochenende aus allen Nähten platzt. Hier stellt sich ein städteplanerisches Problem, das in Regensburg bereits seit längerem Stein des Anstoßes ist und nicht vom Jazzclub gelöst werden kann.Die Frage nach der favorisierten Stilistik wird von den Befragten überraschend beantwortet. Ganz vorne liegen Latin-, Cool-Jazz und Fusion. Dahinter auf Platz vier Bebop. Der als „Mainstream“ so häufig dargebotene Hardbop landete sogar auf dem vorletzten 12. Platz, nur der Acid-Jazz ist unbeliebter. Vielleicht mag es sich dabei allerdings um ein Problem der Einordnung handeln, wenn man das doch sehr gelobte Programm des Leeren Beutels betrachtet, in dem der Hardbop einen wesentlichen Teil darstellt. Zusammenfassend kann man aus den Ergebnissen der Befragungen eine hohe Zufriedenheit der Regensburger mit ihrem Jazzclub herauslesen. Für den Jazzclub „Leerer Beutel“ dürfte die Studie von Beate Kohnhäuser ein wertvolles Dokument zur Bewertung der eigenen Arbeit und Bedeutung darstellen und auch die anderen Regensburger Kulturorgane können ein positives Resümee zur Stellung des Jazzclubs innerhalb des städtischen Kulturangebots ziehen. Die Vertreter der Hauptsponsoren des Jazzclubs, die ebenfalls zur Präsentation in den Leeren Beutel gekommen waren, zeigten sich erfreut über die positiven Ergebnisse von Kohnhäusers Erhebung, denn sie dürften darin eine Bestätigung ihres Engagements für den Jazz in Regensburg sehen. Jörg Lichtinger |
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