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Seit 1990 liegt die Zentrale für Forschungs- und Informationsarbeit für den Jazz in Hessen, wo die darmstädtische Kommunalverwaltung ein Institut ins Leben gerufen hat, das nicht nur für die Archivierung, sondern auch für eigene Projekte und Veranstaltungen verantwortlich sein und damit den Jazz in Forschung und Szene unterstützen sollte. In der Zwischenzeit hat sich das Jazzinstitut als einzigartige Einrichtung in Europa etabliert und konnte neben der profunden Archiv- und Dokumentationsarbeit wichtige Impulse für die Jazzszene geben. Begonnen hat alles damit, dass 1983 die Stadt Darmstadt die Sammlung des Jazzkritikers und Produzenten Joachim Ernst Berendt erhalten hatte. Fünf Jahre später wurde eine Ausstellung eröffnet, die auf dieser Sammlung basierte. Sie gab den Ausschlag dafür, dass man sich für ein Jazzinstitut entschied. Mit dem Musikwissenschaftler und Jazzliebhaber Wolfram Knauer wurde der richtige Mann für die Gründungsphase und die spätere Leitung des Instituts gefunden. Im September 1990 wurde es offiziell eröffnet und nahm zuerst im John-F.-Kennedy-Haus und dann ab 1997 im Bessunger Kavaliershaus seine Arbeit auf. Das Jazzinstitut versteht sich als Informations- und Dokumentationszentrum für alle, die sich für das Thema Jazz und Musik interessieren. Die umfangreiche Sammlung steht beinahe ausnahmslos für jeden und kostenlos zur Verfügung und es besteht die Möglichkeit, sich vor Ort in die Platten- und CD-Sammlung einzuhören. Zahlreiche Fachbücher und über 1.000 internationale Zeitschriften können eingesehen werden. Auch über das Internet kann man recherchieren, zum Beispiel in dem nach Schlagwörtern und Musikernamen geordneten Jazz-Index. Als Forschungseinrichtung ist das Jazzinstitut nicht mehr weg zu denken und genießt einen hervorragenden internationalen Ruf. Sogar für die Studenten des renommierten Institute of Jazz Studies in Newark / New Jersey ist das Archiv in Darmstadt die erste Adresse.
Über die Archivarbeit hinaus organisiert das Jazzinstitut regelmäßig Ausstellungen, wie zum Beispiel die Wanderausstellung „Jazz Changes“. Auch in Sachen Forschung ist die Einrichtung rege tätig. Das „Oral-History-Projekt“ zur Erforschung des Nachkriegsjazz in Deutschland ist nur ein Beispiel. Man bemüht sich um einen internationalen Informationsaustausch und ist gerade dabei, einen Verband europäischer Archive anzustreben, in dem Projekte verwirklicht werden sollen wie die geplante Kooperation mit Archiven in Dänemark und Italien zur digitalen Aufbereitung von zum Teil unveröffentlichtem Ellington-Material. Zudem wird regelmäßig das Jazzforum abgehalten, das Entwicklungen im Jazz wissenschaftlich aber auch möglichst praxisnah diskutiert und dessen Ergebnisse dann in den „Darmstädter Beiträgen zur Jazzforschung“ veröffentlicht werden. Das Jazzinstitut bereichert durch das Veranstaltungsprogramm und die Bereitstellung des eigenen Konzertraumes im Kellergewölbe nicht nur die Darmstädter Jazzszene, sondern hat durch seine vielfältige Arbeit und als Ansprechpartner für Musiker, Forscher, Veranstalter und Entscheidungsträger im Bereich des Jazz auch in Deutschland und darüber hinaus viel bewegt. Wolfram Knauer kann auf die Mitarbeit von zwei fest angestellten und zur Zeit drei ehrenamtlichen Kräften bauen und erhält für das Institut als kommunale Einrichtung eine (noch) gesicherte finanzielle Unterstützung, die ihm auch in Zukunft die wertvolle Arbeit ermöglicht, die er und sein Team für die Jazzmusik leisten. Dazu gehört, dass das bisher erfolgreiche Konzept fortgesetzt und ausgebaut wird, aber auch, dass neue Wege beschritten werden. Im Hause selbst ist seit Neuestem eine Galerie im Dachgeschoss eröffnet worden, die kleinere Ausstellungen vor Ort ermöglicht. Man möchte aber auch verstärkt nach außen gehen, wie schon mit der Ausstellung „Jazz Changes“. Ein Buchprojekt zum europäischen Jazz ist gerade in der Entwicklung. Und ein sehr wichtiges Engagement in der näheren Zukunft ist die Beteiligung am „German Jazz Meeting“, das im Rahmen der Jazzmesse „jazzahead“ vom 23.-26. März nächsten Jahres in Bremen stattfindet. Wolfram Knauer sieht in dieser Veranstaltung eine Chance, die Kooperation zwischen den ‚Machern’ des Jazz in Europa und in Deutschland zu fördern, Innovationen voran und den Menschen die Jazzmusik näher zu bringen. Tino Richter
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