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Das Publikum in der Tonne der Leipziger Moritzbastei ist durchmischt
und reichlich erschienen. Gläser klirren, dann sitzt dieser kompakte
Mann in Schwarz im Zentrum, legt sich ein Tuch über die Knie, verschmilzt
mit seinem Instrument und schwingt ein in Sehnsuchtsschleifen, als würde
er atmen durch seinen Blasebalg. Das hat eine stille Kraft und etwas Majestätisches.
Das erzählt Geschichten, die sich zu einem vertrackten und einnehmenden
Roman aus Musik addieren. Das ist magischer Realismus in Tönen. Dino Saluzzi beweist sehr unaufdringlich und wie schwerelos, dass er nicht einfach nur der Fortsetzer von Astor Piazzollas Tango Nuevo ist. Er hat ihn für die Improvisation geöffnet mit sinnlichen Abstraktionen weit neben sentimentalen Klischees. Zart versunken breitet er überlegt und überlegen seine Erzählungen hin. Die verplaudern sich nicht und überdehnen nie das Verweilen bei einem Thema. Und sei es noch so schön. Tatsächlich: Es gibt sogar diese Mitklatschpassagen, doch sehr bald hat dieser grandiose Traditionserneuerer den Ereignissen eine immer wieder andere Richtung gegeben. Ob mit viel Volumen oder in Nuancen nahe der Stille, Dino Saluzzi behält alle Fäden in der Hand. Er hat die Macht, wenn er in Familie macht. Er dirigiert die Seinen vom Stuhl aus. Er tut das mit hellwachen Augen, in denen die jeweilige Stimmung geschrieben steht. Ulrich Steinmetzger |
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