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Der Junge namens Lester Polfuss, der da 1929 (14-jährig) auf dem Parkplatz eines Barbecue-Stands die Gäste mit Geschichten, Gesang, Gitarre und Mundharmonika unterhielt, war bereits auf seinem Weg, dem er seither unbeirrbar folgte. Mit von zu Hause mitgebrachten Radioapparaten hatte er Stimme und Instrumente verstärkt: er wollte gehört werden Seinen Durchsetzungswillen hatte er von seiner Mutter (sie feierte 1988 ihren 100. Geburtstag),seine oft mit Leichtsinn gepaarte Lebenslust und wohl auch sein Interesse an technischen Dingen von seinem Vater. Beide Großväter waren übrigens aus Deutschland eingewandert. Lester wuchs mit Countrymusik auf. Als Red Hot Red und später als Rhubarb Red wurde er bekannt, bis er sich ab Mitte der 30er-Jahre Les Paul nannte. Da lebte er in Chicago und fühlte sich immer mehr zum Swing hingezogen. Er suchte nach einem geeigneten Verstärker und ließ sich eine Semi-Solid-Body-Gitarre bauen, auf der er zwei selbstgebaute Tonabnehmer befestigte. Dazu kam noch ein Aufnahmegerät mit Schallfolien. Die vielen Jahre endlosen Ausprobierens konnten beginnen… Aber er war immer auch als Musiker tätig: eine Doppelbelastung, die wohl nur einer mit einer eisernen Natur aushalten konnte.1938 ging er nach New York, spielte bis 1941 fest im Orchester von Fred Waring und dann wieder mit eigenen Trios. In der Werkstatt der Firma Epiphone baute er eine Solid-Body-Gitarre, die er „The Log“ nannte (er kann aber nicht unbedingt als Erfinder dieses Gitarrentyps gelten). 1943 ging er nach Hollywood, machte unter anderem Aufnahmen mit Art Tatum und Bing Crosby, war beim ersten JATP-Konzert dabei und richtete sich in einer Garage sein erstes richtiges Studio ein. Er befasste sich mit der damals noch in den Kinderschuhen steckenden Mehrspurtechnik und erzielte mit der Zeit erstaunliche Ergebnisse. Seine erste Solo-Single mit „Lover“ und „Brazil“ bot er 1947 Decca und Victor an – sie lehnten ab. Dafür klappte es bei der damals noch jungen Firma Capitol. Er lernte Iris Colleen Summers kennen, eine Countrysängerin, zugleich eine vorzügliche Gitarristin, die Begegnung seines Lebens. Sie traten zusammen auf (sie legte sich den Künstlernamen Mary Ford zu), heirateten schließlich und machten in seinem Studio Aufnahmen wie „How high the moon“ (das Capitol zuerst nicht veröffentlichen wollte!), „Walkin’ and Whistlin’ Blues“, „Tennessee Waltz“ , „The world is waiting for the sunrise“ und „Vaya con dios“, die nicht nur Gitarristen in aller Welt aufhorchen ließen. Zwischenzeitlich waren sie nach New York gezogen, dann nach Mahwah (New Jersey), wo er sich ein neues größeres Studio baute. Er begann eine jahrzehntelange Zusammenarbeit mit der Firma Gibson, die eine ganze Reihe von Gitarren unter seinem Namen herausbrachte. Sie waren zudem ständig auf Tourneen unterwegs. Aber schon 1955 verursachte der aufkommende Rock’n’Roll, mit dem er, wie er sagte, ebenso wenig etwas anfangen konnte wie mit dem Bebop, einen Einbruch. Zudem setzten die ständigen Reisen Mary Fords Gesundheit sehr zu. 1963 trennte sie sich von ihm und gab kurze Zeit später ihren Beruf ganz auf. Les Paul versuchte es kurze Zeit mit anderen Sängerinnen, zog sich aber dann immer mehr zurück.1972 animierte ihn Bucky Pizzarelli zu gemeinsamen Auftritten.1977 erhielt er einen Grammy für die LP „Chester and Lester“ zusammen mit Chet Atkins. Zur lebenden Legende aber wurden seine Auftritte im New Yorker Club „Fat Tuesday’s“ ab März 1984 jeden Montag als Gitarrist und Geschichtenerzähler, quasi wieder wie am Anfang vor 55 Jahren. Viele große Kollegen aus allen möglichen Musikbereichen haben ihn da besucht… Die Autorin erzählt von diesem abenteuerlichen Leben sehr lebendig und spannend. Nicht nur für Gitarristen empfehlenswert. Joe Viera
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