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Zum gesicherten Bestand des föderalen Kulturangebots in Deutschland gehört ein Jugendjazzorchester, jeweils in der Trägerschaft der Landesmusikräte, das der Crème des Jazz-Nachwuchses meist schon während der Ausbildung, sei es noch als Schüler oder als Student ein Podium zum Sammeln von professionellen Erfahrungen bietet.
Das älteste dieser Orchester ist das Nordrhein-Westfälische, das im Rahmen einer Tournee durch die Großstädte des Landes seinen 30. Geburtstag feierte. Über 500 Musiker haben dieses Orchester durchlaufen, um sich danach einen Platz in der Welt des Jazz zu sichern, einige von ihnen mittlerweile mit großem Erfolg. Einen solchen Fall hatte die Band aufzuweisen mit ihrem Gast Frank Chastenier, längere Zeit Pianist der Band, und zwar schon in ganz jungen Jahren, um dann auf dem Umweg über das Bundesjugendjazzorchester seinen Stammplatz in der WDR Big Band bereits mit 24 Jahren zu erreichen. Heute ist er ein in aller Welt hoch geschätzter Pianist, der im Rahmen der WDR Big Band Erfahrungen mit einer Vielzahl großer Musiker aus aller Welt sammeln konnte und auch mit eigenen Produktionen, zuletzt der CD „For You“, überzeugte. Die Tournee begann in der Kölner Philharmonie, wo die jungen Leute auch komplizierte Arrangements mit frischem Wind spielten. Etwas gequält erschien zunächst ihr Auftritt, in weißes
Hemd und Krawatte gezwängt und bis zum Ende des Konzerts auch namenlos,
da auch solistische Auftritte, die sich alle durchweg gut hören ließen,
nicht mit einer namentlichen Vorstellung verbunden waren. Musikalisch
überzeugend und aktuell auch das Programm, Bearbeitungen von „Carmen“-Episoden,
bis zu Kompositionen der Dirigenten Wolfgang Breuer und Wolf Escher. Der
Dritte im Bunde, Michael Willmow, steuerte einige frische Arrangements
zum Beispiel zu dem Sting-Titel „Fragile“ bei. Glanzpunkt
des Abends war der Auftritt von Paquito D’Rivera, der auch die Beklemmungen
der jungen Leute endgültig auflöste und einige schöne Titel
aus dem Spektrum der lateinamerikanischen Musik beisteuerte. Frank Chastenier fiel durch seine Qualitäten auch im Trio mit seiner Interpretation von Herbert Grönemeyers „Mensch“ auf und bezog im großen Schlusstitel auf höchst kameradschaftliche Weise die beiden Klavierkollegen der Band mit ein. Als Moderator hatte man sich den Klein-Kunst Experten Robert Kreis ausgesucht, der sich mit alten Scherzen auf der Bühne versuchte, im Rahmen der überzeugenden Bühnenshow einer jungen Band schlicht überflüssig. Insgesamt zeigt sich das JugendJazzOrchester NRW dem zu einem großen Teil jungen Publikum in einer trotz der anfänglichen spürbaren Hemmungen überzeugenden Präsentation; vielleicht auch eine Anregung für den einen oder anderen im Publikum, den Schritt zum professionellen Musiker zu wagen. Hans-Jürgen von Osterhausen |
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