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Zu Anfang firmierten sie noch unter dem Namen „Efrat Alony Quartet“ und verstanden sich dementsprechend als Jazzquartett. Jetzt haben sie aus dem Namen den Begriff ,Quartett‘ ebenso wie den Vornamen der Sängerin getilgt – die Band, resultierend aus der engen Zusammenarbeit von Sängerin, Texterin und Komponistin Efrat Alony und Mark Reinke (p, comp, arr), ist zur Kurzbezeichnung übergegangen: „Alony“ heißt das Projekt, „Unravelling“ das neue Album – und als ,reinen Jazz‘ wollen sie ihre Musik auch nicht mehr bezeichnet wissen.
„Unsere Musik besitzt Elemente von israelischer Musik, genauso wie vom Pop, oder vom Jazz,“ rechtfertigt Efrat Alony diese Abkehr. „Wie will man das definieren?“ Dementsprechend wünschen sich die beiden ein breitgefächertes Publikum: „Wir wollen einfach Leute erreichen, die gute Musik hören möchten. Ob etwas ,Pop‘ ist, oder was auch immer, interessiert mich nicht. Und ich glaube, das ist unser Zielpublikum: Leute, die in ein Konzert gehen wollen, wo wirklich etwas passiert, wo nicht alles vorausgedacht ist, sondern eine Spannung entsteht.“ Trotz dieses Plädoyers für die Bühne, das Album selbst wurde unter Einsatz aller Möglichkeiten, die ein modernes Studio bietet, aufgenommen. Mark Reinke sieht das ganz undogmatisch: „Meiner Meinung nach wird im Jazz tendenziell zuwenig Wert auf Sound gelegt. Die Möglichkeiten der Aufnahmetechnik haben sich seit den 50er-Jahren unglaublich weiterentwickelt und man sollte das ruhig ausnutzen.“ Mit zum dergestalt akribisch ausgeklügelten Sound beigetragen haben neben den beiden festen Bandmitgliedern Andreas Henze (db) und Kay Lübke (dr) auch die Gäste Tilman Ehrhorn (electronics), Yodfat Miron (viola) und Wolfgang Zamastil (cello). Mark Reinke differenziert sehr genau zwischen Aufnahme und Live-Situation: „Man sollte, wenn man eine Studioproduktion macht, Sachen bewusst anders machen als man sie live umsetzen würde. Damit zu spielen, dass man die Möglichkeit hat, zu overdubben, zu schneiden, dagegen versperren wir uns in keinster Weise. Das macht ja auch eine Menge Spaß!“ Die enge Zusammenarbeit von Mark und Efrat geht zurück auf ein gleichzeitiges Studium in Berkley und auf weitere gemeinsame Studienjahre an der Hochschule für Musik in Berlin, Hanns Eisler. Efrat Alony fand ihre Orientierung in Richtung Gesang bereits in Israel, als sie nach ihrem Militärdienst zunächst probeweise ein Semester Gesangsunterricht nahm – und dabei blieb. Auf ihrem ersten Album sang Efrat noch einige Stücke auf Hebräisch, hat das jetzt aber vorläufig zurückgestellt: „Das ,Israeli Songwriting‘ spielt als Idiom nach wie vor eine große Rolle. Nur, dass wir in der Zwischenzeit gemerkt haben, dass sich die hebräische Sprache als eine gewisse zusätzliche Barriere erweist. Das wollten wir vermeiden, weil die Musik an sich bereits den Hörer verstärkt in Anspruch nimmt. Man will nicht da noch extra was draufsetzen. Was aber nicht heißt, dass ich nie wieder auf Hebräisch singen würde, so ist es nicht…“ Inspirationsquelle für die Songs auf dem neuen Album sei ,das Leben an sich‘ – Efrat Alony bezeichnet es als den Mikrokosmos dessen, was jeder so erlebe: „Zum einen inspiriert mich Musik in allen Formen, aber auch Beziehungen und daraus folgende Konflikte. Die Welt hat leider nicht wenig davon. Das alles regt zum Texten und Songschreiben an.“ Wichtig ist den beiden Protagonisten in diesem Zusammenhang die Feststellung, dass es nicht um freie Improvisation geht, sondern, wie auch in der Popwelt, um Stücke im Songformat. „Gerade, wenn man so mit Songs arbeitet,“ erläutert Efrat, „ist es, glaube ich, wichtig, die Idee klar herauszuarbeiten. Sie nicht durch tausend verschiedene andere Sachen zu übertönen oder zu überdecken. Wie bei einem Film – passiert zuviel, dann geht man nach Hause und nimmt nichts davon mit. Aber läuft da ein Film, der sehr konzentriert ist und zum Denken bewegt – auch wenn die Geschichte an sich nicht so komplex ist – dann bleibt trotzdem danach etwas in Erinnerung. Auch das ist so ein Hintergedanke im Konzept unserer Musik.“ Carina Prange
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