Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Die Zahl der unabhängigen CD-Label schon in der deutschen Szene wird langsam unübersichtlich. Oft sind es die Musikerinnen und Musiker selbst, die die Dokumentation ihres Werkes auf diese Weise selbst in die Hand genommen haben. Eine besondere Rolle in diesem höchst lebendigen und wechselvollen kulturpolitischen Geschehen spielt das Kölner JazzHausMusik-Label. Gegründet wurde es im Jahr 1980 mit dem Erscheinen der ersten LP, „Bitternis“ der Gruppe „Extempore“, ein Quartett mit den heutigen Geschäftsführern der Initiative Kölner Jazzhaus, der Betreiberin des Stadtgarten, Reiner Michalke, Kontrabass und Matthias von Welck, Schlagzeug, sowie dem heute bekannten Klassik-Gitarristen Wulfin Lieske und dem Tenorsaxophonisten Frank Bungarten. Die positiven Reaktionen der Öffentlichkeit auf die ersten Nummern des noch nicht vorhandenen Kataloges, insbesondere die erste Aufnahme der Jazzhaus Big Band unter der Leitung von Joachim Ullrich, späteres Kölner Saxophon Mafia Mitglied und heute Chef der Jazzabteilung der Musikhochschule Köln, führten dazu, dass sich das Label regelrecht etablierte und so zu einem wichtigen Medium für die 1978 bereits gegründete Initiative Kölner Jazzhaus entwickelte, die im übrigen dann sechs Jahre später den heute weltbekannten Spielort „Stadtgarten eröffnete. In die relative Leere nach der ersten Free Jazz Revolution in den 60er-Jahren war in Köln eine neue Szene von jungen Musikern entstanden, die an der Hochschule bereits eine Jazzklasse hatten, aber meistens klassische Fächer studierten. Auf den Spuren der Free-Jazz Bewegung und ihren Folgen entwickelte sich in dem Dreieck Free Jazz – Pop-Avantgarde à la Zappa – Neue Musik entstand so etwas wie der Kölner Stil, für den dann sehr bald Musiker wie Joachim Ullrich, Wollie Kaiser, Norbert Stein, Gerhard Veeck oder Bands wie „Boury“ oder die Kölner Saxophon Mafia standen, die so etwas wie den „Kölner Stil“ entwickelten (s. dazu den zusammenfassenden Text von Ulrich Kurth „10 Jahre Stadtgarten“ in dem Band mit Fotos von Hyou Vielz, „On Stage – 10 Jahre Stadtgarten“ bei Dumont, Köln, 1996, S. 10 ff). Einen interessanten Überblick über diese neue Szene gab die Reihe Stadtgarten Series. Die erwähnte LP der Big Band, in der Musiker wie Henning Berg, Markus Stockhausen, Rainer Winterschladen, Heiner Wiberny, Wollie Kaiser, Norbert Stein, Achim Fink, Bernd Laukamp, Gunnar Plümer oder Cristoph Haberer saßen, und ihre Combo-Projekte in eine besondere Big Band-Konzeption verwandelten, wurde sehr schnell „Platte des Monats“ bei Joachim Ernst Berendt im SWR, ein in der Szene unumstößliches Gütesiegel. Was bedeutet nun „Medium“ für die Jazzhaus-Initiative? Deren Podium bestand in den regelmäßigen Jazzhaus Festivals, in denen die beteiligten Musiker ihre Konzepte und Bands vorstellen konnten, zu denen aber auch andere Musiker von innerhalb und außerhalb Deutschlands hinzukamen, auch als Qualitätsmesser für das eigene Geschehen. Die parallel dazu erscheinenden LPS und ab Nr. 33 CDs wurde zu einer Dokumentation und auch zu einem Podium der Reflexion über die jeweilige Konzeption. Mit der Zeit entwickelte sich daraus ein professionelles Label von heute nahezu 150 CDs bei rund acht Neuerscheinungen pro Jahr. Den Kernbestand bilden nach wie vor die Kölner Musiker wie Georg Ruby, der Geschäftsführer des Labels, Lars Duppler, Christina Fuchs, Frank Gratkowski, Hans Lüdemann, die Kölner Saxophon Mafia, Dieter Manderscheid, Albrecht Maurer, Claudio Puntin, Dirk Raulf, Christian Thomé, Frank Wingold. Gerade die Mischung der Generationen, die sich an diesen Namen ablesen lässt, ist es, die Georg Ruby antreibt, dieses Geschäft neben seinen Berufen als Musiker, Leiter diverser Big Bands wie dem Blue Art Orchestra oder als Professor in Saarbrücken weiter zu betreiben. Längst veröffentlicht man auch die Aufnahmen anderer Musiker wie Jan Klare oder Christoph Haberer aus dem Ruhrgebiet oder Musikern aus der Berliner Szene. Bis heute ist das Label ein Non-Profit Unternehmen geblieben. das bedeutet, dass Gewinne wieder den neuen Produktionen zugeführt werden, soweit sie nicht ohnehin als Verkaufserlöse den Musikern zukommen. Der Musiker muss zwar wesentliche Teile der Herstellungskosten tragen, behält aber alle Rechte an den CDs, neben den schon erwähnten Verkaufserlösen. Das Label garantiert die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und den Vertrieb. Die dadurch entstehenden Kosten werden überwiegend finanziert durch die Einnahmen aus dem Vertrieb der Label Foolish Music, ah um, Les Allumé Du Jazz, GROB, Leo Records, Fish Music, Frau Musica, 2nd Floor, Megaphon, Rism, Bishop Records, Gats Productions, Fun Horns und rubyRec. Natürlich ist der Vertrieb des Labels nicht mit dem eines der Großen zu vergleichen, mit deren aufwendigen Presse- und Verkaufsaktionen. Aber im Großen und Ganzen läuft das Geschäft nicht schlecht, auch wenn die beteiligten produzierenden Musiker neidisch werden, wenn sie die Verkaufszahlen beispielsweise in der Pop Musik sehen. Aber für die so genannte Minderheit, die sich für aktuelle improvisierte Musik interessiert, ist das Label ein verlässlicher Partner, der ein breites Spektrum dieser Musik regelmäßig anbietet. Hans-Jürgen von Osterhausen
|
|