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Jazzzeitung
2005/05 ::: seite 2
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Grimme-Preise 2005: Ibrahim & Doldinger
„Abdullah Ibrahim – A Struggle for Love“, der Dokumentarfilm
von Ciro Cappellari über den südafrikanischen Musiker Abdullah
Ibrahim, wird mit dem Adolf-Grimme-Preis 2005 ausgezeichnet, dem renommiertesten
Fernsehpreis Deutschlands. Abdullah Ibrahim (vormals: Dollar Brand), einer
der größten lebenden Jazzmusiker, eine Ikone der afrikanischen
Musik und der Anti-Apartheid-Bewegung Südafrikas, ist seit Jahrzehnten
Vertragskünstler von ENJA RECORDS und EDITION MAWI. Das Filmporträt
der Berliner Firma cine plus entstand als Koproduktion von ZDF und ARTE,
verwendet Ibrahims eigene Musik und wurde im Oktober 2004 anlässlich
seines 70. Geburtstags erstmals ausgestrahlt. Aus der Begründung
der Grimme-Preis-Jury: „Der Film Ciro Cappellaris ist eine sanfte
und kluge Hommage an einen Mann, der uns seine ganz eigene Musikkunde
auf amüsant-eindringliche Weise lehrt, der bereits ,Weltmusik’
komponierte und spielte, bevor dieser Begriff existierte, der vom Kämpfer
zum Weisen wurde und dessen Lebensreise die Brüche der südafrikanischen
Geschichte widerspiegelt.“
In der Kategorie „Besondere Ehrung“ wurde der Komponist und
Musiker Klaus Doldinger ausgezeichnet. In der Begründung der Jury
heißt es: „Der Musiker Klaus Doldinger ist ein außergewöhnlich
kreativer Künstler. Beim Grimme Preis ist er kein Unbekannter. Viele
Film- und TV-Produktionen, die mit dem begehrten Preis ausgezeichnet wurden,
erhielten durch seine Kompositionen Ereignischarakter. Außergewöhnlich
ist, dass und wie ein so erfolgreicher und weltweit bekannter Musiker
sich immer wieder mit großer Begeisterung dem Medium Fernsehen widmet
und durch die überzeugende Kombination von Bild und Ton ein audio-visuelles
Gesamtkunstwerk schafft.“ Infos: www.grimme-institut.de/indexagp04.html
WDR vergibt erneut Jazzpreis
Nach gelungener Premiere im vergangenen Jahr vergibt der Westdeutsche
Rundfunk auch 2005 wieder den WDR Jazzpreis. Vergeben werden Preise für
den besten Komponisten und den besten Improvisateur aus Nordrhein-Westfalen
sowie ein Ehrenpreis der Jury für herausragende Schul- und Bildungsprojekte.
Der WDR Jazzpreis ist für beide Kategorien mit jeweils 10.000 Euro
dotiert, der Ehrenpreis mit 5.000 Euro. Die Jury besteht aus zwei Jazzkritikern,
dem Vertreter einer überregionalen deutschen Musikerorganisation
sowie der Jazz-Fachredaktion des WDR. Die Preisverleihung erfolgt am 21.
Oktober 2005 im Kölner Funkhaus, sowohl die prämierte Jazzkomposition
für die WDR Big Band als auch das ausgezeichnete Projekt in der Sparte
Improvisation werden vorgestellt. Teilnahmebedingungen unter www.wdr.de/radio/jazz
oder anfordern unter jazz@wdr.de, Bewerbungen bis 2. Mai 2005 an die WDR
3 Jazzredaktion in 50600 Köln, Tel. 0221/220 46 07.
Internationales Junior Jazz Meeting
Im Rahmen der „Langnau Jazz Nights“ im Emmental (Schweiz)
findet dieses Jahr vom 26. bis 30. Juli zum dritten Mal das „Junior
Jazz Meeting“ statt. Dies ist eine frühabendliche Openair-Konzertreihe,
die jungen Talenten aus dem In- und Ausland eine Auftrittsplattform bietet.
Ziel der Veranstaltung ist die Förderung junger Musiker und der Austausch
aller Beteiligten. Bedingung ist, dass die Mitwirkenden das 21. Lebensjahr
noch nicht vollendet haben, und die Musik sich in irgendeiner Form an
Jazz orientiert.
Die jungen Musiker erhalten Kost und Logis sowie freien Eintritt zu allen
Konzerten des Festivals während ihres Aufenthalt. Zudem werden mit
den Bands Feedback-Workshops durchgeführt, in welchen Dozenten der
gleichzeitig stattfindenden Master Class For Jazz Improvisation auf die
Darbietungen eingehen werden. Es werden Räumlichkeiten zum Proben
und für Jam-Sessions zur Verfügung gestellt. Bands aus dem Ausland
erhalten zudem eine Reiseentschädigung. Das Junior Jazz Meeting möchte
jungen Musikern die Gelegenheit geben, mit gestandenen Jazzmusikern und
internationalen Stars auf ungezwungene und unkomplizierte Art zusammenzukommen.
Dies ist wohl einzigartig in Europa. Infos und Anmeldeformulare: www.jazz-nights.ch
Ausschreibung des Skoda Jazzpreises
Bereits zum vierten Male wird der Jugend Jazz Big Band Wettbewerb durchgeführt
und diesjährig erstmals als bundesweites Projekt ausschrieben. Bis
zum Monatsende April können sich alle semiprofessionellen Schüler
oder Jugend Jazz Big Bands aus ganz Deutschland mit einem Durchschnittsalter
bis einschließlich 24 Jahren bewerben. Wobei jedoch keiner der Musiker
bereits eine professionelle Musikerausbildung begonnen haben darf. Die
Beratung und Planung findet in Zusammenarbeit mit dem Landesmusikrat Rheinland
Pfalz statt und wird insbesondere durch den künstlerischen Leiter,
Herrn Uli Adomeit betreut. Mitinitiator und Kulturpartner ist die Skoda
Auto Deutschland GmbH, die sich bereits seit vier Jahren mit der Förderung
junger Talente im Musikgenre Jazz engagiert. Die Vorbereitungen und die
Umsetzung vor Ort wird von der Deutschen Jazz Föderation e.V. –
dem bundesweiten Verband zur Förderung der Jazzkultur in Deutschland
umgesetzt. Die Endaussscheidung findet am 10. Juli im Rahmen des Wormser
Jazzfestivals „Jazz & Joy“ auf der Hauptbühne statt.
Attraktive Preise - wie ein dreitägiger Workshop mit dem Schirmherrn,
Herrn Peter Herbolzheimer und einem anschließendem öffentlichen
Abschlusskonzert – oder aber auch ein Coaching mit dem Trompetenstar
Till Brönner sowie auch ein Solistenpreis sind zu gewinnen. Über
die Deutsche Jazz Föderation e.V. können auch die Informationsunterlagen
angefordert werden sowie die Anmeldung zum Wettbewerb vorgenommen werden:
Tel. 06326/95 77 70 oder info@deutsche-jazz-foederation.de
Schätze entdeckt
In der amerikanische Library of Congress sind verloren geglaubte, spektakuläre
historische Aufnahmen von Thelonious Monk, John Coltrane, Ray Charles
oder dem Dizzy Gillespie Orchestra wiederentdeckt worden. Die 1957 entstandenden
Bänder wurden vom Radiosender Voice of America für Sendungen
ins Ausland in der Carnegie Hall aufgenommen, was bedeutet, dass die Einspielungen
in den USA noch nie zu Gehör gebracht worden sind. Die Bänder
enthalten unter anderem etwa eine Stunde Livemusik des Pianisten Monk
und dessen Quartett zusammen mit John Coltrane. Die Library of Congress
erstellt zur Zeit digitale Abzüge der Aufnahmen. www.codexflores.ch
Transpositions-Software kostenlos
Fast jeder Band-Musiker kennt das Problem: Da hat man mühsam Noten
für einen Titel organisiert, doch leider klingt die Unisono-Linie
nicht mit dem Saxophon zusammen, denn es ist eines der Instrumente, die
anders klingen als notiert – kurz ein transponiertes Instrument!
Die Global-Jazz-Academy Berlin (www.global-jazz-academy.org) bietet Abhilfe:
Der zum kostenfreien Download freigegebene „Transposer“ lässt
sich kinderleicht installieren. Je nach Instrument kann man die entsprechende
Grundstimmung (C, Bb, oder Eb) einstellen und einen gewünschten Ton
oder Tonart in ein Feld eingeben. Nach einem einzigen Klick werden der
transponierte Ton (oder die transponierte Tonart) jeweils für C-,
Bb- & Eb-Instrumente angezeigt.
www.global-jazz-academy.org
jazz-spot
Happy Birthday, Mr. Leader
Wenn er im Mai seinen 80. Geburtstag feiert, blickt Al Porcino auf mehr
als sechs Jahrzehnte Bühnenerfahrung zurück. Was im Alter von
18 Jahren mit der Verpflichtung für die Louis Prima Band begann,
mündete in einem beispiellos abwechslungsreichen Weg als erster Trompeter
von Formationen wie den Big Bands von Buddy Rich, Woody Herman, Gene Krupa
oder Stan Kenton. Später gründete er in seinen temporären
Heimatstädten wie New York, Miami und Berlin, in denen er die gefragtesten
Musiker der Region um sich scharte. In einem Interview, das Les Tomkins
1969 mit ihm führte, äußerte er sich ausführlich
über seine Vorlieben und Haltungen. Schon damals machte er deutlich,
dass der Schlüssel dazu, wieder mehr Leute für den Jazz zu begeistern,
nicht (nur) das künstlerische Niveau, sondern auch der Unterhaltungswert
ist. Dass die Al Porcino Bands seit Jahrzehnten beides bieten, steht außer
Frage. Um einen nachdrücklichen Eindruck zu gewinnen, sei das von
ihm begleitete Mel Tormé Konzert im Maisonette Room des St. Regis
Hotel in New York im September 1974 empfohlen: Es ist unter dem Titel
„Mel Tormé Live at the Maisonette Featuring Al Porcino And
His Orchestra“ unter anderem von Rhino als CD wieder veröffentlicht
worden. Wer glaubt, Al Porcino noch nie gehört zu haben, sollte darüber
nachdenken, ob er nicht den Kult-Film „The Cincinnati Kid“
mit Steve McQueen gesehen hat – denn unter der musikalischen Regie
von Lalo Schifrin hat Al Porcino diesen Soundtrack mit seiner Trompete
veredelt. Heute hat er seine musikalische Heimat in München, wo er
mit der Al Porcino Big Band und Herb Geller im Jazzclub Unterfahrt am
14. Mai seinen Jubeltag auch gebührend feiern wird. Aufgenommen 1999
bei einem Konzert im Nachtcafé München, ist bereits im Jahr
2000 zu seinem 75. Geburtstag die CD „Al Porcino Big Band Live!“
bei Organic Music (www.organicmusic.de)
erschienen, mit der man zu Hause den jetzt anstehenden runden Jubeltag
schon einmal vorfeiern kann. Über weitere aktuelle Termine und Projekte,
aber natürlich auch über seinen Werdegang, informiert seine
offizielle Homepage www.alporcino.com
Veranstaltungstipps
Eine neue Veranstaltungsreihe unter dem Motto movies+jazz gibt es seit
März im Berliner Schlot. In diesen neuartigen Veranstaltungen zeigt
das Schlot ausgewählte Filme, die in einer Beziehung zum Jazz stehen.
Am 20. Mai, 21.00 Uhr wird Wong Kar-Weis „In The Mood For Love“
gezeigt. Die sinnliche Liebesgeschichte, sie spielt in Hongkong 1962 bis
1966, besticht durch die Magie der Bilder und der exzellenten Filmmusik
von Mike Galasso und Shigeru Umebayashi. Das Repertoire des Trios „…la
luna?“ ergänzt auf ideale Weise diese Filmmusik. Cello/Sax
(Martin Klenk), Gitarre (Holger Schliestedt) und der Gesang von Eva Spagna
nehmen die Musik Galassos auf und führen sie weiter. Kurze Informationen
zu Musik, Komponisten und Musikern sowie Einführungen zu den Filmen
werden die Veranstaltungen ergänzen. (Kontakt: w.koch@ berlin.de)
+++ Ein Stell-Dich-Ein des internationalen Jazz findet vom 24. Juni bis
3. Juli in Ascona am Lago Maggiore in der Schweiz statt. Bei JazzAscona.
New Orleans & Classics treten insgesamt 250 Künstler auf zwölf
Bühnen auf, es werden 80.000 Zuschauer erwartet, die über 400
Stunden Musik hören und erleben können. Festival Infoline &
Hotel Booking: Tourist Office Lago Maggiore, Via Luini 3, CH-6600 Locarno,
Tel. +41-91/791 00 91, buongiorno@maggiore.ch, www.jazzascona.com
+++ Die Stiftung Schloss Neuhardenberg Berlin veranstaltet im Mai zwei
interessante Konzerte für Jazzfans in der Schinkel-Kirche: am 14.
Mai spielt The World Quintet aus der Schweiz, am 27. Mai präsentiert
das All Star Quartet mit Uli Beckerhoff „Zwei Frauen, zwei Männer,
ein Lichtblick“, Infos: www.schlossneuhardenberg.de
+++ Im Bayerischen Hof in München erwartet das Publikum im Mai einige
herausragende Highlights: am 1. des Monats kommt zum Beispiel Gonzalo
Rubalcaba, am 4. Bill Evans „Soulgrass Band“, tags darauf
das Ethnic Heritage Ensemble, am 8. das Marcio Tubino Quartet, am 17.
Paulo Bellinati & Monica Salmaso, am 18. das Richard Galliano N.Y.
Trio, am 22. Marta Topferova und Nils Wogram & Simon Nabatov schließlich
am 25. Mai. Nähere Informationen info@ehmkimusic.de,
Tel. 089/13 99 93 39.
+++ Wonnemonat Mai: Gleich drei Enja-Konzerte in Folge kann man im Mai
im Jazzclub Unterfahrt in München erleben: Am 3., 4. und 5. Mai präsentiert
enja records drei Highlights aus dem bunten Katalog: Am 3. spielt Gilad
Atzmon & The Orient House Ensemble aus dem aktuellen Programm/CD „musiK“,
das Josh Roseman Special Unit mit Peter Apfelbaum (ts, korg), Barney Mc.
All (keys, fender), Mike Moreno (git), Nate Smith (dr) präsentiert
am 4. eine Mischung von Klezmer- und Balkan Jazz über New Orleans
und Mainstream bis Avantgarde. Last but not least kommt am 5. Mai die
Sängerin Jenny Evans (unser Foto unten) mit dem Rudi Martini Trio
in die Unterfahrt und stellt ihr großartiges „European Songbook“
vor. Infos: www.unterfahrt.de
oder Tel. 089/448 27 94
+++ Das Internationale Dixieland Festival Dresden findet vom 7.-16. Mai
zum 35. Mal statt. 1975 durften zum ersten Mal mit der Old Merry Tale
Jazzband aus Hamburg eine Band aus Westdeutschland auf dem Internationalen
Dixieland Festival spielen. Vier Jahre danach, zum neunten Festival 1979
konnte auch eine Band von der anderen Seite der Berliner Mauer teilnehmen:
die Umbrella Jazzmen aus Westberlin. Zum Jubiläumsfestival stehen
nun erstmals mit der am längsten bestehenden Amateurformation Europas,
den vor 50 Jahren (!) in Dresden gegründeten Elb Meadow Ramblers,
sowie Addi Münsters Old Merry Tale Jazzband aus Hamburg, den Umbrella
Jazzmen aus Berlin, der Allotria Jazzband aus München und der Barrelhouse
Jazzband aus Frankfurt/Main Musiker aus den alten und den neuen Bundesländern
in einem Konzert auf der Bühne. Moderator des „Get-Happy-Dixieland”-Konzertes
am 12. Mai im Dresdner Kulturpalastes wie immer Karlheinz Drechsel. Nähere
Informationen: www.dixieland.de
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