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Klar. Wenn Musik mit Soul und Musik, die im weitesten Sinn „Bop“ enthält, aufeinander treffen, scheint „Soulbop“ die einzig hilfreiche Stil-Charakteristik zu sein. Randy Brecker und Bill Evans stecken als Planer hinter diesem Projekt der „Soulbop Band“, das momentan mit Sidemen und Bandmitgliedern wie Drummer Steve Smith, Bassist Victor Bailey, Pianist Dave Kikoski und Gitarrist Hiram Bullock wohl kaum an Namen und Qualität übertroffen werden dürfte.
Randy Brecker, derzeit in Köln um die Fertigstellung einer DVD (Jazztage Leverkusen, November 2003) zu überwachen, kramt ob der Band in Schein- Erinnerungen: „Irgendjemand hat mir erzählt, dass wir vor 15 Jahren mal eine Jam Session in dieser Konstellation spielten, aber ganz ehrlich, so genau kann ich mich nicht mehr erinnern“, schmunzelt er brummig. Dabei sollte man erwähnen, dass trotz explosiver Funkmusik und intensiver Soulballaden über der Gründung der „Soulbop Band“ ein trauriger Anlass schwebt. „Es kamen einige positive wie negative Ereignisse zusammen, unter anderem der tödliche Autounfall von Bob Berg im Dezember 2002. Ich war damals dabei, eine Band auf die Beine zu stellen, in der Bob Berg (Sax) und Ronnie Cuber die Horn Sektion bilden sollten. Zwei Wochen nachdem wir die Band zusammen hatten, kam Bob ums Leben. Klar gab es noch die Band, aber einer der besten Musiker des Ensembles war tot. Ein paar Wochen später traf ich zufällig Bill (Evans, Anm. d. Red.). Wir sprachen über Bob und die Situation. Bill erwähnte, dass er eben von einer langen Europa Tournee zurück sei und Lust auf Neues hatte. Da entschlossen wir uns die ‚Soulbop Band‘ zu gründen.“ Randy Brecker und Bill Evans entschieden sich als Basis für die Band jeweils Songs des anderen mit adäquaten Begleitmusikern neu zu interpretieren: Rattletrap, Big Fun, Let’s Pretend, Dixie Hope von Bill Evans oder Mixed Grill, Hangin’ in the City, Above and Below von Randy Brecker schafften es in die Liveauswahl, dazu noch Nummern von Hiram Bullock. So ging man 2003 auf eine erste Tournee. Zwar in anderer Besetzung als auf dem Livealbum, aber trotzdem mit begeisternden Reaktionen. „Sogar die Promoter drängten uns die Tour zu wiederholen und so spielten wir im Sommer 2004 in der Albumbesetzung ein einwöchiges Set im Iridium Nightclub in New York City, das nun als Doppel Livealbum vorliegt.“ Ein Mitschnitt, der die Bandbreite dieser Allstars- Band offenbart: emotional, explosionsartig, schnell, laid-back, manchmal ängstlich, dann forsch und oft keifend. „Wir kennen uns natürlich viele Jahre“, erklärt Randy Brecker, „da kann man das so arrangieren und den Schwerpunkt auf Improvisation und Soli legen.“ Dennoch fühlt man sich nach dem ersten Hören wie von einer Konfetti-Kanone beschossen. Überall Farben, überall Stilistiken und alles bedeckt. „Für mich persönlich spielt die Zusammenstellung des Sets die Hauptrolle, warum diese Band so reibungslos funktioniert“, legt Randy Brecker nach. „Die Songs passen und daraus resultiert der größte Trumpf dieser Band: es gibt keine Soundlöcher. Ein Rädchen greift ins nächste. Manchmal hat man Bands, da kommt irgendwann das Schlagzeug- Solo und dann geht’s unaufgeregt weiter. Dann hat man einen Bassisten der verdammt gut ist, aber kein Solo spielen möchte. Bei der Soulbop Band passiert das nicht. Wir haben großartige Übergänge. Alle konnten und wollten solieren. Und jedes Mal, wenn die Zuschauer dachten das war’s aber nun, haben wir immer noch einen drauf packen können.“ Ob diese Begeisterung der Band und Zuschauer aber ausreicht, um eine konstante Band auf die Beine zu stellen, mag Randy Brecker vorerst nicht bewerten. „Wir haben über eine weitere Tour und ein nächstes Album gesprochen. Aber das muss man langsam angehen, schließlich ist jeder von uns mit vielen anderen Sachen beschäftigt. Tatsache ist und war, dass wir uns alle pudelwohl fühlten. Für den Sommer sind zumindest noch ein paar Liveauftritte in Europa geplant.“ Lassen wir uns also überraschen und unsere Soundlöcher mit dem Livealbum der Soulbop Band randvoll aufschütten. Randy Brecker und Bill Evans sind gute Füller. Sven Ferchow CD-Tipp
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