Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Die US-Jazzelite hatte nach dem 2. Weltkrieg in Europa günstige Sympathiewerte. Nur internationale Vertriebsnetze für Importschallplatten gab es nicht überall. In Schweden waren sich Gunnar Bergström, Sven Lindholm und Dag Häggqvist dieses Mangels bewusst und gründeten, als Ergänzung zur Scandinavian Record (Import) Company, 1957 mit dem Pianisten Rune Öfwerman das Sonet Label. Hier nahmen zunächst einige Ameuropäer wie der Trompeter Benny Bailey auf. Ab den 1970ern startete eine Serie mit Eigenproduktionen zur „Sonet Jazz Story“, für die amerikanische Stars eingeladen und auch mit skandinavischen Musikern zusammen gebracht wurden. Aus diesem Archiv sind nun zehn exemplarische Sessions wieder veröffentlicht. Sehr inspiriert begegneten sich Lionel Hampton am Vibraphon und der schwedische Violinist Svend Asmussen, für beide war „As Time Goes By“ kein Abschiedssong, sondern eine gut gelaunte Reminiszenz. Sportlich swingt „Flying Home“ und bei der „Midnight Sun“ hat Svend Asmussen ein weiches Timbre, auf das mehr geachtet werden sollte. Beide haben in dieser ungewöhnlichen Kombination bekannte Standards gründlich entstaubt. Auch Chet Baker hat im extravaganten Trio mit dem französischen Pianisten Michel Graillier und dem belgischen Bassisten Jean-Louis Rassinfosse im Repertoire aufgeräumt, etwa in einer eigensinnigen Jazzrock Version des Cole Porter Songs „Love For Sale“ und mit samtenen Trompetenklang beim orientalisch schimmernden „Nardis“ von Miles Davis. Überquellend ist die virtuose „Bop Session“, wo Dizzy Gillespie ein Starkstromsolo für „Blue’N’Boogie“ parat hat. Da rasen die Skalen, wenn Sonny Stitt am Tenorsax auch etwas Öl in diese Brandung gießt. Doch bei „Lady Bird“ von Tadd Dameron zeigt er im polyphonen Duo mit Dizzy, welche artifiziellen Qualitäten Bebop hat. Bei den Jazzmessengers verblendet er den „Blues March“ ironisch mit großen Intervallen. Und Sonny Stitt bleibt dem Blues weiter für „Birdlike“ von Freddie Hubbard treu, dessen Nervosität dadurch gemildert wird. Die Benny Carter All Stars parlieren mit traditionellen, bequemen Standards. Der Altist schwelgt da in „Memories Of You“, aber Red Norvo funkt am Vibraphon mit seltsamen Orgelsounds in „Here‘s That Rainy Day“ dazwischen. Solchen Mainstream serviert auch Kornettist Ruby Braff fürs Album „Them There Eyes“, die allerdings swingend funkeln. Zwar meldete sich Ventilposaunist Bob Brookmeyer „Back Again“, aber er konnte sich nicht entschließen, das Gebiet der Standards bis auf das Latin „Carib“ zu verlassen. Die „Sonet Jazz Story“ ist somit kein Kompendium der Experimente, sondern eine, besonders in den Besetzungen, solide europäische Revision dominanter Jazzstile. Einige Bonustracks, informative Begleittexte und alle Aufnahmedaten komplettieren in bester Klangqualität diese Sonet-Edition. Hans-Dieter Grünefeld Sonet Reissues
|
|