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bis vor der Wende 1989 war für uns Jazzfreunde Polen das Skandinavien des Ostblocks. Seit über 40 Jahren hatten unsere musikalischen Nachbarn die besten Jazzer Europas. Wer als DDR-Bürger das Gefühl von Freiheit und die beste internationale Kost genießen wollte, die ein Land des sozialistischen Bruderbundes zu bieten hatte, der fuhr zum jährlichen „Jazz Jamboree“ nach Warschau. Vieles ist nach dem Mauerfall und Polens demokratischer Wende verschwunden. Nicht aber die Vormachtstellung des Landes in Sachen Jazz.
Alle waren sie so etwa um 1940 geboren: Trompeter Tomasz Stanko, Saxophonist Zbigniew Namyslowski, Komponist Krysztof Komeda, Gitarrist Jaroslaw Smietana und Multiinstrumentalist Wlodzimierz Nahorny. Unser Dossier gilt zwei polnischen Jazzern der mittleren Generation: dem Saxophonisten Adam Pieronczyk und dem Pianisten und Popstar Lezek Mozdzer. Die Musik des ersten changiert geschickt zwischen der Ästhetik des Freejazz und der populären Club-Musik des drum’n’bass. Pianist Mozdzer wählte den Weg der Solokarriere: Seine Interpretationen Chopins (unter anderem das Album „Chopin – Impresje“, 1994) wurden international beachtet ebenso wie seine eigenen Werke, die er auch selbst aufführt. Der Autor dieses Doppelporträts, Daniel Cichy, kennt beide nicht nur persönlich, sondern konnte sich mit ihnen auch in ihrer Muttersprache unterhalten. Er stammt aus Krakow und ist derzeit Praktikant bei der Jazzzeitung und der neuen musikzeitung (www.nmz.de). Der junge polnische Musikwissenschaftler mit dem Faible für Jazz ist Stipendiat des Siemens art programm und des Deutschen Musikrates. Er soll die deutsche Musiklandschaft und die Arbeitsweise der deutschen Medien kennen lernen. Vice versa präsentiert er uns die beiden Gallionsfiguren des polnischen Jazz von heute. Fortsetzung folgt hoffentlich. Und wer sich mit dem Gedanken tragen sollte, nach der EU-Erweiterung endlich einmal unser polnisches Nachbarland zu besuchen: Cichy listet für Sie 15 polnische Jazzfestivals auf sowie die 21 wichtigsten Clubs. Andreas Kolb |
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