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Nat Hentoff (geboren 1925) ist schon seit langem eine Institution unter den amerikanischen Jazzkritikern. Er benützt immer noch eine Schreibmaschine (und nennt das „acoustic journalism“!), schreibt bedächtig, umfassend gebildet und immer auf den Punkt. Seit den 60er-Jahren verfasste er auch viele Artikel zu sozialen und politischen Themen. Die in diesem Buch versammelten Aufsätze stammen aus der Zeit zwischen 1995 und 2003. Er dürfte sämtliche Musiker, um die es geht, persönlich gekannt haben, was seinen Gedanken viel Authentizität verleiht. Auch weniger Bekanntes entgeht ihm nicht: Teddy Grace, Steven Bernstein, Scott Robinson, Diva (New Yorker Frauen-Big Band), John Levy (erst Bassist bei George Shearing, dann Manager). Außerhalb des Jazz bricht er eine Lanze für die Country Music. Er veranlasst uns, „Vergessenes“ wieder einmal in den CD-Spieler zu legen, etwa Fred Astaire und Oscar Peterson… Und er denkt, dass es mit dem Jazz immer weitergeht und zitiert Jim Hall, den er auf der Straße mit seinem Hund (namens Django!) traf. Auf seine Frage, ob der Jazz „moribund“ sei, sagte Jim Hall „The spirit of this music ain’t going to die unless the world blows up.“
Francis Davis gehört wie etwa Whitney Balliett, Gary Giddins, Gene Lees, Will Friedwald, Dan Morgenstern, Nat Henthoff und Richard Sudhalter zur heutigen Creme der amerikanischen Jazzkritiker. Das sind Leute, die sehr genau zuhören können, die die gesamte Geschichte des Jazz (und vieles darum herum) bis in zahllose Details kennen, deren Wissen über Plattenaufnahmen unerschöpflich zu sein scheint und die exzellent formulieren, mit Witz und ohne Pop-Slang. Davis’ neuestes Buch enthält von ihm ausgewählte Aufsätze aus der Zeit zwischen 1982 und 2003. Neben einer Vielzahl von Jazzformen werden auch andere Bereiche mit gleichem Sachverstand und Einfühlungsvermögen behandelt. Zumeist geht es um einzelne Künstler: die Arbeiten über Mercer Ellington, Herbie Nichols, Sheila Jordan, Susannah McCorkle (wer von unseren Lesern kennt sie überhaupt?), Frank Morgan, Bobby Short, Ran Blake, Art Blakey, Tony Bennett, Roswell Rudd, Miles Davis, Sun Ra, Wynton Marsalis und Jim Hall verdienen besondere Aufmerksamkeit. Außerhalb des Jazz geht es um Bobby Darin, Musicals, Rap, Film, Sitcoms und Komiker. Ein Buch, das Spaß macht und zugleich bildet. Über manche Bemerkungen kann man immer wieder nachdenken, etwa „A truism about free improvisation is that it’s fun to play but murder to sit through. Another truism is that you gotta be there; it doesn’t work on disc.“ Joe Viera |
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