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Was da Anfang des Jahres im „fritznielsen“, einem noch jungen Club in Berlin, über die Bühne ging, war schlicht einmalig und hat bewiesen: Jazz lebt! Aufgerufen dazu hatte kurzfristig ein kleines Team um die Musiker Volker Frischling und Sahrin Rezai. Man wollte zusammen mit den Clubbetreibern Fritz Bleuler und Niels Eixler 168 Stunden lang non-stop musizieren lassen. Die längste Jam Session der Welt sollte es werden, getreu dem Motto: „Die Musik reisst nicht ab, die Hilfe für die Bedürftigen in Südostasien hört nicht auf.“
Innerhalb von nur drei Tagen war die Veranstaltung vorbereitet und die Medienwelt informiert: Am Mittwoch, dem 5. Januar 2005, um 22.07 Uhr, gab Nikolai Ugrinsky am Schlagzeug mit seinem Beat eines beschleunigten Herzschlages vor, was sich über die folgende Woche täglich ins schier Unfassbare steigerte. Das Telefon im Clubbüro klingelte pausenlos: Walter Norris, David Freedman, Reggi und Conny Moore, die Kießner Brüder, Acki Hoffmann, Lyambico, Torsten Zwingenberger, Robin Draganic, Marque Loewenthal und und und… ob Solo oder mit eigenen Formationen, alle wollten dabei sein. Ebenso schnell wuchs die Liste der freiwilligen Tresenkräfte, die sich ums Wohl der zahlreichen Gäste kümmerten: Corinna Harfouch, Axel Prahl und Nina Hoger waren unter denen, die Bier zapften und Weine ausschenkten (gespendet von Getränkelieferanten), von Gastronomen kostenlos bereitete Speisen servierten oder Gläser spülten. Am zweiten Tag übernahm Thomas Roth die Schirmherrschaft und auch Gesine Schwan sowie Peter Eigen (mit seinem Saxophon) sicherten bei einem persönlichen Besuch im „fritznielsen“ der Aktion ihre Unterstützung zu. Getragen zusätzlich vom spontanen Engagement der Jazzinitiative Berlin musste „Jazz hilft“ einfach ein Erfolg werden. Und so war es auch: Der Strom an Musikenthusiasten riss nicht ab. Immer waren Menschen da, die das Ambiente und die Musik im „fritznielsen“ rund um die Uhr genießen wollten. Für so manchen begann in dieser Woche der Tag bei einer Tasse Kaffee zu Live Jazz. Am Nachmittag füllte sich das Lokal dann mehr und mehr, und auch dicht gedrängt am Abend folgte die Stimmung im „fritznielsen“ ganz einfach der Musik: Von einem Höhepunkt zum nächsten… Till Brönner, Mack Goldsbury, Gary Wiggins, Giorgio Crobu, Larry Porter, Scott Withe, Rick Howard … Rock-Musiker, Pop-Musiker, Hip-Hopper mischten sich unter das Jazzvolk – sogar aus Hamburg und Köln trafen Musiker ein, die von der Aktion gehört hatten und mitmachen wollten, ganz egal in welcher Form. So kam es immer wieder zu spannenden Momenten, in denen Leute miteinander spielten, die unterschiedlicher nicht hätten sein können. Manchmal wechselten auch Gäste ganz spontan die Seiten: Aus Zuhörern wurden Mitspieler, und umgekehrt. Je länger die Session dauerte, desto häufiger kehrten die Musiker wieder, um einfach nur dabei zu sein, um ihren Kollegen zuzuhören und nichts von dieser großartigen Stimmung zu verpassen. Im Geiste der Toleranz und des gegenseitigen Respekts ging es vor allem darum, mitzumachen bei einer Sache, bei der es keine Verlierer geben konnte. Die Summe der Spendengelder und der vollständige Erlös aus Speisen und Getränken, die nach sieben Tagen Nonstop-Jazz an die beiden Hilfsorganisationen Unicef und „Ärzte ohne Grenzen“ überreicht werden konnten, machten alle gleichermaßen glücklich: Mehr als 16.000 Euro waren zusammengekommen. Die Liste der beteiligten Musiker war in der Zwischenzeit auf rund 200 angewachsen, die der Helfer auf über 50 und die der Sponsoren und Förderer von „Jazz hilft“ umfasste am Ende mehr als 40 Einzelpersonen und Firmen in Berlin. „Jazz hilft“ – Jazz lebt, vor allem dann, wenn Menschen zusammenkommen, um das Gute für alle möglich zu machen. Das Erlebnis von 7 x 24 Stunden Musik wird wohl bald eine Fortsetzung finden müssen, allein damit die Erinnerungen wach bleiben und der Wille des Zusammenfindens erhalten bleibt. Im „fritznielsen“ kann man sich gut vorstellen, dass das Spendensammeln für alle Notleidenden dieser Welt ein längerfristiges Engagement sein könnte. Und „Jazz hilft“ hat dazu allen Beteiligten einen Weg gezeigt, der in der Kulturlandschaft Berlins sicherlich neue Akzente setzen wird. Christoph Franz |
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