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In manchen Dingen bin ich etwas langsam, das gebe ich zu. Als ich meinen Führerschein machte, hatten Gleichaltrige schon ein halbes Dutzend Autos zu Schrott gefahren. Meine erste elektrische Schreibmaschine kaufte ich, da arbeiteten andere längst am PC. Bis vor kurzem besaß ich noch nicht mal ein Handy. Doch meine nette, nette (und hochschwangere) Nachbarin Petra hat mir jetzt (nicht ohne Hintergedanken) eines zum Geburtstag geschenkt. Nicht irgendein Handy, sondern das beste, den absoluten Messeschlager, das E-TP 3000. Auf der CEBIT in Hannover letztes Jahr hat man zu Demonstrations-Zwecken vier dieser Handy-Modelle eine vierstimmige Bach-Fuge spielen lassen. Inzwischen dürfte dieses Gerät das beliebteste Musikinstrument an Deutschlands Realschulen sein. Das E-TP 3000 verschickt und empfängt nichtssagende SMS, verwackelte MMS, entzündungshemmende ASS oder vermögensbildende LBS. Ich kann damit, heißt es, in Ultrawebspeed surfen, eine Ladung Spam-E-Mails abrufen, langweilige Jazz-Interviews auf BR-alpha angucken, Bluestexte reimen, swingende Geburtstagsständchen herunterladen oder ganze Joe-Maneri-CDs durchzappen. Als Klingelton habe ich mein Lieblingsstück von Cecil Taylor einprogrammiert, „Conquistador“, das höre ich mir jetzt in der S-Bahn jeden Tag in voller Länge lang (17 Minuten 51). Aber das E-TP 3000 kann noch mehr: Es ist zugleich Trockenrasierer, Reisebügeleisen, Intimstimulator, Kontrollmonitor und Fernbedienung. Geübte Benutzer schaffen es sogar, Betriebstempo und Laufrichtung öffentlicher Rolltreppen damit zu steuern, Kassen in Supermärkten abzuschalten und die Computer der S-Bahn-Stellwerke und Arbeitsämter zum Absturz zu bringen. Wir erleben es ja täglich. Ach ja, und telefonieren kann man mit dem E-TP 3000 auch noch. Fragt sich nur, wann ich herauskriege, wie das geht. Rainer Wein |
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