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Jazzzeitung
2002/03 ::: seite 2
nachrichten
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Ruby Braff
Der Trompeter Reuben Ruby Braff feiert am 16. März seinen
75. Geburtstag. Seit mehr als 50 Jahren bereichert er vorzugsweise mit dem Kornett den Mainstream Jazz.
Seine eindrucksvolle Diskografie beinhaltet Aufnahmen u.a. mit Buck Clayton und Mel Powell (z.B. Buckin The
Blues Vanguard, 1957), George Barnes (etwa Live At The New School Chiaroscuro, 1974) und Scott
Hamilton (etwa Mr. Braff To You Phonotastic, 1983). Sein teils rauer Umgangston und seine kompromisslose
Art brachten ihm nicht nur bei seinen Kollegen, sondern auch bei der Presse den Ruf eines mit Vorsicht zu genießenden
Unikums ein. Doch der Kornettist bewegte sich konsequent jenseits aller Trends auf seinem Weg weiter und kultivierte
seinen eigenen Stil. In Kritiken und Biografien wird immer wieder sein außerordentlich versierter Umgang mit
dem tiefen Register hervorgehoben. Das kleine aber feine amerikanische Jazz-Label Arbors Records (www.arborsrecords.com)
ist seit 1996 sein künstlerisches Zuhause. Unter dem Motto Ruby Braff With Strings wurde dort vor
zwei Jahren das Album In The Wee Small Hours In London And New York (Arbors Records) veröffentlicht.
Der Kornettspieler hat sich hier mit Titeln von Frank Sinatra und Bing Crosby wie Pennies From Heaven,
April in Paris und White Christmas auseinandergesetzt. Ein besonderes Highlight ist außerdem
die CD Being With You: Ruby Braff Remembers Louis Armstrong (Arbors Records). Das Down Beat Magazine hat
diese Scheibe nicht umsonst zu einer der besten Jazzaufnahmen des letzten Jahrzehnts erklärt. Alle Aufnahmen
können über das Internet recht kostengünstig direkt beim Label bestellt werden. Doch trotz der verlockenden
Angebotspalette ist bei der Bestellung Vorsicht geboten: Wer beim Einkauf in den USA die Geringfügigkeitsgrenze
von 22 E früher: 50 DM (!) überschreitet, läuft Gefahr, nicht nur für den Warenwert,
sondern auch noch für die Liefergebühren vom deutschen Zoll zur Kasse gebeten zu werden.
Leningrad Girl: Jenny Evans
Anläßlich des 80. Jubiläums der Moskauer Staatlichen Akademischen
Philharmonie gab es eine zweiwöchige Konzertreihe, die am 29. Januar 2002 mit einem Jazzkonzert mit der international
bekannten und vor allem in den USA sehr beliebten Leningrad Dixieland Jazz Band ihren Abschluß fand.
Zu diesem Konzert wurde die englische Jazzsängerin Jenny Evans als Top Act engagiert. Schon Anfang der 90er Jahre
machte sie mit der L.D.J.B. eine sehr erfolgreiche vierzehn- tägige Tournee in der damaligen Sowjetunion. Als
weiterer Special Guest für das Jubiläumskonzert wurde Jenny Evans Drummer/Produzent Rudi Martini eingeladen.
Initiator dieses Events war der russische Jazzexperte und Mitbegründer der European Jazz Federation
Alexey Batashev, der als versierter Organisator und Moderator dieses Konzert äußerst professionell betreute.
Seit fast fünfzig Jahren ist A. Batashev einer der agilsten Vertreter und Macher der russischen Jazzszene, auch
in den USA. Unter anderem hat er im vergangenen Jahr in einem Konzert für Präsident Vladimir Putin und damals
noch US-Präsident Bill Clinton Russian-Jazz präsentiert. Nach einer Verständigungsprobe mit den swingenden
Musikern aus St. Petersburg riß Jenny Evans bei ihrem Auftritt unter anderem mit Titeln wie The Man I
Love, einem russisch angehauchten Bei Mir Bist Du Scheyn, Summertime, Bye Bye
Blackbird und mit ihrer ganz persönlichen orientalischen Version von Duke Ellingtons Caravan
gefolgt von einem furiosen Drumsolo von Rudi Martini das Publikum zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Mit Standing
Ovations wurden mehrere Zugaben gefordert.
Preis für Achim Kaufmann
Der in Holland lebende neununddreißigjährige deutsche Pianisten
Achim Kaufmann wurde einstimmig zum Träger des SWR-Jazzpreises 2001 gewählt. Die Jazzzeitung gratuliert
dem vielseitigen Klavierspieler zu diesem renommierten Preis, der jährlich an einen Musiker vergeben wird, der
nach Meinung der Jury während des abgelaufenen Jahres durch Auftritte oder neue Kompositionen hervorgetreten
ist. Achim Kaufmann, geboren 1962, absolvierte ein Studium an der Musikhochschule Köln bei Rainer Brüninghaus
und Frank Wunsch. Ein Stipendium für das Banff Center for the Arts führte ihn nach Kanada, wo er mit wichtigen
Musikern des zeitgenössischen Jazz wie Dave Holland, Kenny Wheeler, Richie Beirach und Steve Coleman spielte.
Mitte der neunziger Jahre zog Kaufmann nach Amsterdam, wo seine Improvisationen im Zusammenspiel mit dem Klarinettisten
Michael Moore und mit Akteuren der Neuen Musik und der Underground-Rock-Szene eine besondere Erweiterung und Vertiefung
erlebten. Foto: Jörg Becker
Festival jazz lines München
Vom 12. bis 21. April findet in München das Festival jazz lines 2002
statt. Das internationale Programm will Arbeiten vorstellen, die so die Veranstalter jazz lines e.V.
richtungsweisend sind für die Entwicklungen innerhalb der zeitgenössischen improvisierten Musikszene.
Nach dem sehr europäisch ausgerichteten Programm beim Festival 2000 (damals noch unter der Überschrift Jazz
& more) sollen dieses Jahr die Amerikaner dominieren. Einige bekannte Namen Pharoah Sanders, Carla Bley, Andy
Sheppard, Steve Swallow stehen im Kontrast zur jungen Generation wie Juba Collective aus Chicago. Natürlich sind
auch europäische Künstler da: Erika Stucky, Gianluigi Trovesi oder das Tin Hat Trio treten in einen Dialog
mit der Jazztradition Amerikas. Mehr darüber in der nächsten Jazzzeitung. Information und Vorverkauf (ab
15.3.2002) unter 089/21 85 -19 40
All That Jazz nennt sich das Festival im Münchner Waldheim vom 17. bis 21. April. Kennzeichen ist
die ideale Ergänzung von Jazz und Kulinarik! Neben den Waldheim-Köchen treten auf: Harald Rüschenbaum
und Big Band, Silvia Droste, Günther Meiers Flash Point Five, Bernd Lhotzky, Max Greger jun. sowie die
Würmtal-Riverside-Stompers. Information: 089/71 60 64.
Im Mittelpunkt des diesjaährigen Programms der Augsburger Puppenkiste stehen bei den Puppensüiel-Tage vom
5. bis 12. Oktober die Wiederaufnahme des Doctor Faustus sowie weitere Faust-gastspiel. Zu den weiteren
Highligts zählt in diesem Jahr ein Jazzkonzert: Zu Gast in Augsburg sind der Saxophonist Charlie Mariano und
Band. Information: 0821/43 21 82.
Grammy Nominierung
Cornelius Claudio Kreusch und die WDR Big Band sind auf der Nomination
Entry List der Grammy Awards 2002. Kreusch, der am 15. März im Münchener Prinzregententheater und am 16.
März im Konzerthaus in Ravensburg spielt, mit seinem Solo-Piano Album Live! At Steinway Hall/New York.
Der amerikanische Komponist und Arrangeur, Lalo Schifrin, ist für eine WDR-Plattenproduktion für den Grammy
nominiert worden (Kategorie Best Instrumental Arrangement für Scheherazade fantasy von
der CD Intersections Jazz meets the symphony (ALEPH Records 023).
Neues Label Quinton aus Wien
Mit sechs aufwändig produzierten CDs im Hardcover-Format wagt sich
das österreichische Label Quinton (Vertrieb EFA Medien) auf den heiß umkämpften CD-Markt. Dass dabei
die Verpackung nicht allein zählt, sondern zuerst der Inhalt ist klar. Das Newcomer-Label braucht sich allerdings
nicht zu verstecken: Mit dabei auf den Premierenplatten sind das Vienna Art Orchestra, Wolfgang Muthspiel, Marc Johnson,
Brian Blade, Arkady Shilkloper und Wolfgang Puschnig.
Lucas Schmid
Neuer Manager der WDR Big Band ist Lucas Schmid, der bereits als Komponist,
Dirigent und Tonmeister gearbeitet hat. Der Bassposaunist ist Nachfolger des Ende Januar in den Ruhestand gewechselten
Managers Wolfgang Hirschmann (siehe Seite 14). Schmid ist verantwortlich für das Porgramm der WDR Big Band sowie
für Produktionen, Mitarbeiter und Finanzen. Schmid, 1956 als Schweizer in Madrid geboren und dort aufgewachsen,
wurde 1993 Mitglied der NDR Big Band, wo er neben dem Posaunespielen auch eigene Produktionen realisierte. Seit 1998
gehört Schmid zur WDR Big Band Big.
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