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Nimmt man die moderne Musikwissenschaft beim Wort, dann definiert sich Gospelmusik über die Vermischung von weltlichen und religiösen Musikformen, wobei ihr einerseits die Unterhaltung, andererseits die religiöse Erbauung ein Anliegen ist. Diese Verschmelzung setzte vor gut hundert Jahren in den Gemeinden von Afroamerikanern ein. Durch die Hinzunahme von modernem Instrumentarium erweiterte sich das ursprünglich geistlich-vokale Repertoire und bezog weltliche Einflüsse aus Blues und Jazz mit ein. Im Laufe ihrer Entwicklung tendierte die Gospelmusik so immer stärker zur Kommerzialität. In unseren Tagen ist Gospelmusik Teil einer riesigen Musikindustrie, die den Gospel als ursprüngliches und echt afroamerikanisches Lebensgefühl verkauft. So weit, so gut, wie man dieser Entwicklung auch immer gegenüberstehen mag, muss man doch anerkennen, dass die kommerzielle Etablierung des Gospel ihm nicht unbedingt zum Nachteil gereichte. Im Gegenteil, in Amerika hat sich der Gospel zu einer interessanten und ausdrucksstarken Musikform gemausert. Sicher ist es ein ehrenwertes Unterfangen des Gewandhauses, ein Gospelkonzert mit Etta Cameron in den Spielplan aufzunehmen.
Mit einer schlanken und lieblichen Chorästhetik à la Palestrina war dem Kern der Sache doch nicht beizukommen. Doch dem Leipziger Publikum war es egal; es gab stehende Ovationen. Nico Thom |
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