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Sie begann in den frühen Vierzigern als Bandsängerin bei Benny Goodman: Norma Deloris Engstrom, besser bekannt als Peggy Lee. Dort, beim King of Swing, dürfte sie es gelernt haben, das Singen über, vor und hinter dem Beat. Und dort hat sie dann auch der Texter, Komponist und Sänger Johnny Mercer entdeckt, der gerade das wichtigste weiße Independent-Label der 40er-Jahre gegründet hatte: Capitol Records, die spätere Heimat von Frank Sinatra, The Beach Boys, The Beatles und The Band. Ende des Jahrzehnts jedenfalls machten sie ihre Capitol-Hits wie Manana oder Its A Good Day zu einer der populärsten Sängerinnen Amerikas. Doch das war nur der Anfang. Bei ihren neuen Plattenfirma Decca entwickelte sie sich stimmlich immer mehr zur Nachfolgerin von Blues-Sirenen wie Mildred Bailey und Lee Wiley. Unglaublich was sie in den frühen Fifties mithilfe des genialen Arrangeurs Gordon Jenkins aus dem Richard-Rodgers-Walzerchen Lover machte, eine polyrhythmische Studie in Terror. Unsterblich wurde sie freilich erst (nachdem sie der Hundedame Susi in Disneys The Lady and the Tramp ihre Stimme geliehen hatte) in den späten 50ern mit einer Adaption des Little-Willie-John-Songs Fever. Sie verwandelte den RhythmnBlues-Hit in einen unglaublich relaxten Schlager, der zuletzt sogar Klaus Theweleit zu einem großen Buch über Pocahontas inspirierte. Die Geschichte von Captain Smith and Pocahontas zu erzählen, war allein ihre Idee, erzählt sie in ihrer Autobiografie Miss Peggy Lee. Und so war Theweleit ihrer Spur gefolgt. Ein anderer Song, aus ihrer Spätphase, bildete das merkwürdige musikalische Herz in Martin Scorseses schwarzer Komödie After Hours. Arrangiert von Randy Newman war ihre melancholische Version der Leiber & Stoller-Ballade Is That All There Is mustergültig. Mitte der 70er setzte sie noch eins drauf und ließ sich ein ganzes Album von den siamesischen Pop-Zwillingen (Hound Dog), die einst auch Im A Woman für sie schrieben, maßschneidern: Mirrors. Erwachsenen-Pop nannte man das damals, aus Ermangelung eines besseren Begriffs. Ein merkwürdiger Zwitter jedenfalls war diese Platte, das missing Link zwischen Tin Pan Alley und Brill Building Pop. In den 80ern hat Peggy Lee schließlich noch eine wunderbare LP mit unbekannten Kompositionen des großen Harold Arlen aufgenommen. Es war eine letzte Rückkehr gewesen in die Forties, als sie begleitet von Benny Goodman Arlens Blues In The Night zum ersten Mal sang. Peggy Lee starb im Alter von 81 Jahren in Los Angeles. Viktor Rotthaler |
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