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Traditionelle Klänge waren angesagt, als der Jazz-Zirkel am 22. März 1975 mit dem Trevor Richards Trio seine Arbeit aufnahm und seitdem den Jazz in den unterschiedlichsten Spielarten in Weiden präsent machte. Damals war diese Musik ein Publikumsmagnet, und bereits lange vor Beginn des Konzerts war der Konzertsaal voll besetzt. 26 Jahre später hatte sich nur eine Hand voll Zuhörer zum Konzert der Hefty Jazz Allstars eingefunden, obwohl diese swingende und zeitlose Musik in Weiden nur selten angeboten wird. Mit britischem Humor führte Keith Smith durch das Programm, und man spürte vom ersten Augenblick an, dass hier Musiker auf der Bühne saßen, denen die Musik im Blut liegt. Frisch und munter erklangen die alten Paradestücke in dem ad hoc zusammengestellten Quartett. Es knisterte die Spannung, die in dieser spontanen Begegnung lag, fernab von Routine und Artistik zahlloser Dixiebands, die nur allzu oft ein perfekt einstudiertes Programm steril herunterspulen. Während Trompeter Keith Smith seinem Vorbild Louis Armstrong verpflichtet ist, und diesem mit Paradestücken wie What a Wonderful World oder Blueberry Hill Tribut zollt, hat sich der aus Prag stammende Klarinettist Jerry Senfulk dem Swing verschrieben. Mit wunderschönem Ton intoniert er das melodiöse Stardust, in halsbrecherischem Tempo meistert er die Tonhürden von China Boy, unter die Haut geht seine intime Interpretation von Body And Soul. Ein Meister des Stride-Pianos ist Olaf Polziehn. Die starke linke Hand lässt zu keiner Zeit einen Bassisten vermissen, sein Spektrum reicht vom lässigen, humorvollen Spiel eines Fats Waller über die Melodielinien eines Earl Hines bis zu den Meistern der Swing-Ära. Eine wunderschöne Einleitung führt zu Fats Wallers Aint misbehavin, der virtuose Solopianist kommt bei Gershwins Liza voll zum Tragen. Hier führt er durch die gesamte Historie des swingenden Pianos, die von ausdrucksstarken Blueslinien bis zu Art Tatums Klangkaskaden reicht. Endlich kann auch mal das alte Klavier in Ellies Vorstadtcafe aus seinem Schattendasein heraustreten und unter den Fingern eines Meisters zeigen, was in ihm steckt. Auch in den Kindertagen des Jazz hatten die Pianisten bei ihren Auftritten keinen Konzertflügel zur Verfügung! Schlagzeuger Gregor Beck beherrscht sein Metier ebenfalls vorzüglich. Seine dynamischen 8-Bar-Einleitungen bringen die Mitstreiter gleich in Stimmung, seine feurigen und präzisen Soli erinnern an eine heile Klangwelt, als der Schlagzeuger noch für den Beat verantwortlich war, und sich ansonsten in Zurückhaltung üben musste. Beeindruckend war wieder einmal die Kraft und Ausdrucksstärke der unverstärkten Instrumente, die zu einem Ensembleklang zusammenwuchsen, wie ihn die Tonmeister an ihren Mischpulten leider nie erreichen. Musik von Hand gemacht von Idealisten, denen ihr Beruf noch Berufung ist, von Musikern die unterhalten wollen und nicht als unverstandene und verkannte Klangarchitekten agieren. Dieser entspannte Abend mit angenehmen Klängen hätte ein größeres Publikum verdient gehabt. Louis Reitz |
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