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Rudresh Mahanthappa Rudresh Mahanthappa stammt aus demselben musikalischen Umfeld wie sein ebenfalls indisch-stämmiger Kollege Vijay Iyer und gilt als eine der großen Entdeckungen der aktuellen amerikanischen Jazzszene. In den letzten Jahren hat er sich in den Polls der internationalen Jazzfachzeitschrift Down Beat vom „Rising Star“ zum Altsaxophnisten des Jahres entwickelt. Mit dem Album „Gamak“ präsentiert er nach seinem ACT Debut „Samdhi“ nun seine zweite ACT-CD. Was sein Spiel auszeichnet ist ein eigener Ansatz, der schwer zu beschreiben ist. Es finden sich, vor allem was die Rhythmik betrifft, komplizierte indische Raga-Elemente wieder. Solistisch verschmelzen in seinem Spiel damit äußerst komplexe (Free-)Jazz, FakeFunk oder Rockelemente mit traditionellen indischen Motiven - so ziemlich alles womit man im nächsten Moment nicht rechnet. Damit überrascht Mahanthappa den Hörer und hält die musikalische Spannung von Anfang bis zum Ende aufrecht, wobei allein das spielerische Tempo, das er mit seinem Altsaxophon vorlegt, gewaltig ist. Seine Mitstreiter, vor allem David Fiuczynski an der Gitarre, nehmen hierbei Themen auf und vom harmonischen Unisono-Spiel bis hin zu ungezügelten Klangeskapaden ist auf „Gamak“ so ziemlich alles vertreten. Der Titel ist Programm: Er steht stellvertretend für den Ausdruck einer melodischen Ornamentik, süd-indisch „Gamak“, dem zentralen Thema seiner Aufnahme. Mahanthappas Saxophon ist nichts für schwache Ohren, hier ist absolute Konzentration des Hörers gefordert! Charles Lloyd / Jason Moran Ein hell leuchtender Stern am ECM-Himmel ist zweifelsohne Charles Lloyd, dessen Debüt beim Münchener Label vierundzwanzig Jahre zurückliegt: 1989 veröffentlichte er „Fish Out Of Water“ mit Bobo Stenson, Palle Danielsson und Jon Christensen. Aus vier macht zwei – aktuell agiert Saxophonist Lloyd mit dem Pianisten Jason Moran im Duo. Er schnürte zehn – davon zwei eigene – Songs zu einem Paket, das so unterschiedliche Stücke wie Earl Hines’ „Rosetta“ und George Gershwins „Bess, You Is My Woman Now“ enthält. Eingerahmt von weiteren Titeln von Billy Strayhorn, Bob Dylan, Joe Greene, Carl Fischer, Duke Ellington und Brian Wilson (von The Beach Boys) glänzt Lloyds „Hagar Suite“ besonders klar. 1966, beim Antibes Festival, nahmen Ellington und Strayhorn den jungen Saxophonisten unter ihre Fittiche. Im vorigen März feierte Charles Lloyd seinen fünfundsiebzigsten Geburtstag. Hagar ist laut Altem Testament eine Sklavin, die dem kinderlosen Paar Abraham und Sara nach Abrahams Beiwohnung einen Jungen schenkt, später jedoch vertrieben wird. Parallelen zu Lloyds Familiengeschichte – seine Ururgroßmutter wurde als zehnjährige an einen Sklavenhalter verkauft – motivierten ihn, eine Suite mit Songs aus deren Lebensstationen zu schreiben. In Jason Moran fand er einen exzellenten Pianisten, der die von Lloyd erzeugten Impulse übernimmt und in gradlinige Soundflächen auflöst. Beide kennen sich aus Lloyds Quartett, perfekt gelingen sehr poetische Versionen zweier Rockklassiker: „I Shall Be Released“ und „God Only Knows“. Susanne Riemer Susanne Riemer ist hierzulande wohl eine der wenigen, wenn nicht die einzige Jazztrompeterin, die solistisch und als Bandleaderin auftritt. Ingrid Laubrock Anti-House Möglichkeiten, die fließende Grenze zwischen Komposition und Improvisation niederzureißen und aus beidem etwas absolut Neues zu gestalten, hat Ingrid Laubrock nicht nur im Quintett Anti-House ausprobiert. Auch ihr Trio Sleepthief ist als Tast- und Testensemble stets auf der Suche nach dem Klang hinter der Normalität. Das neue Album „Strong Place“ des in New York beheimateten Quintetts verdeutlicht neben der wirbelnden Klangästhetik aus dem heutigen Big Apple sehr große Anteile aus der Hochphase des Freejazz. Ausgesprochene Individualisten wie Mary Halvorson (Gitarre), Kris Davis (Piano), John Hébert (Bass), Tom Rainey (Drums) und natürlich Ingrid Laubrock selbst (Tenor- und Sopransaxophon) öffnen der unruhigen, manchmal hektischen, oft kantigen und nie wirklich fassbaren Musik großzügige Freiräume. Die zu füllen verlangt ein hohes Maß an gegenseitiger Wertschätzung und Vertrauen. Auf dieser Basis katapultiert sich – wie in „Der Deichgraf“ - scheinbar Unvereinbares auf eine Ebene, wo sich Wohlklang wirklich nicht mehr wohlfühlen kann. Oft meint man, alles Gesagte sei – musikalisch – längst gesagt. Dieses Urteil muss jedoch spätestens nach dem Hören dieser Platte revidiert werden, denn Ingrid Laubrock kramt nicht in alten Schachteln sondern setzt neue Hörmarken. Sie taucht mit großer Konsequenz in das tiefgehende Fahrwasser der Improvisation ein, die es wirklich verdient hat, so bezeichnet zu werden. Radikal wie „From Farm Girl To Fabulous Vol. 1“ wünscht man sich viele musikalische Explosionen, die aus Jazz innovative Klangstrukturen zaubern. Kalima – Laia Genc / Sascha Ley / Anne Kaftan: Everything Within Seit ein paar Jahren gibt es auch reine Musikerinnen-Ensembles wie das deutsch-niederländische Quartett Plots und vor allem jetzt mit einer sehr beeindruckenden neuen Aufnahme „Kalima“, das Trio mit der luxemburgischen Sängerin Sascha Ley und den beiden Kölnerinnen, der Pianistin Laia Genc und der Klarinettistin Anne Kaftan. Sollte man von dem Trio noch nichts gehört haben, kann man nach dem Hören leicht nachvollziehen, warum sie vor einigen Jahren den Publikumspreis des Festivals Tremplin Jazz d’Avignon gewonnen haben. Sascha Ley, die sich zwischen Improvisation, normalem wie auch Sprechgesang oder reinen begleitenden Klangintonationen bewegt, ist eine in dieser Branche selten vorkommende Künstlerin. Sie bewegt sich zwischen Musik, Theater, Film und Tanz, und alles auf einem außergewöhnlichen Level. Ihre Kolleginnen gehören in der aktuellen Musik zu den herausragenden Persönlichkeiten. Was hat nicht Laia Genc schon alles in Bewegung gesetzt! Von den elf Kompositionen, die sie nun aufführen, sind neun von ihnen selbst, meist von Sascha und Laia. Afro Blue von Mango Santamaria und Bangalore von Charlie Mariano runden das Werk auf besondere Weise ab. Als Gast ist noch der Perkussionist Ramesh Shotham dabei. Insgesamt präsentieren sie ein ganz außergewöhnliches Klangschauspiel, in einer besonderen klanglichen Homogenität und Abwechslung, eine Spitze der aktuellen Musik! Thomas Siffling Trio Es gehört eine Menge Fantasie, Kreativität, Spielwitz und Gestaltungskraft dazu, eine ganze CD im Trio Schlagzeug, Bass und Trompete auszufüllen. Gemeinsam mit Jens Loh, b, eb, und Markus Falle, dr, perc, schafft Thomas Siffling, tp, flh, dieses Kunststück zehn Jahre nach Gründung des Trios nun bereits zum vierten Mal. Der Mannheimer Trompeter ist ein echter Aktivposten der deutschen Jazzszene. Als Labelgründer, Produzent, Hochschullehrer und Festivalkurator, nicht zuletzt als Musiker! Wer ihn je live erlebt hat, weiß, dass er immer alles gibt, nicht auf Vordergründiges setzt, Musik mit Handschweiß und Herzblut macht. Da kommen die sehr organisch eingesetzten elektronischen Effekte, die alle drei Protagonisten verwenden, nicht als Add On, Gimmicks oder Geschmacksverstärker ins Spiel, sondern als abwechslungsreiche klangliche Erweiterung und Bereicherung der Musik eines Trios, das bei aller Pop-Affinität der reinen Lehre des Jazz sehr stark verbunden bleibt. Kein Easy Listening also, sondern sehr hörbare, moderne, transparente, Groove-betonte Weisen, die ganz wesentlich vom lyrisch melodiösen Sound der Trompete leben. Der geht besonders bei Balladen wie Leonhard Cohens „Hallelujah“ unter die Haut, welches in zwei gleichermaßen reizvollen Versionen zu hören ist, kommt aber auch im gleichfalls zweifachen „The Pulse“, in „Urban Time-Lapse“ oder mit dem „Wutbürger“ zu wunderbarer Geltung. Norbert Stein Doch, es gibt so etwas wie Reife. Und es gibt bei diesem Wort mehrere Missverständnisse. Zum Beispiel, dass Reife etwas mit Langeweile zu tun haben muss. Oder, dass sie etwas Finales ist. Norbert Steins Oktett-Album „Pata on the Cadillac“ sammelt Beweise gegen beide. Was also kann Reife heißen im Kontext einer Musik, die so neutönerisch wie spätromantisch ist, so jazzig wie blasmusikhaft? Es soll vor allem heißen, dass Norbert Stein sich nicht um solche Klischees kümmert. Seine Kompositionen ermöglichen einen großen klanglichen und idiomatischen Reichtum und ein Melos, das Musikern und Hörern Zugänge und Vorgehensweisen vermittelt. Sie entfalten ein Material, das weit über das, was man im Jazz gemeinhin „Thema“ nennt, hinaus geht, indem Vorgaben zu Intonation und Artikulation darin enthalten sind. Es gibt also einerseits klare Vorgaben für die Musiker, andererseits öffnen sich gerade dadurch Freiräume, die umso intensiver und weiternder empfunden werden. Es gibt Groove, es gibt prägnante Klangbilder und stets eine ausgeprägte Temperatur. Der „Cadillac“ hat sich schwerpunktmäßig für Wärme entschieden. Das schließt gewisse hitzige Passagen ein. Steins Musik folgt einem Gestus der Inklusion, nicht einem des Konkurrierens. Sie ist friedlich, aber auf eine überaus wache Weise. Sie ist generös, hat strenge Qualitäts-, aber laxe Reinheitsgebote und erzählt herzerwärmend poetische Geschichten. Frederik Köster: Frederik Köster, einer der gefragtesten Nachwuchs-Trompetenspieler, Echo-Preisträger und beim letzten Münsteraner Jazzfestival mit dem Westfalen-Jazzpreis ausgezeichnet, lässt sich für sein aktuelles Album mit neuer Besetzung von außermusikalischen Sujets inspirieren. Wenn er als Titel „Die Verwandlung“ wählt, spielt er damit auf Kafkas gleichnamiges Werk an. Aber es standen auch Texte von Allen Ginsberg oder – allen voran – seinem Lieblingsautoren Haruki Murakami Pate. Sowas belebt seinen Geist, spornt seine kreative Fantasie an. Und schon sind wir mittendrin in den lebendigen, von großer Klarheit durchstrahlten Stücken. Klug gedachte kompositorische Zusammenhänge und hellwache improvisatorische Gewitztheit scheinen hier die beiden gleichberechtigten Säulen zu sein. Über allem liegt das herrlich impulsive, strahlend virtuose Spiel von Kösters Trompete, dem die kristallinen, beredten Läufe von Pianist Sebastian Sternal als würdiges Pendant zur Seite stehen. Sie sind auf traumwandlerischer gemeinsamer Wellenlänge, beflügeln und befruchten ihr Spiel gegenseitig, markieren den State of the Art von jungen Jazzern die einem jede Angst vor der Zukunft des Jazz nehmen lassen. Auch die Rhythmusgruppe hält bei all dieser Vollendung locker mit. Bassist Joscha Oetz stellt am Bass ordentlich Schwungmasse bereit – und Schlagzeuger Jonas Burgwinkel vervollkommnet dies auf seine unvergleichliche Art. Lea W. Frey Songs kreieren immer wieder den Soundtrack zum Leben. Man erinnert sich an sie, verbindet Bilder und Emotionen mit ihnen. Oder macht sie sich noch viel mehr zu eigen, wie es Lea W. Frey tut. Die Berlinerin ist ursprünglich als Jazzsängerin ausgebildet, aber sie macht sich mit ihrem zweiten Album „How Soon is Now“ von allen Vorbestimmungen frei, wenn sie ihre ganz persönliche Lesart von eigenwillig-intelligentem Pop vorlegt. So intuitiv und souverän verfährt sie mit den Ingredienzen der ausgewählten Stücke von The Smith, The Cure, The Verve, Bob Dylan, Nirvana, Nick Drake, den Beatles und Depeche Mode. Man denkt zunächst noch an Etiketten wie Indiefolk, Elektronika oder anderes, wenn diese Lieblingsstücke hier neu entstehen. Aber die Erkenntnis kommt, dass Lea W. Frey die Songs von allen Konnotationen befreit hat, um deren Kern und damit eine ganz neue Dimension von Intimität freizulegen. Latent zerbrechlich und eigenwillig kammermusikalisch und oft sehr sphärisch geht Lea W. Freys einprägsamer, mädchenhafter und unterschwellig spröder Gesang eine Verbindung mit der sensiblen Klangwelt von Gitarrist Peter Meyer und Bernhard Meyer am Bass ein, was die fragile unplugged-Ästhetik nur noch verdichtet, minimalistisch wirkt und immer wieder direkt berührt, so als wären wir alle in einem engen Raum miteinander zusammen. Das ist kein schnödes Covern, sondern echte Interpretation. Markus Stockhausen and Das philosophische Prinzip des Yin und Yang wurde auch in der Musik bereits oft, auf unterschiedlichste Weise, interpretiert und variiert. Yin und Yang korrekt und umfassend zu deuten, ist, ähnlich wie der Versuch, Emotionen allgemeingültig zu definieren, zum Scheitern verurteilt. Erinnert sei an unterschiedliche Interpretationsprojekte wie „Music of Changes“ von John Cage, ein Werk, das auf dem Buch „I Ging“ basiert. Eine Auftragsarbeit des Metropole Orkest an den Trompeter Markus Stockhausen nutzt die gegeneinander stehenden Positionen des Yin und Yang als Ausgangspunkt für zwei längere Orchesterstücke. Beide Kompositionen fügen sich in das bisherige Werk Stockhausens ein, dessen Tonfärbung sowohl das Jazzidiom bedient als auch Klangvisionen, die aus der Nähe zur Klassik gespeist sind. In der Gegensatzpaarung des „Yin“ und des „Yang“, wie die beiden anderen Stücke beim Holland Festival im „Muziekgebouw aan het Ij“ in Amsterdam 2011 aufgeführt, verwendete Stockhausen gegensätzliche Klangfarben. „Yin“ fließt hindernisfrei und warmtönig, während „Yang“ die kraftvolle, energiereiche Klangsprache in einer Kreisform stabilisiert und in den Soloparts einen klaren Ansatz verwendet. „Tanzendes Licht“ wird seinem Namen gerecht: reflexhafte minimalistische Tonfolgen dienen einer weichen, weitflächigen Raummusik als Resonanzboden. „Felice“ diente als Konzertzugabe, in dem das von Jules Buckley dirigierte Orchester einen fröhlichen, tanzbaren Bigband-Sound als Zugabe präsentiert. Ernst Reijseger/Harmen Fraanje/ Interkultureller Dialog in der Musik muss nicht spektakulär sein, um effektiv zu sein. Notwendig sind vielmehr kompatible Verbindungsstellen, die gemeinsame Klangbereiche öffnen und der Wille, sie zu nutzen. Entlang dieser Prämissen haben Ernst Reijseger (Cello) und Harmen Fraanje (Klavier) aus den Niederlanden sowie Mola Sylla aus dem Senegal (Stimme und Perkussion) ein Konzept unprätentiösen Kammerjazz’ vereinbaren können. Eher stiller Protest gegen den Missbrauch von „Elena” zur Prostitution, ein Sujet aus einer Filmmusik, formiert sich in brüchigem Griot-Gesang in einem Lied, das zwischen afrikanischer Barkarole und klassischer Ballade changiert. Das sind Elemente für seltsame Klangfresken wie zu „Amerigo” (Vespucci?), wenn Raschel-Perkussion, Cello-Flageoletts und ein romantisches Klavier-Ostinato sich allmählich zu einem suggestiv-hymnischen Choral fügen. Unheimlich löst sich im Triolog über einem Afro-Latin-Groove “Shaped By The Tide” dann eine Cello-Kantilene, und “Hemisacraal” bekommt eine freundlich swingende Chanson-Melodie. Andersrum finden Ernst Reijseger und Harmen Fraanje eine poetische Begleitung für “Ana”, einen Afro-Popsong mit Mbira (Daumenklavier) Charakteristika. Feste Arrangements dieser Songs lassen aber immer Lücken für Improvisationen, sodass Mola Sylla sich durchaus in ekstatische Vokal-Artistik steigern kann, wenn er in “Her Eyes” schaut, und Harmen Fraanje sich die Freiheit nimmt, beim “M’br” (Sport) gezielte Klavierpunkte zu setzen. Ein Klasse-Album. Anette von Eichel Nur kurz ist das Nachdenken, was der Titel der Sängerin aus Köln Anette von Eichel eigentlich bedeutet. Hat man doch schon mal gehört – Golightly. Und dann ist die Erinnerung da, auch bevor man das Programmheft gelesen hat. Holly Golightly, diese unvergessene Gestalt aus dem Film „Frühstück bei Tifanny“, dargestellt von Audrey Hepburn. Nun, Anette von Eichel will nicht Audrey Hepburn nachspielen, aber sie versucht, die Gestalt der Holly Golightly musikalisch nachzuempfinden, nachdem sie auf einer Bahnfahrt sich in einer Buchhandlung das Buch von Truman Capote gekauft hatte und von der ersten Seite an gefesselt war. Lorenz Kellhuber Trio Der Regensburger Pianist Lorenz Kellhuber hat für das aktuelle Album Cosmos wieder sein Trio mit Arne Huber (Bass) und Gabriel Hahn zusammengetrommelt. Der auch als Sideman im „Tobias Meinhart Quintett“ oder auch bei RADAR spielende Pianist legt mit seinen immer noch blutjungen 22 Jahren ein erstaunliches Reifezeugnis ab. Bestechend an dieser Besetzung ist sowohl das hervorragende, traumwandlerische Zusammenspiel als auch die Brillanz der einzelnen Musiker. Bassist Arne Huber gelingt es tatsächlich, Kellhubers Musik ein Fundament zu schaffen, und dabei nie als ein reines Mitglied der Rhythmussektion unterzugehen: Er hat alle Jazzklischees parat, lässt sich jedoch nie in dieselben pressen. Selten hört man ein derart gut abgestimmtes Zusammenspiel zwischen Bass und Klavier wie etwa beim Opener „Preciosa“. Kellhubers unaufgeregter und virtuos-kreativer Spielstil wird hervorgehoben durch Hubers wohlüberlegte Einsätze. Mit einem gehörigen Schuss Spielwitz gleitet Kellhuber hinweg über die Harmonien, die sich zwischen den Attributen eingängig und überraschend bewegen. Kellhuber zieht dabei – ähnlich wie Bill Evans – eine Art perlendes Klavierspiel auf, das sich butterweich zwischen den Harmonien bewegt. Tubby Hayes: 200 % proof Vergessene Rundfunkaufnahmen eines großen europäischen Musikers, der sich kurz danach einer Herzoperation unterziehen musste und 1973 im Alter von nur 38 Jahren starb. Seit seinem 15.Lebensjahr war die Musik sein Beruf gewesen und schon bald wusste jeder Jazzfan in England von diesem jungen Tenorsaxophonisten, der mit einer Leidenschaft und Virtuosität spielte, die später auch amerikanische Musiker wie Clark Terry, Paul Gonsalves, Roland Kirk und Benny Golson beeindruckte. |
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