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Es war eigentlich wie immer. Was so abgedroschen klingt, ist als höchstes Kompliment gemeint. Das Festival Women in Jazz ist in Halle auch in seiner achten Auflage der Straßenfeger geblieben. 20 verschiedene Konzerte, davon 4 im stets ausverkauften Opernhaus, insgesamt 5.400 Zuschauer – reine Fakten, von denen andere Festivals nur träumen können. Vergleichbare gibt es sowieso nicht, schließlich spielen die Frauen in Halle die Hauptrolle, und sie können das auch ohne jede stilistische Bremse voll ausleben. Isabell Olivier am Thementag zum 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Élyssée-Vertrages. Foto: Eckehard Schulz Bestes Beispiel: Isabell Olivier, die an einem Thementag aus Anlass des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des Élysée-Vertrages das große Haus der großen Kunst mit einer Harfe verzaubern durfte. In einem ungewöhnlich besetzten Quartett mit dem italienischen Accordion-Spieler David Venitucci dazu. Mehr als eine Stunde im Gefühl, etwas ausgesprochen Ungewöhnliches erlebt zu haben – welch ein Geschenk im vermeintlich so eng gestrickten Kreis des Frauen-Jazz, der nach landläufiger Meinung noch immer und fast ausschließlich aus Sängerinnen, zumeist skandinavischer Herkunft, und bestenfalls noch ein paar Pianistinnen besteht. Noch ein Beispiel: Angelika Nies-cier, die in Polen geborene Saxofonistin, schon fast Stammgast in Halle und sich wieder einmal im weiten Feld der freien Improvisation tummelnd. Und auch mit dem anderen Vorurteil wurde gründlich aufgeräumt, dem mit der skandinavischen Heimat. Als größte Entdeckung des Festivals wurde die Sängerin und Pianistin Ingrid Lukas gefeiert. Die kommt aus Estland und lebt seit langem in der Schweiz. Noch zwei andere Sängerinnen künden von der Globalisierung, um es einmal auf Neudeutsch auszudrücken: Malia aus Malawi und Lily Dahab aus Argentinien. Aus Norwegen, einem der Frauen-Stammländer, kam dafür der meistdiskutierte Beitrag des Festivals. Sidsel Endresen, die eigentlich treibende Kraft des Fjordlandes und international beständig gefeiert, kam diesmal laut und für die Ohren fast schmerzhaft daher. Das lag vor allem am kurzfristig eingesprungenen Hakon Kornstad, der ohne Rücksicht auf jede Sensibilät mit seiner E-Gitarre und darauf produzierten Loops hantierte. Die Sängerin, bemüht um Ruhepunkte, Einsamkeit fast, erstickte in diesem Klanggewitter. Schwere Kost. Geschmackssache halt. Auf beschaulicheren Pfaden, wenngleich ebenfalls nicht alltäglich, bewegte sich da die Berliner Sängerin Cristin Claas. Die kam mit ihrem Programm „In einem Meer aus Tönen“, darin verpackt ihre besten Songs der letzten Jahre und extra arrangiert für die Staatskapelle Halle um seinen Dirigenten Jan Michael Horstmann, der sich auf vermeintlich fremdem Gleis locker und selbstbewusst bewegte. Dazu mit einer strahlend guten Laune, der sich kaum jemend zu entziehen vermochte. Zum Abschlusskonzert dann Julia Hülsmann, ohne die ein Festival in Halle kaum noch vorstellbar ist. Diesmal in einem heiter-versponnenen, dazu mächtig swingenden Duett mit ihrer italienischen Klavier-Partnerin Rita Marcotulli. Gottfried Schalow |
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