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Der aufmerksame JazzZeitungs-Leser wird festgestellt haben, dass bereits in der Novemberausgabe ein Solo von Chet Baker vorgestellt wurde. Hier jedoch spielt Baker nicht Trompete, er singt. Er war einer der wenigen Instrumentalisten des Jazz, die sich auch als Sänger einen Namen machten. Und nicht nur auf dieser „Chet Baker sings“ betitelten CD, in der er in erster Linie vokal in Erscheinung tritt, auch in anderem Kontext interpretierte er gelegentlich den Text eines Standards. Damit gewann er einen Themenbezug, der sein Spiel sicher beeinflusste. Während es beispielsweise auch für Lester Young von zentraler Bedeutung war, in seinen Soli auf den Textinhalt und die darüber transportierte Stimmung eines Stückes Bezug zu nehmen, verlor dies bei vielen modernen Jazz-Instrumentalisten an Bedeutung. Umgekehrt ist ebenso Bakers Gesang von der Trompete beeinflusst – die Linien seiner Scat-Soli klingen, als würde er das, was er sonst spielte, ganz einfach auf die Stimme übertragen. Die Kombination von vokaler Themeninterpretation, Scat-Gesang und Trompetensoli hatte übrigens auch schon einen prominenten Vorreiter, wenngleich dieser nicht der erste ist, den man mit Bakers „sanfter Stimme und verträumter Trompete“ (R. Dombrowski) assoziieren würde: Louis Armstrong. Um abschließend noch den Textbezug herzustellen: Das entspannt swingende Stück, über das Chet Baker hier soliert, erzählt von einem, der nicht schlafen kann, da ihm die Liebste durch den Kopf tanzt: „I love my ceiling more, since it is a dancing floor; just for my love.“ Julian Schunter
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