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Im Vorwort des neuen opulenten Porträt-bandes, der das Jazz Festival Montreux vorstellt, streift Claude Nobs kurz dessen Geschichte. Der Ende vergangenen Jahres verstorbene Chef des seit 1967 alljährlich stattfindenden Ereignisses erzählt von den Anfängen und davon, dass sich im Lauf der Jahre stetig das Konzept änderte. Man öffnete zunächst dem Blues, dann auch Soul, Folk und Rock die Tore, kurz: allen Spielarten populärer Musik. Montreux wurde, so Nobs, zum „Schaufenster der internationalen Musik-Szene“. Stolz zählt er zahlreiche klangvolle Namen auf, die im Lauf eines halben Jahrhunderts an den Genfer See kamen. Er erwähnt gleichzeitig auch das einzigartige Archiv von Ton- und Bildaufnahmen. Davon liefert der vorliegende Bildband einen knappen, aber prachtvollen Ausschnitt. Die beiden beiliegenden DVDs enthalten, so Nobs, „die schönsten Momente“. Der Jazzfan freilich muss sich im falschen Film finden: von den 44 Titeln der zweieinhalbstündigen Live-Mitschnitte sind allenfalls zwei dem Jazz zuzurechnen, ein recht mageres Ergebnis. Ansonsten dominieren die Größen des internationalen Show-Geschäfts, die den Jazz längst an den Rand gedrängt haben. Die 108 Fotos, die den Porträt-Band ausmachen und jeweils eine Doppelseite einnehmen, deren eine knappe biografische Texte enthält, bringen auch den Jazz in Erinnerung. Charles Lloyd ist mit Flöte zu sehen, Gerry Mulligan, Bill Evans und ein ungewöhnlich zufrieden wirkender Charles Mingus schließen sich an. Dizzy Gillespie ist als Tennisspieler zu sehen, Cannonball Adderly im Zigarettendunst, Jack DeJohnette im feinen Zwirn, Miles Davis schließlich, der unzählige Male Gast in Montreux war, steckt vielsagend seine Zunge heraus. Abwechslungsreich, aber immer eindrucksvoll und ausdrucksstark sind die Porträt-Aufnahmen verschiedener Fotografen. Sie zeigen Musikerinnen und Musiker vor, auf und hinter der Bühne, mal entspannt und ausgelassen, mal angestrengt und schwitzend. Warum der deutsche Verlag die wenigen Texte des Bandes in englischer und französischer Sprache bringt, nicht in deutscher, bleibt sein Geheimnis. Reiner Kobe |
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