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• Lajos Dudás: Der Vogeltanz-Blues für Sopransaxophon
und Klavier, EDITION NEUMA EN 642, Budapest 2009, Aufführungsdauer
ca. 3,5 min. Lajos Dudás ist ein herausragender Jazz-Klarinettist, der stilistisch nur schwer einzugrenzen ist, hat er sich doch im Laufe seiner Karriere quer durch Jazzgeschichte gespielt und dabei schon früh einen eigenen, unverwechselbaren Ausdruck gefunden. Zu seinen herausragenden Kompositionen zählen unter anderem der „Urban-Blues“, für den er in Monaco einen ersten Preis erhielt und das „Concertino für Klarinette und Orchester“, das er mit dem Kölner Rundfunkorchester aufführte. Wenngleich die Klarinette im Mittelpunkt steht, hat er Saxophon, Bläserquartett und die Blockflöte bedacht. Nach wie vor höchst empfehlenswert ist seine zweibändige Klarinettenschule, die seit 15 Jahren auf dem Markt ist (Budapest 1995). In der Komposition „Der Vogeltanz-Blues“ legt Dudás einen Jazz-Waltz-Rhythmus zugrunde, über dem (metaphorisch) das Vögelchen tschilpt (2 Achtel mit Vorschlag) und trillert, um sich anschließend in bluesskalen-basierendem, triolenbetontem Auf- und Abflug zu ergehen. Entsprechend dem Titel überwiegen Blue-Notes und daran orientierte Modi, auch drängend wirkende Triolen sind häufig rhythmisches Element. Die Coda besteht fast ausschließlich aus der Es-Bluesskala in Triolen, endend – wie dürfte es in diesem Falle anders sein – in einem Triller und einem kleinen Unisono-Pfiff auf dem mehrfach oktavierten Ton es. Der Komponist gibt als Alternative die Ausführung der Solostimme mit Klarinette an. Wir haben es mit beiden Instrumenten ausprobiert und fanden die technischen Ansprüche in etwa gleichwertig; auch sind beide Klarinettensysteme gleich gut einzusetzen. Fortgeschrittene (Mittelstufen-)Schüler dürften mit dieser reizvollen Komposition klarkommen und müssen keine Jazzer sein. Der Klavierpart ist in etwa als gleichschwer einzustufen. Die Ragtimes hat Lajos Dudás nach Originalen des Ragtime-Pianisten Aladár Székely (1890–1927) für zwei Klarinetten arrangiert. In weiten Teilen Europas und somit auch in Ungarn erregte die neuartige Ragtime-Musik mit ihren Synkopen um die (1900er-)Jahrhundertwende Aufsehen, und ungarische Musiker – vornehmlich Operettenkomponisten – versuchten sich an Werken in diesem Stil. Székely soll für Ungarn das gewesen sein, was Scott Joplin für die USA repräsentierte: eine Art ungekrönter „König des Ragtime“. Die von Lajos Dudás ausgesuchten Titel stammen aus den Jahren 1919 und 1920. Der „Tosca Rag“ wurde von Székely mit Material aus Puccinis gleichnamiger Oper erstellt und ist – wenngleich von höchst anspruchsvollem Duktus – der von den drei vorliegenden Ragtimes am leichtesten zu spielende. Beide Stimmen sind gleich interessant, der Tonumfang geht nicht über (gegriffen) des‘‘‘ hinaus und das Griffsystem spielt keine Rolle. Etwas mehr technischen Anspruch zeigt der „Episode Rag“ in (klingend) As und Des, wobei es die Boehmbläser in einigen Takten – geringfügig – leichter haben dürften. Recht originell ist der „Nervous Rag“, der, wenn im angegebenen Tempo (Halbe ca. 84 bpm) gespielt, seinem Namen alle Ehre macht. Er enthält rhythmische Elemente typischer, bekannter US-Ragtimes und fordert einiges an Lesefähigkeit und Instrumententechnik. Spielbar sind alle drei Ragtimes für die im „Vogeltanz-Blues“ angegebene Leistungsstufe und können durch ihre Originalität bei Vorspielen auch mal den ewigen „Entertainer“ nicht vermissen lassen. Aufgrund der äußerst sorgfältig gesetzten Phrasierungszeichen eignen sie sich auch als Übung für das Zusammenspiel beziehungsweise als Anbahnung für die Satzarbeit in einer Bigband. Dudás hat beide Stimmen so angelegt, dass der Bass stets latent „hörbar“ ist, auch wenn ihn keiner spielt – so entsteht das richtige Ragtime-Feeling. Alle besprochenen Ausgaben sind hinsichtlich Druck, Lesbarkeit und Verarbeitung als tadellos zu bezeichnen. Mit dem Blues und den drei Ragtimes legt Dudás Material vor, das zu spielen Freude bereitet – man wird gefordert, ohne an technischen und/oder rhythmischen Hindernissen zu scheitern. Claus Raumberger |
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