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„Es geht hier nicht allein um das Gewinnen“, hieß es noch, als die Abstimmung zum Neuen Deutschen Jazzpreis bereits lief. Drei Bands hatte der in Paris lebende Bojan Z. ins Rennen geschickt. Der serbische Pianist, von der veranstaltenden IG Jazz Mannheim als Kurator bestellt, hatte aus einem Dutzend Gruppen, die aus über 200 Bewerbern zuvor von einer Jury anonymisiert ausgewählt worden waren, drei auf die Bühne der Alten Feuerwache gebracht. Bojan kam es, wie er betonte, auf Sound, technische Fähigkeiten, ideenreiche Kompositionen und Improvisationsvermögen an. Davon hatte das Trio [em], das überlegen vom Publikum zum Sieger gekürt wurde, einiges zu bieten. Hatten die Abstimmungen zuletzt heftige Reaktionen ausgelöst, so herrschte diesmal allseits Einigkeit. Damit nicht genug: der mit 1.000 Euro dotierte Solistenpreis des „Maritim“ ging an Michael Wollny. Der kreative Pianist stellte seine Weltklasse einmal mehr unter Beweis mit dem Trio [em]. Dieses erhielt den mit 10.000 Euro dotierten, vom Mannheimer Energieversorger MVV gestifteten Neuen Deutschen Jazzpreis, der zum sechsten Mal vergeben wurde. [em], eines der erfolgreichsten Pianotrios des gegenwärtigen Jazz, ließ in seinem dreiviertelstündigen Auftritt nie Zweifel aufkommen. Auch nach einer einjährigen Pause, die vergangenen Sommer zu Ende ging (glücklicherweise, möchte man hinzufügen), agierte druckvoll und erzeugte in gewohnter Klangschärfe hochenergetische Spannungsfelder zwischen Improvisation und Komposition. Bei aller herausragender Technik, unerschöpflicher Kreativität und traumwandlerischer Interaktion, den gleichberechtigt gerierten Ingredienzien dieses Trios, ist aber einiges anders. Schlagzeuger Eric Schaefer betont bewusst den Groove stärker. Sein perkussives, mitunter rockiges Spiel setzt andere Akzente. Jeder Ton und jede Phrase sitzt, das Zusammenspiel ist disziplinierter, wenn nicht präziser. Der kochende Drive überlässt nichts dem Zufall, so dass sich Wollny weniger in Abstraktionen ergeht, Bassistin Eva Kruse mehr auf den Punkt zupft. Alles kommt abgeklärter und aufgeräumter daher. Wenn auch Spontaneität und kollektives Improvisieren gelitten haben, geblieben sind Spielfreude und vitale Kraft. Letztere war in Mannheim unbedingt nötig, um klare Akzente zu setzen gegen das zuvor aufgetretene Zodiac Trio. Die Essener Gruppe, als zweite eingestuft, hatte mit scharfen Kontrasten zwar Eindruck hinterlassen, aber mit heftigen Klanggewittern den Boden des Jazz unzweifelhaft verlassen. Auch das einleitende Studnitzky-Trio versuchte den Jazz neu anzufeuern. Was blieb, waren sphärische, fragile Trompetenlinien über Hall- und Echo-Effekte, denen gesampelte Streicherklänge hinzugefügt wurden. So präsentierte der Neue Deutsche Jazzpreis – so fragwürdig derlei Abstimmungen immer sein mögen – einen Einblick in die junge deutsche Jazz-Szene: drei Trios, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Reiner Kobe
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