Vom 28. April bis 1. Mai 2011 findet in Bremen zum sechsten mal die
Messe jazzahead! statt. Grund genug für uns, den künstlerischen
Leiter und Trompeter Ulrich Beckerhoff ein paar Fragen zur aktuellen
Ausgabe zu stellen.
JazzZeitung: Sechs mal jazzahead! Ist das für Dich zur Routine
geworden oder erst recht zum Thrill?
Ulrich Beckerhoff: Eher zum Thrill als zur Routine, denn die internationale
Jazzszene ändert sich permanent. Es kommen dauernd neue, großartige
Bands dazu, neue Labels und neue Veranstalter. Außerdem wird die
deutsche Jazzszene international durch die jazzahead! immer positiver
wahrgenommen und beachtet.
JazzZeitung: Das Motto der jazzahead! 2011
heißt: „growingmarkets!“ – klingt
das im Jazzbereich nicht etwas euphemistisch? Ist das nicht Wunschdenken?
Beckerhoff: Nein, das ist kein Wunschdenken, sondern
Fakt. Niemals zuvor spielten mehr deutsche Musiker und Bands auf internationalen
Bühnen
als seit Anbeginn der jazzahead! Dasselbe gilt andersherum: Die Präsenz
hochkarätiger internationaler Gruppen in Deutschland ist größer
denn je. Wir sind sehr glücklich über diese Entwicklung, und
es zeigt deutlich, wie positiv die jazzahead! von der nationalen und
internationalen Szene als notwendiger Treffpunkt und erfolgreicher Marktplatz
angesehen wird.
JazzZeitung: Für dieses Jahr liegt wieder volles Programm vor: Fachmesse,
European Jazz Meeting, Overseas Night, German Night sowie eine Turkish
Night? Wo bist Du als künstlerischer Leiter involviert? Wo hast
Du Schwerpunkte gesetzt?
Beckerhoff: Ich bin in alle Fragen involviert, die künstlerische
Aspekte betreffen: Als Mitglied verschiedener Jurys für das musikalische
Programm, als Vermittler und Bindeglied zwischen der Messe Bremen und
privaten und öffentlichen Unterstützern sowie als Ansprechpartner
nationaler und internationaler Agenturen.
JazzZeitung: Ein paar Worte zur türkischen Nacht: Ist das nicht
Folklore? Oder bringt ihr tatsächlich eine spannenden türkische
Jazzszene nach D?
Beckerhoff: Istanbul gilt derzeit als spannendste und
lebendigste europäische
Metropole. Ist sie das auch in Bezug auf Jazz?Wir werden die Türkei,
das erste Partnerland der jazzahead! – das Modell der Partnerländer
werden wir in Zukunft fortsetzen – als ein Land mit einer hochinteressanten
und vielfältigen Kultur mit unseren Möglichkeiten darstellen.
Auf die Musik bezogen bedeutet dies, dass wir Gruppen und Künstler
ausgesucht haben, die neben dem reinen Jazz auch die Musik präsentieren,
die Istanbul und die Türkei zu einer der momentan spannendsten musikalischen
Regionen in der Welt hat werden lassen. Dazu gehören so großartige
Künstler wie Erkan Ögur und Derya Türkan, Sezen Aksu und
der Rapper Cesa. Weiterhin werden wir türkische Literatur und Poesie,
türkische Filme und eine Fotoaustellung über das moderne Istanbul
präsentieren. Außerdem soll eine Podiumsdiskussion die Innen-
und Außenansichten der Türkei als Kulturnation von türkischen
Künstlern verschiedener Sparten darstellen. Die
ses Programm wird so gar nichts mit Folklore zu tun haben. JazzZeitung:
Keine jazzahead! ohne Neuerung: Was ist neu in 2011?
Beckerhoff: Zum Ersten die Kooperation mit einem Partnerland. Zum Zweiten
die „jazzahead! clubnight“ und zum Dritten die Kooperation
des medizinisch-musikalischen Symposiums mit der neuen „Rehaklinik
am Sendesaal“, einem zumindest für Deutschland wenn nicht
gar für Europa neuartigen Modell der Zusammenarbeit.
JazzZeitung: Letztes Jahr war der Anspruch:
Das Festival soll mehr in die Stadt wirken. Wird das 2011 weiterhin umgesetzt?
Beckerhoff: Ja, und zwar in Form der „jazz-
ahead clubnight“. In 14 Locations der Stadt werden 27 nationale
und internationale Gruppen während der jazzahead! auftreten. JazzZeitung: Ein paar Worte zum Symposium unter
dem Thema Musiktherapie: Was hat Musiktherapie mit Jazz zu tun? Und mit
Bremen?
Beckerhoff: Schon seit geraumer Zeit ist Jazz und Improvisation
ein wesentlicher Teil der Musiktherapie.
Im Rahmen des diesjährigen Symposiums wird unter anderem Raymond
MacDonald, Professor für Musikpsychologie und Improvisation aus
Glasgow, darüber hinaus Saxophonist, einen Vortrag zum Thema „Music,
health and well-being“ halten. Dass dieses Symposium so erfolgreich
ausgerechnet in Bremen gewachsen ist, hat mit der gelungenen Kooperation
von Jazzahead, dem Sendesaal Bremen, der Reha-Klinik am Sendesaal und
dem Arzt, Psychologen und Musiktherapeuten Wolfgang Baumgärtner
zu tun.
JazzZeitung: Und noch die Frage nach Zahlen
zum Schluss: Wie viele Aussteller, Besucher und vor allem wie viele Musiker
erwartet ihr?
Beckerhoff: Wir erwarten über 300 Aussteller aus mehr als 25 Nationen.
An Besuchern werden circa 2.000 professionelle Teilnehmer (Musiker, Journalisten,
Veranstalter, Verleger, Kritiker, Produzenten, Konzertveranstalter usw.)
den Weg nach Bremen finden sowie ungefähr 3.500 weitere Jazzliebhaber
die Konzerte und Veranstaltungen besuchen.
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