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Großstädte faszinieren die Berlinerin Maria Baptist besonders. Die Professorin für Komposition und Arrangement an der Hochschule für Musik Hanns Eisler – für die Frühjahrs-Phase als erste Frau überhaupt mit der Leitung des Bujazzo betraut – brachte nach Trossingen ihre „City Grooves“ mit. Die fünfsätzige Suite, inspiriert von Großstädten wie Berlin, New York oder Hongkong, reflektiert deren Drive mit ihren unterschiedlichen Stimmungen und ihrer Wandlungsfähigkeit. Sie „trägt dem Gewimmel aber auch den ruhigen Ecken und der damit verbundenen Vielfältigkeit an emotionalen Eindrücken Rechnung“, teilte der Deutsche Musikrat mit, der als Auftraggeber das Zepter über das Bujazzo hält, die Kaderschmiede des deutschen Jazznachwuchses. „So reicht das Spektrum von sehr kraftvollen, energiegeladenen Abschnitten bis hin zu ruhigeren, konzertanten Momenten“. „City Grooves“ ist keine leichtfüßige Komposition, wie sich gleich einleitend herausstellte. Maria Baptist hielt zwar von Anfang an ihre starke Hand über das Orchester, dessen rund 30 Mitglieder aus allen Ecken der Republik angereist waren. Schon beim ersten Durchlauf – die Noten wurden alle vorab zugeschickt – wurden die Schwachstellen bloßgelegt. Die Chefin gab Parolen aus wie „Schön auf Dynamik achten!“ und sprach einzelne Spieler direkt an, mahnte, dass Einsätze präzise und „knackig“ zu sein haben. Insgesamt war Baptist immer optimistisch, wenn sie beiläufig in die Runde warf: „Das kriegen wir hin.“ Am zweiten Tag dann klappten schon die Übergänge von den lauten zu den leisen Stellen besser. Die unaufgeregten Befehle und der sanft schwingende Taktstock verfehlten bei der einwöchigen Arbeitsphase ihre Wirkung nicht. Freilich darf nicht vergessen werden, dass wie bei allen Arbeitsphasen des Bujazzo der Leitung wieder Dozenten und Dozentinnen zur Seite standen. Diesmal waren es renommierte Jazzmusikerinnen wie Angelika Niescier, Julia Hülsmann, Carola Grey, Susan Weinert und Ulla Oster. Da der Musikrat vermehrt „Frauen als Vorbilder“ im Sinn hatte, waren Martin Auer und Gerhard Neidert die einzigen Männer an der Seite. Sie zogen alle aber gemeinsam mit Maria Baptist an einem Strang, wenn sie für die nötige Feinarbeit sorgten und den jungen Musikerinnen und Musikern den letzten Schliff verpassten. „Es macht Spaß, mit denen zu arbeiten“, war aus der Dozentenschaft allseits einhellig zu vernehmen. Sie lobte das hohe Niveau der einzelnen Teilnehmer, das schließlich die schwierigen Baptist-Stücke in den Griff bekam. Dafür war viel Einzelarbeit nötig, die meist bei Satzproben unter den Argusaugen der einzelnen Dozenten erbracht wurde. Blech- und Holzbläser sowie die Rhythmusgruppe übten grundlegende Dinge wie Einspielen, Time, Sound und Atmung ein. Am mitgebrachten Material wurde jedenfalls hart gearbeitet. „Wir sind auf dem richtigen Weg“, hieß es immer wieder. So konnte man gelassen dem öffentlichen Gala-Konzert an der Musikhochschule Trossingen sowie den abschließenden Aufnahmen entgegensehen. Eine Frau als Leiterin einer Bigband, warum nicht? Von Maria Schneider hat Maria Baptist viel gelernt. Reiner Kobe |
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