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Deutschsprachiger Pop ist eine Selbstverständlichkeit. In Jazzgefilden
tut man sich jedoch hierzulande schwer mit der Muttersprache. Eine Kehrtwende
hat nun die Berliner Sängerin Lisa Bassenge vollzogen, die sich
auf ihrem Album „Nur Fort“ fast ausschließlich der
Sprache der Dichter und Denker widmet. Waschechter Jazz ist es nicht, was Lisa Bassenge mit ihrem Quintett auf die Beine stellt. „Wir machen Lieder, Chansons und Pop-Songs“, meint die Sängerin. „Die Wurzeln liegen allerdings im Jazz – schon weil meine Musiker aus dieser Ecke kommen.“ Nun ja, die Jazzwurzeln werden häufig bemüht. Auf „Nur Fort“ schieben sich die eingängigen Melodien und poppigen Grooves jedenfalls in den Vordergrund; zwei Gastmusiker von Calexico sorgen für Country-Farbtupfer. Die Sängerin tourte zu Jahresanfang im Rahmen der Reihe JazzToday
durch Deutschland; gemeinsam mit dem Jacky Terrasson Trio im zweiten
Set. Trotz harten Frosts und schneidenden Ostwinds an einem fortgeschrittenen
Montagabend war das Konzert im Berliner Quasimodo ausverkauft. Lisa Bassenge
tritt glamourös an: im silbern glitzernden Kleid, das so viel von
ihren makellosen Beinen zeigt, dass manche Herren im Publikum mit ihren
Handykameras immer wieder auf ihren Hintern zoomen. Die Sängerin
präsentierte ihre neuen deutschsprachigen Songs: Als raffinierte
Lolita bringt sie Joachim Witts NDW-Hit „Kosmetik“ von 1981
rüber. Atmosphärische Dichte besitzt die Version von Hildegard
Knefs „In dieser Stadt“. Die Udo-Lindenberg-Ballade „Leider
nur ein Vakuum“ erhält eine neue, minimalistische Instrumentierung.
Und Lisa Bassenge wagt sich gar an eine sphärische Verwandlung des
Schumann-Liedes „Auf der Burg“. Daneben gibt es auch ein
paar Eigenkompositionen wie das rockig hüpfende „Nur Fort“. Auch das Jacky Terrasson Trio, welches das zweite Set des Abends bestritt, griff auf bekannte Popsongs zurück. Jedoch stülpten diese Musiker die Vorlagen von innen nach außen, beleuchteten sie rhythmisch und harmonisch neu, spielten auf Irrwegen mit bekannten Hörmustern. Im Vergleich dazu wirkten die eingängigen Melodien und vorhersehbaren Formstrukturen von Lisa Bassenge dann doch ein wenig harmlos. Antje Rößler CD-Tipp Lisa Bassenge: Nur Fort, Minor Music Tour 9.4.: Jena/Volksbad |
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