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Jahrelang hatte die Schranne in der Altstadt ungenutzt leer gestanden. Jetzt fand der Jazz e.V. Dachau, der seit 1998 im Café Teufelhart zu Hause war, dort eine neue Unterkunft. Die emsigen Kellnerinnen haben Mühe, ihre Tabletts durch die dicht gedrängt stehenden und sitzenden Menschen zu jonglieren. Als der Jazz e.V. Dachau kürzlich in noch ungewohnter Umgebung einen Neuanfang feierte, war so ziemlich jeder aus der Stadt gekommen, der das Wort Kultur unfallfrei buchstabieren kann. Auch aus München und der sonstigen Umgebung reisten Gäste an, um mit dem rührigen Verein zu feiern. Der hatte für die Premiere in der Kulturschranne auch gleich einen Knaller gebucht: den Trompeter Dave Douglas, der mit seiner Gruppe „Keystone“ eine Frankenstein-Stummfilm-Collage musikalisch aufreizend begleitete. Auf der Suche nach einem neuen Domizil war der Jazz e.V. Dachau schon seit einer Weile. Mit der Wirtin des Café Teufelhart, sie gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Vereins, gab es zuletzt, trotz aller Dankbarkeit für das Engagement und die Unterkunft, immer wieder leichte Unstimmigkeiten. Als dann in der Stadt beschlossen wurde, die Schranne, die in der Altstadt direkt an der Kirche vor sich hin dümpelte, wieder herzurichten, wurde der Jazz e.V. mit einbezogen. Jetzt teilt er sich mit dem Kulturamt und dem Hoftheater Bergkirchen einen stattlichen Raum und darf sich freuen, dass für die Konzerte extra ein Flügel sowie eine Sound- und Lichtanlage angeschafft wurden. Die Idee, in Dachau einen Jazz-Verein zu gründen, kam ein paar Freunden, als sie 1998 die Heimreise vom Jazzfestival im österreichischen Saalfelden antraten. „Wir sind selbst alle Musiker, manche professionell, manche semi-professionell und hatten selbst im Ausland schon Auftritte absolviert. Insofern wussten wir schon, was das Konzertveranstalten für ein Aufwand ist. Aber der Rahmen war damals noch verhältnismäßig klein“, erinnert sich Axel Blanz, der heute in Abstimmung mit den anderen Vereins-Oberen das Programm gestaltet. Das erste Konzert bestritten die Mitglieder noch selbst, neben einem kleinen Ableger des Vienna Art Orchestras. Mit dem Pianisten Cedar Walton kam dann irgendwann der erste namhafte Amerikaner nach Dachau. Axel Blanz: „Es hat sich unter Musikern schnell herum gesprochen, was wir hier tun. Es dauerte vielleicht zwei, drei Jahre, bis sich Agenturen und Künstler bewarben, bei uns zu spielen.“ Mittlerweile quillt der mit Auftrittsgesuchen strapazierte Briefkasten des Jazz e.V. regelmäßig über. „Anfangs wussten wir noch nicht so genau, wo es musikalisch hingehen sollte. Irgendwann kristallisierte sich heraus, dass es in Richtung Avantgarde/Free geht. Das wurde in der Umgebung sonst nirgendwo geboten.“ Trotz des Faibles für nicht immer leicht zugängliche Jazzmusik konnte der Verein fast von Anfang an auf die Unterstützung der Gemeinde bauen. „Wir sind hier sofort gut angenommen worden“, sagt Axel Blanz. „Die Stadt ist damals schnell auf uns aufmerksam geworden. Es war auch immer ein Thema, dass das Image Dachaus aufgewertet werden soll. Der Stadtrat und das Kulturamt sind da sehr dahinter her.“ Denn beim Namen Dachau zucken immer noch viele Menschen zusammen. Die 40.000 Einwohner zählende Stadt wird den dunklen Schatten einfach nie ganz los, der über ihr liegt. Schließlich hatten die Nazis hier 1933 das erste offizielle Konzentrationslager errichtet. Später wurden hier bei Massenerschießungen Tausende russischer Kriegsgefangener hingerichtet. Doch Dachau schien abseits dieses mehr als betrüblichen Kapitels seiner Geschichte immer eine aufgeschlossene Stadt zu sein. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts siedelte sich hier etwa eine bedeutende Künstlerkolonie an – und auch heute noch ist die nach Freising zweitgrößte Stadt im Münchner Umland ein Anziehungspunkt für viele, die sich mit den mannigfaltigen Mitteln der Kunst ausdrücken. Axel Blanz: „Man muss wirklich sagen, dass Dachau eine kulturbegeisterte Stadt ist. Es ist immer eine Menge los.“ Und wenn man den Namen Dachau irgendwann einmal ohne trübe Nebengedanken aussprechen kann, dann hat vielleicht auch der Jazz e.V. Dachau sein Scherflein dazu beigetragen. Ssirus W. Pakzad Konzertvorschau 2.4.: Klima Kalima |
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