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Alan Goldsher: Hard Bop Academy – The Sidemen of Art Blakey and the Jazz Messengers, Hal Leonard Corporation, Milwaukee (USA), 179 Seiten „University has closed“, sagte Benny Golson, als er vom Tod Art Blakeys erfuhr. Und in der Tat: Rund 170 Musiker haben als Mitglieder der Messengers zwischen 1954 und 1990 gelernt, wie eine Combo, die wie eine Mini-Big-Band klingt, vom Schlagzeug aus geleitet wird, und wie mit erstklassigen Arrangements und exzellenten Soli Strukturen entstehen, die einem begeisterungsfähigen Publikum vitale, nie nachlassende Spannung vermitteln. Das Ganze strahlte einen Optimismus aus, der auf jeder Platte der Messengers zu spüren ist. Blakeys Kommentar zur Musik allgemein, der für seine ganz besonders zutraf: „It washes away the dust of everyday life.“ Dieses Buch ist ein Kaleidoskop von Aussagen ehemaliger Mitglieder über sich und ihre Kollegen und natürlich auch über Blakey selbst. Er war das Zentrum jeder Besetzung: „He would develop your sense of structure, and set all the parameters, and that would go inside you.“ (Steve Davis, S. 143) „He gave hundred percent of himself – even if he was sick, he gave everything he had on the bandstand.“ (Horace Silver, S. 149) „If you put Art up on the bandstand with any group of musicians, that group is going to swing.“ (Bennie Green, S. 151) „They should put a statue of Art Blakey in Central Park.“ (Freddie Hubbard, S. 154) Wie wahr! Brian Torff: In Love with Voices – A Jazz Memoir, iUniverse Inc., Bloomington, USA, 207 Seiten Wir sollten uns viel mehr um sie kümmern: um die vielen exzellenten Musiker, ohne die kein Großer existieren könnte. Zu ihnen gehört auch der Bassist Brian Torff (geb. am 16. März 1954). Vom West End Café in New York, wo er während seines Studiums an der Manhattan School of Music 1974 acht Monate lang mit früheren Basie- und Ellington-Musikern spielte, führte ihn seine Karriere bis in die Carnegie Hall und ins Weiße Haus. Milt Hinton wurde sein Mentor, der ihm auch seinen ersten wichtigen Job vermittelte: eine Tournee mit John Dankworth und Cleo Laine. Dann spielte er unter anderem mit Erroll Garner (bei dessen letzten Auftritten), Mary Lou Williams, Stephane Grappelli, Marian McPartland, dem Thad Jones/Mel Lewis Orchestra (mit Dizzy Gillespie als Gast!), George Shearing (3,5 Jahre lang), Frank Sinatra … Er erzählt von einer Session in Shearings Wohnung mit Benny Goodman (nur sie zu dritt – warum hat das niemand aufgenommen?), von seinem Auftritt mit Shearing bei Ronald Reagan und von der Beerdigung seiner Mutter. Er denkt über Probleme des Jazz im Hinblick auf die „Außenwelt“ nach, über Spielen und Unterrichten, und über Kunst allgemein („Should the present era only be credited for advances in technology and finance, we have won a hallow victory at best“). Ein sehr sympathisches Buch, das schriftstellerisches Talent verrät. Es hat nur einen Fehler: Es ist zu dünn geraten. Brian, please, write another one! Peter D. Goldsmith: Making Peoples Music – Moe Asch and Folkways Records, Smithsonian Institution Press Washington and London, 468 Seiten Kleine Schallplattenfirmen haben in der Musik des 20. Jahrhunderts eine bedeutende Rolle gespielt. Ihre Besitzer nahmen auf, was sie liebten und für gut hielten, und arbeiteten oft genug unter immer wieder auftretenden finanziellen Schwierigkeiten. Zu ihnen gehört auch Moe Asch, der vor allem mit seinem Label „Folkways“ vieles an Musik dokumentierte, das sonst verlorengegangen wäre. Er wurde am 2. Dezember 1905 in Warschau geboren, während eines Aufstandes gegen den Zaren (dieser Teil Polens gehörte damals zu Russland). Sein Vater Sholem Asch war ein bedeutender jüdischer Schriftsteller und Dramatiker. Die Familie ging 1912 nach Frankreich und dann 1914 in die USA, wo sie in New York eine neue Heimat fand. Noch während seiner Schulzeit begann Moe Asch, sich mit der damals entstehenden Radiotechnik zu befassen. 1923 reiste er nach Deutschland und absolvierte in Bingen eine Ausbildung in diesem Fach. Wieder in New York, baute und reparierte er Radios und eröffnete 1930 ein eigenes Geschäft. 1938 machte er erstmals Aufnahmen jüdischer Musik für eine Radiostation. 1941 nahm er Leadbelly (Huddie Ledbetter) auf – sein Einstieg in die Musik, der später sein Hauptinteresse galt (Blues, Jazz, Folk). Seine Labels hießen zunächst ASCH, dann ASCH-STINSON, später DISC und UNION, ab 1948 schließlich Folkways. In den 40er-Jahren brachte er unter anderem Platten von Mary Lou Williams, James P. Johnson, Burl Ives, Woody Guthrie, Langston Hughes, Coleman Hawkins, Erroll Garner, Lonnie Johnson, Sidney Bechet, John Cage und Lennie Tristano heraus.Zu seinen Mitarbeitern gehörten Harold Courlander, der sich in den 1950er-Jahren um Volksmusik aus aller Welt kümmerte, Fred Ramsey (Jazz), Harry Smith (Anthology of American Folk Music) und Samuel Charters (Jazz und Blues). 1959 startete mit RBF (Records, Books and Films) ein Sub-Label. Damals zeigten sich die ersten Anzeichen einer neuen, mit politischem Protest verknüpften amerikanischen Folk-Music-Bewegung (Folk Revival, im Buch sehr anschaulich beschrieben). Für viele, die dort Karriere machten, waren Folkways-LPs willkommenes Studienmaterial, so auch für Bob Dylan. Zwischen 1954 und 1969 sanken allerdings die Verkaufszahlen von Folkways, da der Rock allmählich Folk als Protestmusik ablöste. Doch Asch arbeitete unermüdlich weiter. Er bekam allerdings eine Menge Konkurrenz durch Labels wie Elektra, Vanguard, Rounder, Flying Fish, Arhoolie, Yazoo und Herwin. Doch war Moe Asch für alle, ob sie sich dessen nun bewusst waren oder nicht, das Vorbild. Moe Asch starb am 19. Oktober 1986. Sein Archiv ging in den Besitz der Smithsonian Institution in Washington über. Wir alle dürfen uns verneigen vor diesem Mann, der – beharrlich, oft eigensinnig – uns so viel an guter Musik hinterlassen hat. Jim Cogan and William Clark: Temples of Sound – Inside the Great Recording Studios, Chronicle Books/San Francisco, 224 Seiten mit vielen Fotos Eine gute Idee, die Geschichte der wichtigsten amerikanischen Tonstudios von den 40er- bis zu den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts in Bezug auf Jazz, Rock und Pop in komprimierter Form zu erzählen. Es sind insgesamt 15, von den Capitol Studios in Hollywood über RCA B in Nashville (der Geburtsstätte des Nashville Sounds), Stax in Memphis, J&M in New Orleans und Motown in Detroit bis zu Atlantic und den Columbia Studios in New York und zu Rudy van Gelders Studio in Hackensack (später in Englewood Cliffs), die uns die sehr gut informierten Autoren nahebringen, dazu auch die Toningenieure, die sich vieles selbst erarbeiten mussten durch endloses Ausprobieren, und die (sogar) Aufnahmegeräte, Echokammern und Mikrofone selbst mitbringen mussten. Es gibt auch eine Aufstellung von je zehn bemerkenswerten Titeln beziehungsweise Alben pro Studio. Auch so lässt sich Musikgeschichte erforschen. Samuel Charters: A Language of Song/Journeys in the Musical World of the African Diaspora, Duke University/Durham and London, 353 Seiten Samuel Charters (Jahrgang 1929) hat sich vor allem als Produzent und Autor (Blues und früher Jazz) einen Namen gemacht. Doch gehen seine Interessen noch viel weiter, wie sein neuestes Buch zeigt, in dem er 13 Reisen schildert, die ihn nach Westafrika (Gambia), Gran Canaria, zu den Georgie Sea Islands, nach Mobile, New Orleans, Sedalia, auf die Bahamas, nach Trinidad, Jamaika, New York (Harlem), Texas, Louisiana, Kuba und Brasilien (Salvador) führten. Überall suchte er in der dortigen schwarzen Musik nach traditionellen afrikanischen Spuren und Einflüssen. Mit Gewinn zu lesen – allerdings mehr Reisebeschreibung (die ihm sehr liegt) als Musikanalyse (die ihm weniger liegt). Wir wüssten aber gerne, wie die Musik klingt, über die Charters mit so viel Enthusiasmus schreibt, und von der er ja vieles aufgenommen hat. Warum also keine Begleit-CD? Und warum auch keine Diskographie? Leider fehlen zudem immer wieder genaue Zeitangaben zu seinen Reisen. Schade! Bitte bei der nächsten Auflage nachholen! Joe Viera |
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