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Seit der von Kindheit an swinginfizierte Fürther Big-Band-Leader Thilo Wolf in den Siebzigern Samstag abends mit den Eltern in die Welt der Fernsehshows schnuppern durfte, ist schon so mancher Trend vorbeigezogen an ihm. Damals entflammte in ihm der Glauben – an die Urkraft der Big-Band- Musik. Das möchtest du auch einmal machen, lautete sein kindliches Fazit damals: „Meine Helden hießen Peter Frankenfeld, Hugo Strasser und Max Greger.“ Heute lächelt der 41-Jährige selbst regelmäßig im Fernsehen und gilt als sichere Bank für die Sonnenseiten des Jazz. Und wie bestellt war es auch der bewunderte Max Greger, der dem frischgebackenen 25-jährigen Big-Band-Leader nach dem gemeinsamen Auftritt beim Bayerischen Rundfunk schalkhaft prophezeite: Du wirst ab jetzt auf der Bühne immer der Letzte und der Erste sein – der Letzte, der heimgeht und der Erste, der kommt. Und so war es dann auch, sagt der einstige Kronprinz heute und ist zufrieden damit. Mit dem maßgeschneiderten Format „Swing it!“ begann die Karriere des Fürther Swingspezialisten 1992 im Bayerischen Fernsehen: Heute sorgt die Thilo Wolf Big Band für Stimmung bei der Gala anlässlich der Verleihung des Bayerischen Filmpreises. Oder der Bandleader ist als Festivalgast gefragt wie kürzlich bei den Ingolstädter Jazztagen, wo er mit Gospelstimme Joan Faulkner nicht nur die Kirchenbänke zum Vibrieren bringt. Schwieriges Gelände spart er nicht aus – auch der Fürther Pianist und Komponist Peter Fulda, der gern für Reibungspunkte und Kanten sorgt, hat schon für Thilo Wolfs Orchester arrangiert. Momentan engagiert sich der Orchesterchef für seine brandneue Produktion, bei deren Besetzungsliste er ins Schwärmen gerät: „Das wird eine Platte im Auftrag eines großen Industrieunternehmens, wobei die gesamte Musik völlig neu produziert wird. Dabei sind die Münchner Philharmoniker und Solisten wie Joan Faulkner, John Davis, Torsten Goods und Kathrin Kohlmann.“ Wie schafft man es eigentlich mit nur fünfundzwanzig Jahren, gleich so weit oben einzusteigen auf der Karriereleiter, dürften sich da im Rückblick manch weniger erfolgsverwöhnte Nachwuchsmusiker fragen. Thilo Wolf hat mehrere Antworten parat. Einmal als Musiker und Bandleader: „Man
muss die Augen und die Ohren für Neues offenhalten. Jedes Team,
natürlich auch die Band, lebt vom lebendigen Austausch, vom persönlichen
Feedback.“ Den Verdacht, „old-fashioned“ zu sein, hat der Gastgeber zahlreicher Stars wie Diane Schuur, Randy Brecker oder Bill Ramsey längst gelassen umschifft. Statt sich anzupassen an den jeweiligen Zeitgeist, vertraut der einstige Schlagzeug-schüler Charly Antolinis von Anfang an auf „die Urkraft der Big Band Musik“. Dass er so die abgegriffene Vokabel vom Power Play links liegen lässt, verrät Gespür für den Trend. Anja Barckhausen
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