In unmittelbarer Nähe zur Konzernzentrale, dem 1972 gebauten „Vierzylinder“,
eröffnete vergangenes Jahr die BMW Welt, das neue Portal der Marke.
Das futuristische Gebäude dient als Auslieferungszentrum von BMW
Automobilen für Neuwagenkunden und ist gleichzeitig Schauraum fürs
interessierte Publikum. Kulturveranstaltungen unterschiedlicher Art wurden
inzwischen etabliert, wie zum Beispiel Forum Kunst und Architektur, Forum
Wissenschaft und Forschung, Forum Technik und Innovationen, Forum Literatur,
Forum Klassik, alles Themen, die man mit der Marke BMW verbinden kann.
Im Winter 2007/2008 startete man mit den BMW Welt Jazzwochen eine Reihe
von Jazzmatineen mit bekannten Künstlern wie Bernd Lhotzky, Chris
Hopkins, Warren Vaché, Olaf Polziehn, Scott Hamilton oder Quadro
Nuevo. Diese wurde vom Publikum so begeistert angenommen, dass man beschloss,
nun eine Stufe weiterzugehen und einen hochdotierten BMW Welt Jazz Award
jährlich zu vergeben. Die jazzzeitung sprach mit dem Leiter der
BMW Welt, Rudolf Wiedemann.
jazzzeitung: Nächstes Jahr Anfang April wird erstmals der BMW Welt
Jazz Award vergeben. Wen wollen Sie auszeichnen?
Rudolf Wiedemann: Wir wollen junge Künstler in den Doppelkegel der
BMW Welt bringen, die sich im Jazz bereits einen gewissen Namen gemacht
haben.
jazzzeitung: Für den BMW Welt Jazz Award wählten Sie die Form
eines Wettbewerbs. Warum?
Wiedemann: Wettbewerb hat etwas mit dem Leben zu tun. BMW ist ein Unternehmen,
das Freude am Gestalten und am Wettbewerb hat. Das drückt sich in
den Produkten von BMW aus, aber auch in unserem gesamten Sponsoring-Engagement:
Ob das Formel 1 ist, das Thema Segeln oder Golf – all diese Formate
werden im Sinne eines Wettbewerbs ausgelobt. Das Publikum kann sich ein
Stück am Messen der Akteure beteiligen, und außerdem soll
der Beste gewinnen.
jazzzeitung: Welche Motivation hatten Sie,
das Projekt BMW Welt Jazz Award zu initiieren? Warum haben Sie sich für die „Nische“ Jazz
entschieden?
Wiedemann: Ich glaube nicht, dass wir uns mit Jazz in
einer Nische bewegen. Für uns ist das Thema Jazz kein ganz neues Thema, sondern wir haben
Jazz in der BMW Welt mit den Jazz-Matineen im Doppelkegel bereits erfolgreich
etabliert. BMW-Fahrer und BMW-Interessierte – und Besucher des
Hauses haben auf das Thema gut angesprochen, mit Begeisterung pur.
jazzzeitung: Welche Rolle spielt der Jazz innerhalb
des Sponsoring-Konzepts des BMW Zentrale?
Wiedemann: Die BMW Group ist seit über 30 Jahren im Kulturbereich
weltweit aktiv, dazu gehört seit den 80er-Jahren die Weltsprache
Jazz. Wir haben in dieser Zeit Jazzkonzerte in Beirut, Mexiko, Südafrika
oder Tschechien gesponsert. Mit dem BMW Welt Jazz Award wollen wir uns
mit einer weiteren Facette am Standort München einbringen. Das drückt
sich gleichfalls darin aus, dass wir neben den Medienpartnern Bayerischer
Rundfunk und jazzzeitung, den Kooperationspartnern Schloss Elmau und
Ludwig Beck dankenswerter Weise auch das Kulturreferat München mit
an Bord haben, mit dem wir seit knapp 30 Jahren in einer Public-Private
Partnership kooperieren.
jazzzeitung: Wie setzt sich die Jury zusammen?
Wiedemann: 2009 werden dies der Jazzpublizist Oliver
Hochkeppel, der Jazzredakteur des Bayerischen Rundfunks, Roland Spiegel,
der Saxophonist
Jason Seizer, der Chefredakteur der jazzzeitung, Andreas Kolb, und Fee
Schlennstedt, die Kulturdirektorin von Schloss Elmau sein.
jazzzeitung: Wie hoch ist die Preissumme? Und
was verbirgt sich hinter dem Award selbst?
Wiedemann: Die Siegerband erhält 10.000 Euro, der zweite Finalist
ist immerhin noch mit 5.000 Euro dotiert, Den Pokal für den Sieger
hat kein Geringerer geschaffen als der Chefdesigner der BMW Group, Christopher
Bangle. Optisch ist der Award inspiriert vom Doppelkegel der BMW Welt,
Austragungsort der Jazzmatineen. Als ich ihn fragte, wie nennen wir denn
das Teil jetzt, sagte Bangle: „Call it Kegel“. Und als weitere
Besonderheit wird der Pokal von unserer Juniorfirma in Handarbeit gebaut.
Unsere Azubis setzen den Entwurf um und verwenden Materialien, die auch
in der Architektur der BMW Welt verwendet werden, wie Edelstahl zum Beispiel.
Die jungen Leute sind mächtig stolz auf ihr Produkt und bekommen
dadurch auch eine Beziehung zum Jazz.
jazzzeitung: Was es kostet, was es bringt,
ist eine von Betriebswirten gerne gestellte Frage. Wie lässt sich ein Engagement wie der BMW
Welt Jazz Award in Zahlen messen?
Wiedemann: In der Werbung kann man das vielleicht rechnen.
Bei der Kulturförderung
gibt es das nicht. Unser Ziel ist es, ein kulturelles Format anzubieten
und mit dieser Musikform unsere Gäste zu begeistern – so wie
die Marke BMW Menschen begeistert.
jazzzeitung: Die BMW Welt richtet sich an ein
internationales Publikum. Dennoch wirken Sie auch in die Jazzstadt München hinein. Wollen
Sie in Konkurrenz zu anderen Anbietern treten?
Wiedemann: Auf gar keinen Fall, ganz im Gegenteil! Wir
sind interessiert daran, über das Thema Jazz die BMW Welt international zu kommunizieren,
deshalb machen wir keinen Jazz Award ausschließlich für Münchener
Bands, sondern für international in Erscheinung tretende Gruppen.
Wir bieten hohe Qualität, und wir haben mit dem Doppelkegel einen
außergewöhnlichen Konzertraum. Die ersten Erfahrungen mit
Jazzkonzerten als familienfreundliche Sonntags-Matineen zeigten uns,
dass wir nicht als Konkurrenz sondern als Bereicherung erlebt werden.
jazzzeitung: Welche Zielgruppen sprechen Sie
mit Jazzkonzerten an?
Wiedemann: Es wäre nicht fair, hier nur von „Zielgruppen“ zu
sprechen. Wir sprechen von einem begeisterten Publikum. Wir wollen mit
dem Award junge Leute in den Doppelkegel holen. Mit Formaten wie „Oper
für alle“ in München oder „Staatsoper für
alle“ in Berlin mit 45.000 Leuten auf dem Bebelplatz nehmen wir
auch die Hemmschwelle vor der Hochkultur. Jazz ist Teil der Hochkultur:
Mit dem Jazz Award stellen wir uns nicht in Konkurrenz zu etwas, sondern
versuchen – gemeinsam mit den Medien- und Kooperationspartnern
sowie einer kompetenten Jury – etwas auf die Beine zu stellen,
was den Jazz nach vorne bringt, etwas das in der Stadt München genauso
wie beim Publikum vor Ort Anklang findet. Auch den BMW Mitarbeitern – immerhin
35.000 am Standort München – steht dieses kulturelle Angebot
am Sonntagvormittag zur Verfügung. Im Rahmen der Unternehmenskultur
ein ganz wichtiges Engagement.
jazzzeitung: Existieren Überlegungen, den Gewinnern des BMW Welt
Jazz Award Auftritte bei den BMW Niederlassungen in Deutschland oder
anderswo zu ermöglichen?
Wiedemann: Eine reizvolle Idee, nicht dass wir nicht
auch schon darüber
nachgedacht hätten. Aber es ist BMW Philosophie, nur über gelegte
Eier zu sprechen. Sicherlich werden wir unsere Handelsorganisation über
unsere Jazz-Aktivitäten in der BMW Welt informieren, vielleicht
lassen sich hier künftig auch Synergieeffekte realisieren.
jazzzeitung: Wie langfristig ist das Engagement
der BMW Welt im Bereich Jazz?
Wiedemann: Nachhaltiges Engagement muss immer langfristig
angelegt sein. Sonst ist es nicht glaubwürdig.
jazzzeitung: Wir bedanken uns für das Gespräch. Information
Die Jazzkonzerte (Auswahlmatineen) finden im Januar am 11. und 25.
im Februar am 8. und 22. und im März am 8. und 15. im Doppelkegel der
BMW Welt statt. Abschlusskonzert und Preisverleihung sind als Abendveranstaltung
am 04. April im Auditorium der BMW Welt geplant. Die Auswahlmatineen
sind kostenfrei, Tickets für das Finale erhalten Sie ab 12. Januar
2009 bei München Ticket.
Genauere Informationen zu den Künstlern ab 11. Dezember 2008 unter
www.nmz.de und in der Februarausgabe der jazzzeitung.
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