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„Deutschlands Groovemaster No. 1“ hat man ihn genannt, und bei Umfragen nach dem „besten Bassisten“ taucht er seit Jahrzehnten an der Spitze der Liste auf, was er eher mit Bescheidenheit quittiert. Aber zu seinem 40. Geburtstag, so erzählt Wolfgang Schmid mit einem Lächeln, habe er sich dann doch selbst ein Geschenk gemacht, indem er seinen Namen dem seiner Band „The Kick“ voransetzte. Von da ab – und so sollte es bis heute bleiben – firmierte man augenzwinkernd plakativ als „Wolfgang Schmid‘s Kick“. Und der „Wolfhound“, wie er sich zu anderen Zeiten genannt hatte, machte die (für Außenstehende weniger überraschende) Erfahrung, dass sein echter Name sich als zugkräftiger erwies, als jener, einst von Alexis Korner geprägte Spitzname. Kein Wunder, war er ja im Laufe der Jahrzehnte längst zum Synonym geworden für den musikalischen Stil, den Schmid in Deutschland geprägt und zu Höhenflügen verholfen hat – dem Jazzrock und Fusion. Nach ersten turbulenten Jahren als Gitarrist und Sänger der Band „The Dynamites“ wechselte Schmid nicht nur zum Bass, sondern auch gleich ins professionelle Lager. Und dies, wie für ihn üblich werden sollte, mit einem Donnerschlag. Kein geringerer als Klaus Doldinger holte den aufstrebenden Bassisten 1972 in sein „Passport“-Boot. Quasi aus dem Stand ging man auf Tour und danach an die Aufnahme der ersten, magischen, gemeinsamen Platte. „Dieses Album, ‚Second Passport‘, stieg auf Platz 28 in die Deutschen Popcharts ein“, erinnert sich Schmid. „Und danach gab es kein Zurück mehr!“ Es sollten fünf megaerfolgreiche Jahre folgen, in denen Schmid mit seinem „fingerfertigen, wuchtigen Funksound“ (Carina Prange in „Bass Quarterly“) in der damaligen, legendären Besetzung von „Passport“ für Furore sorgte. Bald nicht mehr nur dort – mit „Head, Heart & Hands“ und später mit der Band „Wolfhound“ begann Schmid eigene Wege zu gehen, profilierte sich als Komponist und in Folge ebenso als Produzent. Aus der Bekanntschaft mit Billy Cobham entwickelte sich schließlich das gemeinsame Projekt „Paradox“. Die Namensliste derjenigen, mit denen der Bassist ansonsten über die Jahre zusammenarbeitete, ist lang, geht doch die Zahl der Alben, auf denen er mitwirkte, insgesamt in die Hunderte. Auf den Jazzrock hat er sich dabei nicht beschränkt sondern war zusätzlich in anderen Gefilden aktiv, schrieb das Musical „Manaus“, arrangierte klassische Stücke für Jazzorchester, darunter Strawinskis „Feuervogel“ und Ravels „Bolero“. Ein Teil von Schmids Herzen jedoch hängt seit langem an seiner Unterrichts- und Workshoptätigkeit. Seit 1990 gibt Schmid im Rahmen der Schorndorfer Gitarrentage sein Wissen weiter und dehnt diese Tätigkeit inzwischen auf Hochschulen und Universitäten aus – beispielsweise nach Dresden, Stuttgart, Plauen oder ins sächsische Zwickau: „Das mach ich wirklich sehr gerne“, meint Schmid, „weil da überall richtig tolle Talente sind.“ Der jüngeren Generation gegenüber kennt Schmid keine Berührungsängste: Auch die jüngsten Mitglieder der aktuellen Besetzung von „Kick“ – Antonio Lucaciu (as), Benedikt Moser (p) – lernte er über seine Lehrtätigkeit kennen. An seinen jungen Mitmusikern fasziniert ihn, sagt er, die „Offenheit für alle Arten von Musik“. Sie wiederum lernen von dem Altmeister einiges in Sachen Professionalität und Routine. Und gemeinsam macht man das, was Wolfgang Schmid eben immer schon tat – genial groovende Platten einspielen und Konzerte geben. Viele Konzerte. Für seine ausgedehnte Bühnentätigkeit beschränkt Schmid sich jedoch nicht auf eine einzige Besetzung. Er spielt seit neuestem mit „German Jazz Masters/Old Friends“, verjazzt im Trio mit Thomas Langer und Daniel Messina die Musik der 60er-Jahre und brachte im Sommer das Großprojekt „Rapsody“ zusammen mit den Stuttgarter Philharmonikern auf die Bühne. In seinem Jubiläumsjahr 2008 – immerhin feiert er, auch wenn er dies nicht an die große Glocke hängt, seinen 60. Geburtstag – reaktiviert er gar die „Dynamites“. Und wenn er ruft, kommen alle – wie das immer schon war: „Ja, es ist exakt die Originalbesetzung von 1966“, freut sich Schmid. „Und ich singe und spiele Gitarre, wie damals.“ Wer ihn aber lieber am Bass sehen will, erhält hierfür allemal reichlich Gelegenheit. Schmid trommelt mit den Schlagzeugern der neuen Groove-Generation – Matteo Scrimali und Oli Rubow – extra eine spezielle Jubiläumsbesetzung von „Kick“ zusammen, bei der Rapper/Beatboxer Luis Baltes mitwirkt, und natürlich Gitarrist Peter Wölpl nicht fehlen darf, jener Musiker, mit dem ihn nicht nur eine 25-jährige Zusammenarbeit, sondern auch eine tiefe Freundschaft verbindet. Und keine Frage, dass er dieses Jahr wieder bei „Passport“ mitmischt – zur Unterscheidung von der aktuellen Besetzung mit „Classic Passport“ betitelt: „Es ist genau die Truppe von damals, mit Curt Cress am Schlagzeug und Kristian Schultze an den Keyboards“, erläutert Schmid. „Viele halten das für die beste Passport-Besetzung.“ Jedenfalls verspricht dieses Jahr ähnlich abwechslungsreich und turbulent zu verlaufen wie Wolfgang Schmids bisheriges Leben. Was anderes wollte er auch nie: „Bass ist geiler,“ erklärt er die Liebe zu seinem Instrument. „Bass hat mehr Erotik und du erreichst damit den Bauch der Leute!“ Bei so vielen parallel laufenden Projekten könnte man meinen, Schmid müsse sich demnächst zerteilen, um an mehreren Stellen zugleich sein zu können. Wird er aber nicht. Würde auch nicht klappen. Denn dieser Mann ist leider – oder zum Glück – obendrein nämlich eines: einzigartig. Carina Prange
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