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Jazzzeitung
2006/05 ::: seite 16
rezensionen
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High-Tech aus dem Reich der Mitte:Mikrofone von SE electronics
Den Markt für professionelle Mikrofone teilen sich traditionell ein
halbes Dutzend Anbieter, beheimatet in Europa, den USA und Japan. Sobald
auf einem Mikrofon jedoch der Aufkleber „Made in China“ prangt,
vermutet der geneigte Käufer Billigware. Nicht zu Unrecht, denn in
der Tat werden im Reich der Mitte vornehmlich Kopien hergestellt, die
sich optisch wie technisch oftmals recht unverfroren an die westliche
Markenware anlehnen – was für den Konsumenten nicht zwangsläufig
von Nachteil sein muss, denn hier gibt es bisweilen wirklich gute Technik
zu extrem günstigen Preisen. Amateure und Semiprofis können
damit leben, Studioprofis bevorzugen natürlich die Originale –
und die kommen bis jetzt eben nicht aus China. Bis jetzt, denn mit SElectronics
meldet sich ein Hersteller aus Shanghai zu Wort, der dem Klischee des
Plagiators und Billigheimers so gar nicht entspricht. Firmengründer
Siwei Zou unterhält eine eigene Entwicklungsabteilung, die elektronischen
Komponenten für seine Mikrofone bezieht er von japanischen Premiumanbietern,
die hauchdünne Mylar-Folie für die empfindlichen Membrane importiert
er aus den USA. Sämtliche Komponenten entsprechen höchsten Qualitätsstandards,
zudem wird jedes Mikrophon vor der Auslieferung einem 72-stündigen
Dauertest unterzogen. Das alles ist Qualitätsarbeit auf höchstem
Niveau, mit Low-Budget-Produkten haben Zous Mikrofone nichts gemein. Auch
nicht die Preise: Die liegen deutlich höher, als das bei chinesischen
Produkten üblich ist, können mit westlicher Ware aber dennoch
bestens mithalten. Das Angebot von SE electronics umfasst augenblicklich
zwei Kleinmembran- und drei Großmembran-Mikrophone von Preisen zwischen
knapp 130 bis etwas über 700 Euro – allesamt gut ausgestattet
und hochwertig verarbeitet. Das Spitzenmodell Z5600A, ein Kondensator-Mikrofon
mit Röhrentechnik, ist momentan ein echter Geheimtipp. Siwei Zou,
übrigens selbst als Musiker tätig, hat den richtigen Weg eingeschlagen
und trägt entscheidend dazu bei, das Image chinesischer Produkte
zu verbessern. Hilfreich sind da sicher auch die vielen Auszeichnungen,
die seine Mikrofone in den letzten Monaten einheimsen konnten.
Neue Oberklasse von Yamaha
Digitalpianos von Yamaha gehören seit Jahren zu den Bestsellern –
immerhin kann die Firma auf Erfahrungen sowohl im klassischen Klavierbau
als auch im Bereich der elektronischen Klangerzeugung zurückgreifen.
CLP-270 nennt sich das aktuelle Oberklasse-Modell mit 88 gewichteten Tasten,
128-stimmiger Polyphonie, USB- und Midi-Anschlüssen, Split-Voice,
internem Flash-Rom-Speicher und eingebautem Verstärker. Noch eine
Spur nobler ist das Topmodell CLP-280: Technisch analog aufgebaut, bietet
es eine Holztastatur. Beide Modelle werden in einer Vielzahl von Lackierungen
angeboten, nähere Informationen erhalten Sie im Internet unter www.yamaha-europe.com
Fender hat den Blues. Und den Jazz.
Gitarristen, die einen warmen und erdigen Klang bevorzugen, kommen an
Röhrenverstärkern kaum vorbei. Nur: Die meisten der angebotenen
Geräte orientieren sich klanglich doch eher an den Bedürfnissen
von Rockmusikern. Eine rühmliche Ausnahme ist der „Blues Deville
Reissue“ aus dem Hause Fender – wobei man sich vom Namen
nicht in die Irre führen lassen darf.
Natürlich ist der 60 Watt starke Röhren-Amp dazu in der Lage,
kernige Blues-Sounds und sogar dezente Rock-Klänge zu reproduzieren,
doch bei richtiger Einstellung lassen sich dem Kofferverstärker auch
schön cleane und perkussive Jazz-Sounds entlocken – den vier
Zehnzoll-Lautsprechern sei Dank. Ganz klar:
Die meisten Jazzgitarristen bevorzugen heute Transistorverstärker,
die auch bei höheren Lautstärken unverzerrt arbeiten. Wer jedoch
den warmen, dynamischen und in den Pegelspitzen harmonisch leicht angezerrten
Jazzgitarrensound der 50er- und 60er-Jahre schätzt, sollte der Vakuum-Röhre
eine Chance geben – kein noch so opulent ausgestatteter Transistorverstärker
kriegt das so gut hin.
Uwe Schleifenbaum |