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Was für eine Frau, was für ein Konzert, was für Botschaften!!! Sichtlich genervt war Philadelphias Hip Hop-Künstlerin und Wortpoetin Ursaula Rucker vom Tourneestress des zurückliegenden Tages – doch das Publikum im Dortmunder domicil sollte es ihr über zwei Stunden lang überaus leicht machen, auf Anhieb in Erhabeneres einzutauchen – hocherfreut und dankbar zeigte Ursula Rucker sich schließlich über die enthusiastische Teilnahme des Publikums und auch ihr Gitarrist machte sich noch ein Erinnerungsfoto von diesen netten Menschen. Zugabe um Zugabe war immer mehr getanzt und gefeiert worden – selten vereint sich eine solche Ausgelassenheit mit einer Materie, die doch so tiefgründig und reich an literarischem Anspruch ist wie die musikalische „poetry“ der Ursula Rucker.
Am Anfang war das Wort bei ihr und HipHop ist für sie viel mehr als eine Musik-Kategorie. Deshalb kann sie auch so kongenial mannigfaltige Wege zulassen, um ihre „spoken words“ mit Musik jenseits irgendwelcher Genre-Festlegungen zu umkleiden. Entsprechend ist auch ihr drittes Album ein Schmelztiegel aus HipHop-Grooves, Jazz-Anklängen, tanzbarer Elektronik und vielem mehr – wenn es nur der Aussage dient. Es sind Stoffe, die Geschichten, Gedanken, Gefühle transportieren – bittersüß, manchmal überdeutlich, kindlich-unschuldig und dann wieder radikal fordert sie das Aufbegehren gegen die Vereinnahmung durch einen totalitären Mainstream und dezidiert weibliches Selbstverständnis. Live im domicil bekennt sich Ursula Rucker wieder zu ihren Wurzeln, durchaus vergleichbar mit den Zeiten, wo sie noch mit „The Roots“ tourte, jener Band, die sich auf handgespielten HipHop verstand, wo anderswo die Sampler heiß liefen. Ein hervorragend auf den Punkt agierender Schlagzeuger und ein überaus kreativ atmosphärische Akzente setzender Gitarrist helfen mit, dass alles Geschriebene und studioproduzierte mit schier unglaublicher Energie ins Hier und Jetzt katapultiert wird. Das wird nur noch von einer Größe übertroffen – nämlich von der resoluten Bühnenpräsenz von Ursula Rucker selbst! Sie feuert hier ihre Wortsalven ab, wirbelt mit resoluten Gesten über die Bühne und streut sogar so manch echte Gesangspassage ein. So eindringlich herausfordernd und empfindsam zugleich wirkt ihre Stimme – egal ob sie zur Revolution in den Köpfen aufruft oder eine nicht enden wollende Liste von Persönlichkeiten aufzählt, die sich in irgendeiner Weise für Liebe und für Freiheit stark zeigten. Stefan Pieper |
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