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Ein schwer groovender R&B-Interpret, der – noch vor dessen Tod – eine denkwürdige Hommage an Ray Charles abgeliefert und sich dabei erstmals in eine größere Besetzung eingeordnet hat; ein einfallsreicher Jazzer und Improvisator; einer der virtuosesten Blues- und Boogie-Pianisten weit und breit; ein exzellenter Singer/Songwriter auf den Spuren von Billy Joel, Paul Simon oder Randy Newman; und ein Entertainer, der Musikeranekdoten vollendet verpackt und mit einem ausgeprägten Talent für Dialekte auch als Kabarettist arbeiten könnte – Was hier nach einem illustren Quintett klingt, dafür braucht man in München nur einen: den Weßlinger Pianisten Martin Schmitt. Im Laufe seiner jetzt exakt 20-jährigen Bühnenkarriere hat sich Schmitt zu einem ungewöhnlich vielseitigen Künstler entwickelt, der selbst seinem Stammpublikum bei jedem neuen Auftritt ein Aha-Erlebnis beschert. Von den Anfängen in legendären, längst geschlossenen Münchner Blues-Kneipen wie dem „Grünen Eck“ hat er sich konsequent zur internationalen Größe hochgearbeitet, die problemlos Säle wie das Münchner Prinzregententheater oder den Pariser Louvre füllt und noch das extrakritische Fachpublikum des Jazz-Festivals in Montreux mitreißt. Dabei ist Schmitt in seinem Metier ein Spätstarter. Mit 10 entdeckte
er die Jazz-Plattensammlung seines Vaters, mit 12 ging sie langsam in
seinen Besitz über. Doch erst mit 14 griff er selbst zum Instrument:
Tuba lernte er nach dem Willen seines Großvaters, eines Dozenten
am Richard-Strauss-Konservatorium. Weil Schmitt zu dieser Zeit aber bereits
vom Blues-Virus infiziert war, begann er gleichzeitig mit dem dafür
geeigneteren Klavierspielen – und übte mit dem ihm eigenen
Ehrgeiz bald bis zum Umfallen. Nachdem er sich in der hiesigen Szene etabliert
hatte, kam die Feuertaufe 1991, als Schmitt für den erkrankten Monty
Alexander einsprang und an der Seite von Stars wie Dick Hyman, Ray Bryant
und Martial Solal in der Philharmonie auftrat. Seitdem gehören Auftritte
bei großen Meetings und Festivals und die Zusammenarbeit mit Stars
von McCoy Tyner oder Jasper van’t Hof bis zu Jerry Lee Lewis oder
Chuck Berry zu seinem Arbeitsalltag. Grundlage dieses Erfolgs ist Schmitts
überragende Technik: die kraftvolle, ausdauernde Linke, die Trotz aller Erfolge hat er sich die Neugier, die Lust aufs Experiment und nicht zuletzt eine Sehnsucht nach musikalischer Substanz bewahrt. Das hat ihn vor dem Schicksal mancher Kollegen bewahrt, die eher als Zirkusnummer denn als Musiker daherkommen. Stets kann sich Schmitt – auch einer der besten Weinkenner weit und breit – auf seinen Geschmack verlassen. Das spürt man auch bei dem Teil seines Schaffens, der in den letzten Jahren immer wichtiger geworden ist: den eigenen Kompositionen. Mit Balladen wie „Until The Real Girl Comes Along“ oder „Levi“ (eine Hommage an seinen kleinen Sohn) beweist er auch im Singer/Songwriter-Fach bemerkenswertes Talent. Wo der bisherige Weg vom wuschelmähnigen Boogiekönig bis zum deutschen Harry Connick jr. enden wird, ist noch nicht abzusehen. Nach 20 Jahren gilt es jedenfalls erst einmal Bilanz zu ziehen und zu feiern. Was Schmitt dafür am 20. Mai 2006 in der Münchner Philharmonie auf die Beine stellt, darf man ohne Übertreibung einen Abend der Superlative nennen. So schillernd wie die Facetten seines Talents sind die Gäste: die Boogie-Woogie-Altmeister Axel Zwingenberger und Vince Weber greifen mit in die Tasten, für Blues-Feeling sorgt der Mundharmonika-Meister Albert Koch. Pete York, die mit allen Wassern gewaschene Allzweckwaffe an den Drums, der Schlagzeuger Stephan Eppinger und Sava Medan am Bass – ein Rohdiamant aus Schmitts aktueller Bandbesetzung – halten den Laden rhythmisch zusammen. Als alte Weggefährten stoßen Stephan Holstein, unbestritten einer der besten deutschen Jazzklarinettisten, und Sängerin Freda Goodlett dazu, internationalen Glanz steuert Victoria Tolstoi bei, einer der Shooting Stars der reichen skandinavischen Vokalistenszene. Und damit der für Schmitts Konzerte typische Humor nicht zu kurz kommt, hat sich auch die „wandelnde Herrentorte“ Helge Schneider angesagt, die ultimative Kombination aus Jazzmusiker und Comedian. Oliver Hochkeppel |
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