Anzeige |
|
|
Anzeige |
|
Ronald Sanders: The days grow short – the life and music of Kurt Weill, Holt, Rinehart and Winston, New York, 469 Seiten Wenn auch Kurt Weill 1933 vor den Nazis nach Paris floh und 1935 in die USA kam, wo er 1943 die amerikanische Staatsbürgerschaft erhielt und 1950 starb, und wenn er auch nach seiner Emigration immer wieder betonte, Amerikaner zu sein: Seine Musik blieb immer etwas Besonderes, seinem Lehrer Busoni ebenso verpflichtet wie seinen Vorbildern Puccini, Verdi und Mozart. Er war vor allem Bühnenkomponist; in Deutschland schuf er mit Bert Brecht die „Dreigroschenoper“ und „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“, in den USA mit anderen Autoren unter anderem „Lady in the dark“ (Songtexte von Ira Gershwin), „One touch of Venus“, „Streetscene“ (Songtexte zumeist von Langston Hughes) und „Lost in the stars“. Dazu kam aber noch vieles andere, und eine umfassende Retrospektive, die auch die ganze amerikanische Periode mit einschließt, wäre bei uns in Deutschland längst überfällig. Weill hatte schon in den 20er-Jahren Interesse am Jazz; es ist auch in diesem Buch immer wieder die Rede von Jazzeinflüssen in seiner Musik, aber leider wird nie gesagt, worin denn diese nun genau bestehen. Zumindest drei seiner Songs sind übrigens in das Standardrepertoire des Jazz eingegangen: „Mack the knife“, „Speak low“ und „September Song“. Über den Autor wüsste man gerne mehr; er erweist sich als sehr kenntnisreich und sprachgewandt. Nur mit Jahreszahlen hätte er nicht so sparsam umgehen sollen; wir wissen oft, in welchem Monat etwas geschah, aber nicht genau, in welchem Jahr. Übrigens war dies 1980, zur Zeit der Erstveröffentlichung, die erste große Biografie Kurt Weills. In Amerika wusste man diesen bedeutenden Komponisten offenbar mehr zu schätzen als bei uns. Und heute? Joe Viera |
|