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Seit seinem Aufblühen in Deutschland in den 50er-Jahren haben die deutschen Sender dem Jazz immer einiges an Aufmerksamkeit geschenkt. Nicht nur das interessierte Publikum erlebte Aktuelles zur besten Sendezeit, auch die Szene erfuhr durch Mitschnitte wichtige Unterstützung. Seit Jahren ist nun bei den Sendern die Veränderung, genannt Programmreform, das Beständigste. Die Jazz-Sendungen sind oft von den zeitlich günstigen Sendeplätzen verschwunden, neue so genannte Formate tauchen auf. Der WDR, ARD-Sender im größten Bundesland, engagierte sich in der Vergangenheit immer wieder im besonderen Maß. Auch ihm sind die Programmreformen nicht erspart geblieben, ändern sich doch auch die Hörgewohnheiten und - wünsche, aber auch die Inhalte der Ereignisse, über die man berichten will. Und auch heute noch hat er einiges zu bieten. Allein im Monat März kommen in 25 Sendungen von unterschiedlicher Länge und Struktur insgesamt 26,68 Stunden Jazz-Sendezeit zusammen. Dabei sind nicht die Musikbeiträge in allgemeinen Kultursendungen berücksichtigt, wie „Resonanzen“ in WDR 3, in denen ganz bewusst zahlreiche Titel aus der Welt des Jazz regelmäßig untergebracht sind. Ein Blick in die Homepage www.wdr.de/radio/jazz macht neugierig. Und nun kündigt der Sender eine interessante Kooperation mit dem Österreichischen Rundfunk Ö1 an. Genügend Anlass, um über diese Meldung, aber auch generell das Konzept und die ihm zugrunde liegenden Ideen einer aktuellen Jazz-Berichterstattung mit dem zuständigen Redakteur, Bernd Hoffmann, einmal ein Gespräch zu führen. Am 11. März sendet der WDR auf WDR 5 die WDR Jazz Nacht, ein neues
Format, mit dem verschiedene bisherige Ansätze und Überlegungen
zu einem neuen und zukünftig regelmäßig vorgesehenen Format
zusammengefasst werden. Die Nacht beginnt um 20.00 Uhr im Stadtgarten,
während die Übertragung ab 22.05 Uhr teils live, teils aufgezeichnet
bis 6.00 Uhr morgens gehen wird. „Diese Kooperation ist über Jahre gewachsen. Es lag ganz einfach daran, dass die wesentlichen Sendezeiten parallel liegen. Die vergleichbare Struktur der Sender, eine schon bestehende langjährige Kooperation und auch eine ähnliche Entwicklung haben diese neue Form der Zusammenarbeit nahe gelegt. Und es war immer der Wunsch des Kollegen Herbert Uhlir, dass er einmal den österreichischen Hörer über die Kölner Szene informiert. So hab ich ihm angeboten, eine Nacht mit den vielen Edelhagen-Aufnahmen und einem aktuellen und live präsentierten Überblick über die Kölner Szene zu machen. Zusammen mit dem Stadtgarten und Reiner Michalke habe ich das nun realisiert. Und zu einem möglichen tieferen Hintergrund für das Zustandekommen dieser Kooperation befragt: „Einmal ist in Österreich die musikalische Sozialisation der afro-amerikanischen Musik ähnlich wie hier verlaufen. So gibt es daher vielleicht sogar einen ganz ähnlichen Geschmack. Es gibt zweitens einen intensiven Musikerinnen- und Musikeraustausch, eine Wanderung von Österreich nach NRW und zurück. Das wäre auch mal ein Thema für ein Festival. Ich glaube einfach an bestimmte Konzepte, die man gemeinsam tragen kann, an Diskussionen, bei denen man sich findet. Ich sehe diese Zusammenarbeit auch als Impulsgeber für eigene Ideen und den gegenseitigen Austausch von Erfahrungen. Der Kollege hat zum Beispiel einen viel besseren Überblick über das Geschehen in den Ländern des Balkans. So bekomme ich über ihn auch einen sehr intensiven Einblick und nutze auch Material, das der österreichische Rundfunk aufnimmt.“ Dass die neue Jazznacht als regelmäßiges Angebot vorhandene Strukturen aufgreift, ist eingangs schon erwähnt worden. Dazu Hoffmann im Einzelnen: „Es ist die konsequente Weiterentwicklung zum Beispiel einer sechsstündigen
Sendung vom Traumzeitfestival Duisburg im vorigen Jahr oder einer fünfstündigen
Sendung von den Leverkusener Jazztagen. Nun nehmen wir die Nacht hinzu,
als zusätzliches Angebot. Nach Vorstellung der Wellenleitung von
WDR 3 soll dieses neue Format auch für andere Genres des Senders
Anwendung finden.Nach den vielen Hinweisen auf Sendezeiten und Formate
stellt sich nun die Frage nach der Struktur der Jazzsendungen und darüber
hinaus nach der Rolle des Senders WDR im Kulturland NRW: Das halte ich für diese frühe Sendezeit für immens wichtig.
Die andere Sendung, die sich eher versteht als Vorstellung von neuen Schallplatten,
beschäftigt sich mit vielen Features, zum Beispiel im Mai über
Sonny Rollins. Das System ist insoweit sehr offen, als ich bei beiden
Wellen viel Verständnis finde, zum Beispiel die Sendezeiten bei der
Übertragung von Festivals zu erweitern. Zusätzlich haben wir
mit Jazz twenty 5 auf WDR 5 jeden Abend eine Sendung, die nicht nur aktuell
reagieren kann, sondern seit letztem Herbst in einer neuen Reihe Porträts
der Jazzstädte in NRW bringt. Interessant ist festzustellen, dass
diese Städte sehr aufmerksam und empfindlich diese Radiosendung beobachten
und sehr gezielt zeigen wollen, wie kulturpolitisch verantwortlich sie
mit dem Jazz umgehen. Ende des Jahres sind wir an die Landesregierung
herangetreten und an Landespolitiker und haben eine Einschätzung
der kulturpolitischen Aktivitäten des Landes und auch des Landesmusikrats
in Bezug auf Aktivitäten für den Jazz in NRW zur Diskussion
gestellt. Das Ergebnis kann man im Internet nachlesen: Hans-Jürgen von Osterhausen |
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