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„Für den Rundfunk spielte dieses sehr beliebte Orchester zwischen 1936 und 1951 rund 160 Aufnahmen ein, die meist auch als Platten erschienen, sich aber mehr in Richtung Rhythm & Blues bewegten.“ Auf einen so einen Unsinns-Satz stößt derjenige, der im 1988 bei Rowohlt erschienenen Jazz-Lexikon unter dem Stichwort Hawkins, Erskine Ramsey nach Informationen sucht. Zählt man nach, so stimmt in dem angegebenen, willkürlich eingeschränkten, Zeitraum die Anzahl der überhaupt eingespielten Titel nicht (es sind 180), und als Aufnahmen für eine Radiostation somit Transcriptions lassen sich gerade mal 14 Titel aus dem Jahr 1942 ausmachen (erschienen 1986 auf einer Hindsight-LP). Hawkins Platten wurden auf Vocali On, Bluebird, RCA-Victor und Coral veröffentlicht, die letzten Langspielplatten unter den Labeln Imperial, King und Stang. Alles in Tom Lords Discographie nachzulesen, wo auch zu erfahren ist, dass Hawkins noch bis 1971 Aufnahmen machte. Weshalb sie sich aber mehr in Richtung Rhythm and Blues bewegten, bleibt unerfindlich. Denn das Orchester des Trompeters Erskine Hawkins gehörte in den 1930er und 1940er Jahren ohne Einschränkung in die Reihe der kraftvollen Bands des Harlem-Swing, vergleichbar vor allem mit Jimmie Lunceford. Hawkins spielte ab Mitte der 1940er-Jahre zwar eine etwas härtere Musik, doch die war - um ein Beispiel zu nennen - den Rhythm and Blues-Klängen von Louis Jordan kaum ähnlich, sondern lässt sich weitaus mehr mit Count Basie vergleichen, sowie 1946/47 mit einem 7-Mann-Trompetensatz eventuell mit Lionel Hamptons Powerhouseband (nachzuhören auf dem französischen Classic-Label, siehe Diskographie). Nur ganz wenige von Hawkins‘ späteren Aufnahmen sind dem Genre des Rhythm and Blues überhaupt zuzuordnen. George T. Simon, der amerikanische Chronist der Swing-Ära, vergleicht die Spielweise der Combos von Hawkins in den 1950er- und 1960er-Jahren mit denen des Trompeters Jonah Jones. Wie ließe sich auch eine 7-Mann-Band dem R&B zuordnen, in der 1962 neben Erskine Hawkins Musiker wie Bob Brookmeyer, Bobby Smith, Kenny Burrell, Milt Hinton und Osie Johnson spielen und Aufnahmen wie „Lester Leaps In“, „Body And Soul“, „Billie’s Bounce“ aufgenommen wurden, dokumentiert in einer mitreißenden Live-Mainstream Session auf einer Imperial-Langspielplatte? Erskine Ramsey Hawkins wurde am 26. Juni 1914 in Birmingham/Alabama geboren, drei Brüder und eine Schwester gehörten zur Familie. Der Vater, ein Metzger, starb als Soldat im Ersten Weltkrieg. Eine zweite Heimat fand Erskine vom siebenten Lebensjahr an im Tuggle-Institute, einer Internatsschule gegenüber dem Haus, in dem sie wohnten. „Das Schlagzeug des Schulorchesters hatte es mir als Junge angetan, doch schon bald, als ich 13 war, bat ich die Schulleitung um eine Trompete, und sie gaben mir ein Althorn, weil es leichter zu spielen war.“ Hawkins befasste sich mit allen Bandinstrumenten der Schule, spielte Posaune, Saxophon und schließlich Kornett unter der Anleitung des Musiklehrers Samuel Foster. „Wir nannten ihn ‚hohes C‘, erzählte Hawkins. „Er war der erste Trompeter, den ich jemals das viergestrichene C blasen hörte, also das C über dem hohen C. Ich war wohl 16, als ich es zum ersten Mal schaffte und hatte bald den Spitznamen ‚Eiserne Lunge‘. Fate Marable bot mir schon damals einen Job auf seinem Flussdampfer an, doch ich blieb lieber in der Schule. Birmingham war eine gute Stadt für Musiker. Und so blieb es nicht aus, dass ich auch Fess Whatley traf. Whatley hatte seine Kunst beim Hohen-C-Foster gelernt.“ Ende der zwanziger Jahre bemühte sich Whatley mit Erfolg für seine besten Schüler um Stipendien am Alabama State Teachers College in Montgomery. Bama State, wie diese Pädagogische Hochschule genannt wurde, stand unter der Leitung von H. Council Trenholm. 1929 hatte die Bama State eine ausgezeichnete Band, die Bama State Collegians, geleitet von dem Tenoristen Paul Bascombe (1912 -1986), dem Bruder von Wilbur Dud Bascomb, der 1947 kurze Zeit als Trompeter bei Duke Ellington arbeitete. Als Trenholm im Sommer 1929 Musiker suchte, um die Bands der Schule zu verstärken, kam man auch auf Erskine Hawkins, dessen kraftvolles Trompetenspiel Aufsehen erregte. „Ich wollte aber unbedingt Football spielen“, erzählte Hawkins. „Also sagte der Trainer zu mir: ‚Siehst du den Burschen da drüben? Wenn du mit dem fertig bist, kannst du in unserem Team bleiben.‘ Der Kerl wog gut und gern seine 150 Kilo, ich nur die Hälfte. Er sprang mich an und warf mich einfach um. Also ging ich zur Musik.“ Statt sich aber den Collegians anzuschließen, stieg Hawkins in die Band ein, die der Altsaxophonist Jimmy Mitchelle neu gründete: die Revellers (keine Verbindung zur bekannten Gesangsgruppe). Direktor Trenholm schickte die Collegians und die Revellers gemeinsam auf die Reise und sorgte bei jeder Station für eine Band -Battle. Es dauerte nicht lange, da vereinigten sich beide Formationen und zogen erfolgreich als Bama State Collegians durch die Südstaaten. Im Sommer 1933 kamen sie zum ersten Mal nach New York, spielten auf Long Island und unentgeltlich bei diversen Veranstaltungen sowie mit einem Misserfolg im berühmten Savoy Ballroom. Zurück in Montgomery waren sie wieder die Größten, bis Earl Hines mit seiner Band in der Stadt gastierte. „Da kamen die großen Asse mit ihrem neuen Bus und sie waren siegessicher“, berichtete der Saxophonist Haywood Henry. „Sie spielten ohne Notenstander, ohne Noten. Für sie war es einfach eine Jam-Session. Wir begannen mit unserem Schlagerpotpourri und endeten mit Earls eigenem ,Deep Forrest‘ bei dem unser Pianist Avery Parrish glänzte und Hines beeindruckte. Der schickte nun jemanden raus, das Notenrepertoire zu holen. Dann spielten sie ‚Chinatown‘, wobei die ganze Blechgruppe Louis Armstrongs Trompetensolo vierstimmig spielte. Das war in dieser Battle ein absoluter Pluspunkt für sie. Doch wir hatten das schon im Radio gehört und danach ein Arrangement geschrieben. Also spielten wir es ebenfalls und wir hatten Erskine Hawkins, der in der Lage war, eine ganze Oktave höher zu blasen, als der beste Trompeter in Earls Band. Die Zeitung in Pittsburgh bekam Wind davon, brachte einen Bericht darüber, und die Agenten in den Nordstaaten zeigten mit einem Mal Interesse für uns.“ Die Neuigkeit gelangte bis nach Chicago und zu Joe Glaser, der Louis Armstrong und andere Stars erfolgreich betreute. Glaser wollte mit dem sensationellen jungen Trompeter Hawkins eine Band gründen, schickte ihm eine Fahrkarte und 100 Dollar Spesengeld. „Ich behielt die Fahrkarte einen oder zwei Monate und schickte sie erst dann zurück“, erzählte Hawkins. Als ich noch im College war, bekam ich schon Angebote von Fletcher Henderson, später von Duke Ellington und Cab Calloway, aber sie wollten immer nur mich allein, und ich mochte das, was wir machten, nicht aufgeben.“ Für eine neue Tournee verstärkte Hawkins, der nun die musikalische Leitung der Collegians neben dem Sänger und Saxophonisten Jay B. Sims, übernommen hatte, 1935 die Band mit dem jungen Trompeter Dud Bascomb (1916–1972), ebenfalls ein Armstrong-Bewunderer. Im September spielten sie eine Woche im renommierten Harlem Opera House (New York, 207 West 125th Street). Feets Edson, ein Mann mit vielerlei Verbindungen, wurde ihr Manager und umsichtiger Betreuer. „Im Harlem Opera House bekamen wir 40 Dollar“, berichtete Dud, „und dann gingen wir in die Innenstadt und spielten in ein paar Theatern und bekamen sogar 61 Dollar. Wir dachten, du liebe Güte, da haben wir gar keine Lust mehr, in den Süden zurückzukehren. Danach bekam die Band Engagements im Ubangi Club in der Seventh Avenue einem Pendant zum Cotton-Club mit ebenfalls nur weiße Publikum und hohen Preisen.“ Erskine Hawkins, der absolute Star der Band, wurde nun auch ganz offiziell der Bandleader. „Ich hatte keine große Lust dazu, aber die ganze Zeit, solange Sims dirigierte, hatte ich ohnehin immer die nächsten Stücke vorgegeben.“ Pianist Avery Parrish, ein weiterer Star der Band, Komponist von After Hours, heiratete zu der Zeit übrigens die spätere Armstrong-Sängerin Velma Middleton (1917–1961). Das Engagement im Ubangi Club lief im Oktober 1935 aus, und in den folgenden Monaten hielt sich die Band mehr schlecht als recht über Wasser – wie etliche andere Orchester auch, denn der Swing-Craze hatte noch nicht begonnen.Erskine Hawkins, der durchaus in einer anderen Band hätte mitspielen können, ließ sich jedoch nicht beirren und vergrößerte sogar voller Zuversicht seine eigene und holte sich Sammy Lowe als ersten Trompeter und Arrangeur. Eine Big Band zu leiten, gleichzeitig erste Trompete und die Soli zu spielen, hielt er nicht für eine ideale Lösung. Mit Lowe als Lead-Trompeter konnte sich Hawkins darauf konzentrieren, die Band zu dirigieren und als gut aussehender stattlicher Bandleader vorn zu stehen, wo die Leute ihn sehen und seine virtuosen Leistungen bewundern konnten – ein Aspekt, mit dem die erfolgreichen Bands der nun folgenden Zeit aufwarteten: ein Star mit Instrument vor seinem Orchester. Bemerkenswert ist dabei, dass Hawkins einer der wenigen Trompeten-Asse war, die sich nicht als Sänger produzierten. Im Juli 1936 entstanden für Brunswicks Label Vocalion die ersten beiden Schallplatten als „Erskine Hawkins and his Bama State Collegians“ mit je zwei ziemlich kommerziellen Titeln und dem grauslichen Gesang eines Billy Daniels. Der übertraf die Vocal-Parts von Dan Grissom bei Lunceford noch um ein Vielfaches, wie auch fast alle nachfolgenden Sänger der Hawkins-Band, bei deren Falsett-Gejaul man nicht sicher sein kann, ob es ernst gemeint oder als Parodie gedacht war. Und die Band bannte bei ihrer zweiten Sitzung im September 1936 schon eine ihrer bald typischen Kopien bekannter Einspielungen in die schwarzen Schellack-Rillen: „Big John’s Special“ etwa klingt mit recht guten Soli wie eine Lunceford-Fassung der Fletcher-Henderson-Aufnahme aus dem Jahr 1934. 1937 wurde die Band für ein Jahr lang zur Hausband im Harlem Uproar House an der 52. Straße, einer Seitenstraße vom Broadway. „Man konnte es ein Stahlwerk oder eine Kohlenzeche nennen“, sagte Sammy Lowe, „solange ich dort war bekam ich die Sonne nicht zu Gesicht. Wir fingen um 19 Uhr an und spielten ununterbrochen bis gegen 4.15 Uhr am Morgen. Dann aßen wir irgendwo etwas, gingen total erschossen nach Hause und schliefen, bis es wieder Zeit war zur Arbeit zu gehen.“ Schließlich erreichten sie dann doch noch ihr Traumziel, den New Yorker Savoy Ballroom, wo sie mit ihren langsamen und mittelschnellen Swingnummern großen Erfolg hatten. Es wurde zu einem nur zeitweise unterbrochenen Engagement: Von 1938 bis zur Schließung im Jahr 1957 spielte „Erskine Hawkins The Twentiest Century Gabriel and his Orchestra“, wie die Band nun hieß, im „home of happy feet“ in der Lennox Avenue 596 zwischen der 140. und 141. Straße West im Wechsel mit nahezu allen Top-Bands der Zeit auf der gegenüberliegenden Seite der Tanzfläche. Saxophonist Jimmy Mitchelle erinnerte sich daran, wie die Hawkins-Band Duke Ellingtons Leute einmal zu Höchstleistungen anstachelte: „Sie taten sich gegen uns zusammen und sagten Roll out the Barrel an. Darin waren Teile ihrer meisten großen Nummern eingefügt. Wir hielten mit unseren Sachen dagegen und bekamen vom Duke ein raffiniertes Kompliment. Denn er sagte zu Charles Buchanan, dem Savoy-Manager, dass beim nächsten Mal, wenn seine Band engagiert würde, die Hawkins-Band fortgeschickt sein müsste.Doch es gab bei diesen uns heute doch etwas merkwürdig anmutenden Band-Battles auch Niederlagen. Gegen Bunny Berigans Band mit Buddy Rich am Schlagzeug war Hawkins Drummer wie gelähmt. Wir warteten auf die Breaks, mit denen uns James Morrison sonst in das Stück hinein schleuderte, erzählte Haywood Henry, doch der saß einfach da und sagte: Macht was ihr wollt, fangt einfach an. Er wollte kein Solo bringen, wenn Buddy Rich in der Nähe war.“ Die beliebten Stücke der Band, waren auch bei Bluebird als Schallplatten zu 35 Cent erfolgreich. Dort konnte Hawkins ab 1939 (nach drei vorausgegangenen Bestsellern auf Vocalion) eine Reihe von echten Hits verbuchen, für die er zum Teil auch als Komponist verzeichnet ist, wie „Do You Wanna Jump, Chillun?“, „Whispering Grass“, „Dolomite“, „Five O’Clock Whistle“, „Tippin’ In“, „After Hours“, „Song Of The Wanderer“ und natürlich „Tuxedo Junction“. Bei einer Schallplattenaufnahme brauchte Hawkins am 18. Juli 1939 etwas für die B-Seite von Gin Mill Special. „Dafür nehmen wir die kleine Schlussnummer, die wir immer im Savoy spielen“, entschied Hawkins. Die kleine Nummer war inzwischen zu einer zehnminütigen Darbietung gediehen und musste drastisch gekürzt werden, um auf eine 78er Platte zu passen. Er nannte sie „Tuxedo Junction“. „Tuxedo Junction hieß die Kreuzung der Ensley Avenue und 20. Straße in Birmingham in der Nähe vom Tuxedo Park. Die Straßenbahnen fuhren hier in drei verschiedene Richtungen und der Schaffner hatte immer so einen eigenartigen Tonfall, wenn er Tuxedo Junction ausrief. Daher stammt die Idee, eines unserer Stücke so zu nennen.“ Heute ist dort eine Erinnerungstafel angebracht. Tuxedo wurde ein solcher Hit, dass Hawkins es 1939 zu seiner Erkennungsmelodie machte. Trotzdem erinnert der Titel heute mehr an Glenn Miller, dessen geglättete und langsamere Version des Arrangements von William Johnson für die Hawkins-Band ebenfalls auf Bluebird mehr Erfolg hatte. 15 Wochen hielt sich die Platte von Hawkins unter den Top 30 der damaligen Schlager, 19 Wochen blieb die von Miller in den Charts und wurde mehr als eine Million Mal verkauft. Doch der Trompeter bedauerte das Ungleichgewicht nicht: „Schließlich war ich Mit-Komponist bei dem Stück und bekomme noch 50 Jahre später dafür Tantiemen.“ Erskine Hawkins wird in den Jazzbüchern überwiegend als High-Note Trompeter bezeichnet. Und zahlreich sind die Erzählungen über seine artistischen Leistungen mit den damals beeindruckenden hohen Trompeten-Tönen, für die Louis Armstrong sozusagen die Richtung angab. Seine Verehrer bemühten sich, ebenso wie er das hohe C zu treffen. In Stücken wie „Tiger Rag“ und „Shine“ baute Armstrong bei seinen Shows in seine improvisierten Soli oft 100 und mehr hohe C ein, die er manchmal in einem so raschen Stakkato brachte, dass wenn überhaupt nur ein Musiker sie hätte zählen können. „Louis Armstrong hat mich wohl am meisten beeinflusst, als ich anfing zu spielen. Ich kaufte alle seine Platten und lernte seine Soli.“ Als er seinem Idol zum ersten Mal persönlich begegnete, war Louis gerade von einer zweijährigen Europa-Tournee zurückgekehrt. Hawkins war Star im Apollo Theater in Harlem, weil er selbst 100 hohe C in „Shine“ hineinpickte. Unvergesslich blieb ihm der Tag, an dem Satchmo ins Apollo kam, auf die Bühne eilte und ihn herzlich beglückwünschte. Und er ermahnte mich auch: „Bleib nicht zu lange auf der Bühne, komm runter und gönn deinen Lippen eine Erholung.“Das hat sich Hawkins wohl auch für seine Plattenaufnahmen zu Herzen genommen: Nur wenige der Aufnahmen des Gabriel des 20. Jahrhunderts, wie Hawkins genannt wurde, enthalten die anhaltenden und heute nervenden Quietschpassagen und er teilte sich dabei auch die Trompeten-Soli mit dem von ihm kaum zu unterscheidenden Wilbur Dud Bascomb.Anfang der 1950er Jahre musste auch Erskine Hawkins die Besetzung seiner Band reduzieren, stellte aber immer wieder Bigbands zu Veranstaltungen und Aufnahmen zusammen. 1962 entstanden die letzten Aufnahmen für eine Imperial-Langspielplatte. 1979 war er mit dem Jazz Repertory Orchestra Star beim Jazz Festival in Nizza/Frankreich und trat noch in den 1980er -Jahren gelegentlich auf. 1947 war Erskine Hawkins vom Alabama State College mit dem Ehrendoktor für Musik ausgezeichnet worden, 1989 erhielt er von der Alabama Music Hall of Fame den Lifework Award for Performing Achievement. Erskine Hawkins starb am 11. November 1993 in Willingboro/New Jersey im Alter von 79 Jahren. Übrigens: Gabriel, das heißt Held Gottes, ist einer der vier Erzengel, im Buch Daniel, im Lukas-Evangelium, Ausleger von Visionen und Bote Gottes. Meine mir selbst immer wieder gestellte Frage nach dem Ursprung der Verbindung zwischen einerseits Gabriel und andererseits Louis Armstrong, der ja hoffte, dass nach seinem Ableben Gabriel seine Musik mag, sowie auch die Titulierung „Gabriel des 20. Jahrhunderts“ für Erskine Hawkins hat Friedel Keim mit seinem großartigen Werk „Das große Buch der Trompete“ (Schott Musik International, Mainz 2005) ausführlich beantwortet. Er schreibt: „Dies alles lässt sich ganz einfach erklären, schrieb Johann Ernst Altenburg doch schon 1795: So ist es auch allerdings als ein Vorzug anzusehen, dass vor allen anderen Musikern, den Trompetern der Erzengel Gabriel, als ein besonderer Patron vorgesetzt ist, diesem aber die Trompete vorzüglich gewidmet sey.“ (S. 221) Da versteht man, dass Musiker wie Jack Teagarden oder Nat Gonella beklagten „Someone Stole Gabriels Horn“. Inzwischen dürfte ihm einer der Jazzmusiker wohl sein Zweitinstrument geschenkt haben. Von Gerhard Klußmeier
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