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Mit der Verabschiedung des früheren Geschäftsführenden Direktors Roland Beneke, dessen „Kind“ die Reihe „Jazz in der Semperoper“ war, in den Ruhestand wechselte die Verantwortung für dieses Jazzprojekt zu Hans-Georg Wegner. Der Dramaturg, schon vorher in die Durchführung der Jazzkonzerte einbezogen, lenkt gemeinsam mit Matthias Creutziger seit 2005 den Kurs des Semperoper-Jazzdampfers. Jazzzeitungsmitarbeiter Mathias Bäumel befragte sie. Jazzzeitung: „Jazz in der Semperoper“ gibt
es nun seit etwa zwölfeinhalb Jahren. Die Reihe wurde einst von Hanns
Matz mitbegründet und vor allem von Roland Beneke etabliert und programmatisch
gestaltet. Wie schätzen Sie die bisherige Ausstrahlung und den Wert
der Reihe „Jazz in der Semperoper“ ein? Matthias Creutziger: Bisher konnten wir uns über mangelnde Resonanz nicht beklagen. Die Ausstrahlung der Jazzkonzerte bestand und besteht darin, dass wir ein für die Oper untypisches Publikum ins Haus locken, das vielleicht auch andere Angebote der Semperoper in Anspruch nehmen wird. Wenn beispielsweise bei unserm Jocelyn-B.-Smith-Konzert die Leute aufstehen und zwischen den Samtsesseln so gut es geht tanzen, dann ist das ein Wert für sich. Die Semperoper wird einfach als Bühne wahrgenommen, auf der hervorragende Musik gemacht wird. Und dank der Prominenz des Hauses bleibt Jazz durch unsere Konzerte ein Thema in einer ungewöhnlich breiten Öffentlichkeit. Diese Einbettung unserer Konzerte in die Jazzszene ist wichtig und unterdessen auch etabliert. Jazzzeitung: Können Sie sich mit anderen Jazz-Reihen in anderen deutschen Opernhäusern – zum Beispiel Halle oder Frankfurt am Main – vergleichen? Creutziger: Vergleiche hinken immer, da jedes Haus ein anderes Umfeld oder andere Strukturen von Konzerten innerhalb der Region hat. Aus unserer Sicht setzt man in Halle inhaltlich auf „bezahlbare“ Jazzgrößen und zweitens auf Themen (beispielsweise aktuell „Women in Jazz“). In Frankfurt am Main sind ausschließlich große internationale Stars (Herbie Hancock, Jacky Terrasson, Bobby McFerrin) auf der Bühne. Andere Opernhäuser arbeiten mit den vor Ort ansässigen Jazzclubs zusammen und öffnen ihre Türen für große internationale Festivals (Leipzig, Münster, Chemnitz). Jazzzeitung: Was eigentlich ist das Ziel von „Jazz in der Semperoper“? Nur eine erhoffte Verjüngung des Publikums? Wegner: Jazzmusik gehört in eine Reihe mit Kunstformen wie Oper, Sinfonie- und Kammerkonzerten, weil hier kreativ, live und „handgemacht“ Emotionen entstehen. Jazz ist in diesem Sinne eine zusätzliche Farbe im Musikprogramm der Semperoper. Für viele junge Menschen ist so ein Jazzkonzert vielleicht auch ein erster Kontakt mit dem Opernhaus, bei dem sie merken, dass das, was in diesem Haus geschieht, nicht zwangsläufig spießig ist. Jazzzeitung: Roland Beneke hatte keinen Hehl daraus gemacht, dass er einige Musiker für ein Konzert auch deshalb auswählte, weil sie Helden seiner „Jazzjugend“ waren. Was ist hingegen Ihr Programm-Konzept? Creutziger: Die Herangehensweise von Roland Beneke hatte natürlich ihre Berechtigung und ihre Hintergründe in den Bedürfnissen der heute 60- bis 70jährigen. Bestimmte Jazzgrößen zu erleben, war unter DDR-Vorzeichen unmöglich. Nach der Wende war es wichtig, diese Bereiche abzuarbeiten. Vorwiegend war die Nachkriegsgeneration an Jazzern hier. Wegner: Matthias Creutziger und ich haben jetzt überlegt, wie wir die Reihe fortentwickeln können: Da haben wir „late night jazz“, wo in Zusammenarbeit mit den Jazzabteilungen der mitteldeutschen Musikhochschulen erfolgversprechende Studentenbands vor dem eigentlichen Konzert und in der Pause in den Foyers spielen und auf der großen Bühne ein bekannter Solist aus dem breiten Feld des Modern Mainstream gemeinsam mit einer besonders aufregenden Band aus der Region auftritt. Creutziger: Neu ist „jazz gala“. Hier sind wir bestrebt, einen Weltstar auf die Bühne zu bekommen. Und ebenso neu ist „jazz spezial“. Hier werden Musiker präsentiert, die die musikalischen Eigenheiten ihrer Landeskultur oder der regionalen Folklore aus der Sicht des Jazz interpretieren. Jazzzeitung: Und wie kommt das bisher an? Creutziger: Das Konzept ist jetzt erst am Start. Das erste Konzert war „late night jazz“ mit Jocelyn B. Smith und dem Christian Rover Trio. Am Ende gab es so genannte „standing ovations“. Da kann man wohl von einem gelungenen Auftakt sprechen. Wegner: Glücklicherweise konnten wir mdr Figaro und die Dresdner Neuesten Nachrichten mit ins Boot für unsere Jazzkonzerte holen. Die beiden Medien präsentieren von nun an unsere Konzerte. Und auch die TU Dresden als ein weiterer Kooperationspartner arbeitet kräftig mit. Was den „late night jazz“ betrifft: Berühmte Namen ziehen natürlich Publikum. Aber was ist mit all den hervorragenden Musikern, deren Name noch nicht so bekannt ist, dass sie ein Haus mit 1.300 Plätzen allein füllen könnten? Die Antwort war, beides zu kombinieren: Eine hervorragende junge Band mit einer hinlänglich berühmten Formation. Es handelt sich also nicht um ein Konzept von Vorband und Hauptact, sondern um die Idee, neue Namen im Jazz zu präsentieren. Jazzzeitung: Was sind die nächsten Konzerte, wie weit gehen die Planungen? Creutziger: Mit dem Konzert Pino Minafras am 13. März
2006 fiel der Startschuss für „jazz special“. Der aus
Bari/Süditalien stammende Trompeter kam mit seinem Projekt „Terronia“.
Es fragte Mathias Bäumel |
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