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Von den Rock-Dinos kennen wir das seit einigen Jahren: Die tingeln unermüdlich durch die Lande und versuchen nun, mit ergrauter Matte und Schmerbauch ausgestattet, verzweifelt noch ein bisschen was von ihrer glorreichen Vergangenheit abzuschöpfen. Ein ähnliches Gefühl stellte sich ein, als jetzt drei Heroen des Jazzrock im Nightclub des Bayerischen Hofs gastierten: Der Gitarrist Larry Coryell (Jahrgang 1943), der Bassist Victor Bailey (Jahrgang 1960) und der Schlagzeuger Lenny White (Jahrgang 1949) spielten ein Konzert, das mitunter den Charme einer Garagen-Jam-Session besaß (in der sogar Led Zeppelins „Black Dog“ angestimmt wurde).
Es gab einige beseelte Momente an diesem Abend: Wann immer der schlohweiß gewordene Gründer der Formation „The Eleventh House“ seine akustische Stahlsaitengitarre vom Ständer zupft, wird es direkt innig: Er lässt Flageoletts wie einen Schwarm liebestrunkener Glühwürmchen durch den Raum tänzeln und pflückt ein paar sehr schöne Akkordverbindungen vom Griffbrett. Wenn Coryell dann aber zur elektrischen Gitarre greift, wird es einigermaßen schrecklich. Es fängt schon mit dem furchtbar dünnen Sound des Instruments an. Und dann Coryells Spielweise – wenn Bailey und White mächtig pumpen, fällt auf, dass Coryell jede Funkyness fehlt. Auch sein Swinggefühl ist nicht besonders ausgeprägt. Schlimmer aber war, dass der Gitarrist nicht in der Lage ist, ein Solo vernünftig zu gestalten. Wenn ihm nichts mehr einfällt, verliert er sich in chromatischen Läufen oder raspelt sich schlampige Zwischenspurts zusammen. Immerhin dosiert er das, was er nicht spielen kann, etwas vorsichtiger als noch vor ein paar Jahren. Und noch etwas für die Habenseite: Die Energieleistung des Gitarristen stimmte. Aber sie war wohl auch den Mitspielern des Gitarristen zu verdanken. Lenny White heizte mit soliden Beats ein und der wendige Victor Bailey, der einst als Nachfolger von Jaco Pastorius zu Weather Report stieß, brachte richtig viel Bewegung in die zwischen Rock, Funk und Jazz hetzenden Stücke. Umwerfend ist seine Tapping-Technik: mit beiden Händen tappst der Schlaks ungestüm zwischen den Bünden herum. Ein Höhepunkt des Konzerts war denn auch sein unbegleitetes Solo: Bei „Birdland“ erlaubte er sich zwar ein paar grobe Patzer, aber das Publikum hörte die Vöglein zwitschern. Ssirus W. Pakzad |
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