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Leicht ist es nicht, als Rockstar in die Jahre zu kommen. Die einen ambitionieren dem Schlagwort vom Alterswerk hinterher. Die anderen bleiben zusammen und tönen den besseren Tagen nach. Vernon Reid (Jahrgang 58), begnadeter Gitarrist der ersten schwarzen Mega-Funk-Metal-Band Living Colour, geht den dritten Weg. Nach Grammys und Millionenverkäufen in den 80ern, nach Platten mit Santana, Jagger oder Tracy Chapman und nach der großen Reunion-Tour vor zwei Jahren führt der ihn dorthin zurück, wo alles begann und wieder neu beginnen könnte: in die Clubs. In Halle bedeutete das natürlich objekt 5, bedeutete dicht stehende Leute und wieder einmal einen Großen der Branche auf Augenhöhe. Und was mit lauten Trommelschlägen begann, sollte nicht so bleiben: Es wurde noch lauter, wurde die angekündigte große Klangwand. Die Finger liefen und liefen übers Griffbrett, der Bass vibrierte knochentrocken, das Schlagzeug stampfte, stolperte und schob. Nicht nur weil die Keyboards sehr nach Hammond klangen, schaute diese zweite Lust mehr zurück als nach vorn. Einer wie Vernon Reid, der einst gleichermaßen mit Hendrix wie mit Coltrane sozialisiert wurde, weiß das natürlich und schlüpft im Fortgang in diverse Kostüme. Nicht zufällig heißt die Band „Masque“ und ihre erste Platte trug die falschen Identitäten im Titel. Von der gerade erschienenen neuen gab es eine überraschende und ausgedehnte Fassung von Depeche Modes „Enjoy the Silence“, die dramaturgisch bei der Stange blieb und sich eben darum vom gesamten Programm abhob. Es gab einen astreinen Blues, einen verschachtelten Dub Reggae, eine wie schwebend tragende Trance-Gitarre und noch eine intensiv groovende freie Draufgabe – viele schöne Teile, die größer waren als ihre Summe. Ulrich Steinmetzger |
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