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Es begann als steife Pressekonferenz nach Schema F und endete als ein flammendes Bekenntnis zum Jazz. Auf der Frankfurter Musikmesse 2005 promotete Konzertveranstalter Fritz Rau ein ganz spezielles Buch- und CD-Projekt auf seine Weise. Rau, der 1953 gemeinsam mit Horst Littmann das älteste deutsche Jazzfestival, das Jazzfest Frankfurt aus der Taufe gehoben hatte, gab sein ganz persönliches Bekenntnis zum Jazz Frankfurter Provenienz ab: 1941 hatte sich der Hot Club Frankfurt gegründet, ein Verein um Carlo Bohländer, Hans Otto Jung und Emil Mangelsdorff, der bereits in den Kriegsjahren Jazz als Bestandteil einer Untergrund-Jugendkultur spielte und lebte. Ein Beispiel dafür, so Rau, dass es schon vor Kriegsende eine deutsche Jazzkultur gegeben habe, Jazz sei kein Reeducationprogramm der Amerikaner gewesen, sondern die Musik der jungen Leute, mit der sie ihren Widerwillen gegen die uniforme nationalsozialistische Kultur geäußert hätten. Während seiner Ansprache hielt er einen schweren Folianten nach oben: Die Chronik „Frankfurt Sound. Eine Stadt und ihre Jazzgeschichte“ von Jürgen Schwab. Das aufwändig ausgestattete Buch erscheint in der zweiten Auflage und wird gemeinschaftlich herausgegeben von der Stadt Frankfurt am Main, dem Jazzinstitut Darmstadt, dem Hessischen Rundfunk, dem Institut für Stadtgeschichte und dem Amerika Haus Frankfurt. Beigelegt sind wiederum zwei CDs mit Hörfunk Features zum Thema „Frankfurts Goldene Hochzeiten mit dem Jazz“. Neben Autor Schwab, Fritz Rau und Frankfurts Kulturdezernent Hans-Bernhard Nordhoff saß auch ein junger CD-Produzent auf dem Podium: Jan Hagenkötter vom Elektronischen-Label Infracom Records. Die CD „Der Frankfurt Sound“, zusammen mit Jürgen Schwab produziert, enthält Kleinodien Frankfurter Jazzkünstler, darunter Musik von Albert Mangelsdorff, Peter Giger und der Family of Percussion, Volker Kriegel, der hr Big Band, Karl Berger, Ralf Hübner, Emil Mangelsdorff und Alfred Harth und anderen. Hagenkötter kam nach eigenen Worten als „Räuber“, das heißt als DJ, der Jazz auflegte und neu mischte, zum Jazz. Obwohl seine Gäste – die Wohlstandskinder der 90er-Jahre – zu seinen remixten Jazzsounds leidenschaftlich tanzten, hatten sie doch kein Wissen über Jazz und auch kein wirkliches Interesse. Dieses von ihm empfundene „Loch zwischen den Generationen“ zu stopfen, ist seither sein verlegerisches Bemühen und mit der neuen Jazz-CD in seinem elektronisch geprägten Katalog gelingt ihm dies sicher ein Stück weit. Andreas Kolb |
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